Die «Ur-Monte» – Ein Porträt


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Es gibt inzwischen drei Veranstaltungen mit dem weltberühmten Namen. Die Rallye Monte-Carlo, Rallye Monte-Carlo Historique und die AvD Histo Monte. Die Mutter oder Königin aller Rallyes, wie sie genannt wird, ist und bleibt alleinig die Rallye Monte-Carlo. Nachdem Sie bereits im vergangenen Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum feiern konnte, ging es dieses Jahr (80. Rallye Monte-Carlo 2012) wie gewohnt weiter. Aber alles der Reihe nach.

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Toyota Corolla bei der „Königin der Rallyes“

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911 waren es einige wenige wagemutige, aber beherzte Rennsport-Fahrer, 23 an der Zahl, die sich mit ihren Automobilen zu einer besonderen Veranstaltung nach Monte-Carlo auf die Räder machten.

Das Startgeld betrug 50 französische Francs. Als Startorte wurden folgende Städte bestimmt: Berlin, Boulogne-sur-Mer, Brüssel, Genf, Paris und Wien. Rallye, vom Französischen rallier, bedeutet versammeln. Der Hintergedanke des Versammelns war, im monegassischen Monte-Carlo, die in den Wintermonaten etwas trostlosen und mit wenigen Gästen und Touristen besuchten Hotels und das Casino mit Gästen und Spielern zu füllen. Mit dieser Rallye sollte eine neue Einnahmequelle zum Sprudeln gebracht werden.

Eine für damalige Verhältnisse recht hohe Siegprämie in Höhe von 10.000 frz. Francs erhielt Henri Rougier. Rougier selbst war ein bekannter Flugzeugpilot und Grand-Prix-Rennfahrer auf Lorraine-Dietrich. Bei dieser ersten Monte siegte er auf einem 25 PS Turcat-Méry. Julius Beutler, ein Deutscher, startete von Berlin aus auf einem schweizerischen Automobil, einem Martini. Martini Automobile, eine sehr angesehene und erfolgreiche Firma produzierte in Saint Blaise, Nähe Neuchâtel im französisch sprechenden Teil der Schweiz. Die Fahrzeuge haben nichts gemeinsam mit einem italienischen Getränk gleichen Namens, welcher später jedoch sehr erfolgreich im Motorsport-Sponsoring agierte.

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W. Röhrl und C. Geistdörfer auf Ascona B 400 – Rallye Monte-Carlo 1982

Als erster Protestierender ging Beutler in die Rallyegeschichte ein. Beutler erhob Einspruch bei den Sportkommissaren gegen das Ergebnis. Denn einige Kontrollstellen auf dem Weg nach Monte-Carlo waren in der Nacht nicht besetzt gewesen. Die Sportkommissare zogen eine angenehme Nachtruhe im Bett der Kälte und den Widrigkeiten, auf die ankommenden Fahrzeuge zu warten, vor. In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde der eine oder andere Protest erhoben, auch wenn sehr umstritten. Nach der sehr erfolgreichen Titelverteidigung von British Motor Corporation mit ihren Austin- und Morris-Mini im Jahre 1966, Sieger bereits 1964 und 1965, erfolgte über Nacht eine Disqualifikation. Protestgewinner und damit zum Sieger erklärt wurde Citroën mit ihrer DS 21. Ausgangspunkt dieses Protestes waren Einfaden- anstatt Zweifaden-Glühbirnen in den Scheinwerfern der Minis. Und viele weitere Proteste folgten. Rauno Aaltonen fuhr einen weiteren Sieg auf Mini 1967 heraus.

Zigtausend Kilometer lange Anfahrten wurden nach 1976 bei der Rallye Monte-Carlo nicht mehr durchgeführt. Es war auch das vorletzte Mal, dass Sandro Munari und Silvio Maiga in einem Lancia Stratos den Sieg einfuhren. 1980 ein weiterer Sieg mit einem Fahrzeug aus dem Hause Fiat, denn Lancia gehört auch zu diesem Konzern. Und erstmalig kein Italiener am Steuer. Nein, ein Deutscher.

Sein Name ist Röhrl, Walter Röhrl. In Verbindung mit seinem genialen Beifahrer, Christian Geistdörfer, fährt er gegen den bis dahin als unschlagbar geltenden Lancia Stratos auf einem Fiat Typ 131 Mirafiori Abarth die schnellste Zeit und deklassiert alle nachfolgenden Fahrer um mehr als neun Minuten. Ein ähnliches Husarenstück gelingt diesem Duo, Röhrl/Geistdörfer, auf einem heckgetriebenen Opel Ascona B 400, 1982. Man höre und staune gegen die Quattros von Audi und gegen Porsche 911. Eine weitere Besonderheit erlebte die Rallyeszene, als Audi mit seinem Allradantrieb, genannt quattro, alles bisher Dagewesene in einem anderen Licht erscheinen ließ.

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Sébastian Loeb – sechsmaliger Sieger der Rallye Monte-Carlo 2012

Wie hieß das Team, welches als erstes mit einem Audi quattro diese schwierige Rallye gewinnt? Ja, richtig Röhrl/Geistdörfer, 1984. Röhrl siegte vier Mal. Jeden Sieg erlangte er mit einer anderen Marke.

Zwischen dem Fiat und Audi gewann er auf Opel und Lancia. Danach, im Jahr 1985 ein weiteres Highlight. Peugeot präsentiert und siegt mit einem kleinen aber feinen Zwerg in der Rallyeszene, dem 205. Aber einem Besonderen. Die genaue Bezeichnung Peugeot 205 TB 16.

Es war der Start der Gruppe B Boliden, auch Gruppe B Ungeheuer genannt. Ihnen wurde ihr Auftritt jedoch nach nur zwei Jahren in der weltweiten Rallyewelt verweigert. Aus sicherheitsrelevanten Gründen. Eins konnte man bis zu diesem Zeitpunkt resümieren. Die erprobte Technik fand in abgewandelter Form ihren Einsatz in der Serie.

Heute finden im Gegensatz der früheren Jahre sogenannte Sprintrallyes statt. Die Distanzen mit Zwischenetappen sind weitestgehend zusammengeschrumpft. Gerade aktuell ist deren «Länge» wieder ins Gerede gekommen. Die Überlegungen gehen in Richtung weitere Verkürzung der Strecke. Bei dieser Art von Rallyes dominiert seit Jahren der Franzose Sébastien Loeb. 2004 bis 2011 heißt der Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb mit Beifahrer Daniel Elena auf Citroën. Aktuell siegte er jetzt zum 6. Mal bei der 80. Rallye Monte-Carlo. Er zieht damit mit einer Dame gleich. Denn nur sie erlangte bisher, fast unbemerkt, in der Damenwertung der Rallye Monte-Carlo sechs Mal einen Sieg. Ihre beiden letzten Siege fuhr sie auf Toyota: Isolde Holderied. Herzlichen Glückwunsch.

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