ADAC Rallye Pfalz-Saarland 2014


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Wohl in keiner anderen Form des Motorsports ist die Verbindung von Fans und Zuschauern zu der Serie so groß wie im Rallyesport. Die wilde Hatz über – für diesen Zweck abgesperrte – öffentliche Straßen, Nebenstrecken, Feld- und Waldwege hat etwas von Gemeinsamkeit zwischen den Insassen der optimierten Serienfahrzeuge und den Tausenden von Menschen am Straßenrand. Rallyesport, das hat auch immer einen gewissen Volksfest-Charakter, ist mehr Gummistiefel als Lackschuh. Nirgendwo wird mehr über die Teilnehmer gesprochen, diskutiert, gefachsimpelt, ist die Nähe zu den Darstellern größer als auf den Asphalt- und Schotterstrecken vor der Haustür.

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Das hat auch der ADAC (endlich) erkannt und die Rallye-Aktivitäten in Deutschland in diesem Jahr neu gebündelt und sortiert. So wurde der Auftakt zur Deutschen Rallyemeisterschaft und zur sogenannten ADAC Rallye Masters an einem gemeinsamen Termin vollzogen: Die von der KÜS unterstützte ADAC-Saarland-Pfalz-Rallye sah im März alle Größen des deutschen Rallyesports und viele – mit Talent und Herzblut gesegneten – Nachwuchsfahrer aus allen Regionen der Republik am Start.

Die DRM (Deutsche Rallye-Meisterschaft) ist 2014 Teil des Veranstaltungspakets des ADAC Rallye Masters. Zudem ging es bei der Auftakt-Veranstaltung auch noch um Punkte zur Euro Rallye Trophée (ERT) und zur Luxemburger Rallyemeisterschaft. Das Herz der Rallye schlug auch in diesem Jahr wieder in der nordsaarländischen Kreisstadt St. Wendel. Mit zwei spektakulären, illuminierten City-Prüfungen, dem KÜS-Stadtrundkurs und anspruchsvollen Teilstücken im Saarland und in der Pfalz fand der Rallyesport im motorsportverrückten St. Wendeler Land kompakt und ereignisreich zu seinen ursprünglichen Wurzeln zurück.

14 Veranstaltungen in allen Regionen Deutschlands umfassen die ADAC Rallye Masters. Bezahlbarer, aber dennoch mit hohem Leistungsanspruch versehener Motorsport an der Basis: Das ist das Credo dieser Serie. Zum Auftakt gastierten die „Masters“ im äußersten Westen der Republik. Dort, teilweise sogar auf den Teilprüfungen des deutschen WM-Laufes rund um Trier, ist der Rallyesport seit vielen Jahren besonders tief verwurzelt. Keine andere Sektion des Motorsports ist aber auch so sehr auf das Mitwirken des Wettergottes angewiesen wie die „Quertreiber“ abseits der großen Rundstrecken.

Deswegen blickten alle Teilnehmer angesichts der Erfahrungen des Vorjahres mit Minus-Temperaturen, Schnee und Matsch, auch ein wenig sorgenvoll an den Himmel, bevor der erste Rallyewagen auf die etwa 140 WP-Kilometer geschickt wurde. Doch die Region erfreute mit frühlingshaften Temperaturen. Was aber nicht bedeutete, dass die selektiven Testrouten im trockenen Zustand nicht anspruchsvoll gewesen wären. Denn von den 65 Teams, die die Rallye am Freitagabend aufgenommen hatten, erreichten am späten Samstagabend etwa zwei Drittel die Zielrampe auf dem St. Wendeler Schlossplatz.

Wer es aber heil über die letzte Prüfung geschafft hatte, der war von der einzigartigen Atmosphäre der Veranstaltung vor allem beim engen und winkligen KÜS-Stadtrundkurs, angetan. „Eine tolle Erfahrung, so nahe im Renntrimm an den Fans vorbei zu rauschen und dann noch unter diesen schwierigen Licht-Bedingungen. Ich glaube, wir haben das genau so genossen, wie die vielen Tausend Besucher, die sich an der Strecke eingefunden hatten“, bilanzierte der erste Saisonsieger, der Stuttgarter Marc Wallenwein. Er war mit seinem Co-Piloten Stefan Kopczyk im Skoda Fabia S2000 das Maß aller Dinge dieser glänzend organisierten Veranstaltung. Gefolgt wurde er vom Vater-und-Sohn-Duo Hermann Gassner Junior und Senior, die im Mitsubishi Evo 10 mit ihren „Vorbetern“ die Plätze zwei und drei belegten.

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>>so etwas bietet nun einmal keine Rundstrecke!<<

Beeindruckend bei den Läufen zur „Formel 1 des kleinen Mannes“ ist immer wieder die Markenvielfalt in den einzelnen Klassen, von den kleinen „fliegenden Hasenkästen“ bis hinauf zu den teilweise werksunterstützten Boliden, die an die Performance eines World Rallye Cars (WRC) heranreichen. Da messen sich in den Cups und in den kleinen Hubraumklassen teilweise 18- und 19-jährige junge Männer und Frauen, die gerade mal die Grundbegriffe des Rallyefahrens gelernt haben, mit den „Alten Hasen“, die es nicht lassen können und neben dem Fahren natürlich auch noch Spaß am „Schrauben“ haben. Mut, Taktik, Fahrgefühl, technisches Verständnis und vor allem Teamgeist: das alles wird vorausgesetzt und ist gefragt. Denn Fahrer und Beifahrer müssen sich ohne Wenn und Aber aufeinander verlassen können.

Der Rallyesport auf dieser Ebene ist aber auch eine Schule für junge hoffnungsvolle Talente, die es möglichst ganz weit nach oben bringen wollen. Bestes Beispiel dafür ist das Opel Junior Rallye Team, das mit den beiden Paarungen Marian Griebel/Alexander Rath und Fabian Kreim/Josefine Beinke in ihren Divisionen richtig guten Rallyesport zeigt. Beide absolvieren in diesem Jahr ihre ersten Einsätze für das Opel Junior Rallye Team bei Läufen zur Rallye-Europameisterschaft, aber die notwendigen Voraussetzungen dafür holen sie sich bei Einsätzen wie der Saarland-Pfalz-Rallye.

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Das sind die eigentliche Qualität und die besondere Bedeutung von Rallye-Events auf dieser Ebene. Bei Veranstaltungen wie der Saarland-Pfalz-Rallye zeigt sich die integrative Kraft des Motorsports von Jung bis Alt, von Einsteigern mit einem ganz kleinen Budget bis hin zu Teams, die schon einen gewissen finanziellen Rückhalt mit einbringen können. Das zweitägige Rallye-Event an der Grenze, das aus der Pfalz-Westrich Rallye und der Saar-Pfalz-Rallye entstanden ist, gehört als Masters-Bestandteil zu den bedeutendsten nationalen Rallye-Kursen. Die emotionalen „Sidekicks“ für Fans und Fahrer wie der KÜS-Stadtrundkurs sind dabei das „Salz in der Suppe“.

Immer mehr Veranstalter gehen hin und versuchen die Besucher an den Veranstaltungsort zu binden und solche spektakulären Prüfungen, die mit dem Einbruch der Dämmerung beginnen und dann im Dunkel bei flirrendem Blitzlichtgewitter entschieden werden, ziehen immer mehr Zuschauer von nah und fern in ihren Bann.

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