Fahren ohne Fahrer


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In Braunschweig scheint es auf den Straßen zu spuken. In der Stadt ist in regelmäßigen Abständen ein von einem Computer gesteuertes Auto unterwegs. Das Forschungsfahrzeug «Leonie» ist mithilfe von Laserscannern und Radsensoren in der Lage, ohne Fahrer eine rund elf Kilometer lange bekannte Strecke zurückzulegen. Die Technik für das Projekt «Stadtpilot» entwickelte die Technische Universität (TU) Braunschweig und das angeschlossene Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF).

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Bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h kann «Leonie» auf der zweispurigen Fahrbahn des Braunschweiger Stadtrings die Spur halten, Kreuzungen berücksichtigen, Hindernisse beachten sowie Abstände und Geschwindigkeiten dem fließenden Verkehr anpassen. Das Forschungsprojekt «Stadtpilot» ist weltweit bisher einmalig, automatisches Fahren im realen Stadtverkehr hat Premiere. «Leonie» muss die Verkehrsregeln beherrschen und all das, was auch ein Mensch zum Autofahren benötigt. «Sie muss ihre Umwelt ‹sehen›, sie muss Entscheidungen treffen und alleine Gaspedal, Bremse und Lenkrad bedienen», sagt Projektleiter Jörn Marten Wille. Die ersten autonomen Fahrten seien allein schon wegen der realen städtischen Umgebung ein Meilenstein und Basis für viele weitere Forschungsjahre.

Ziel des Projekts in den nächsten Jahren ist es, den Braunschweiger Stadtring vollständig autonom zu umfahren

… und letztlich verlässliche Forschungsergebnisse für die Automobil- und Zulieferindustrie zu gewinnen. Die Herausforderungen liegen in der besonders komplexen Umgebung: Der dichte Verkehr auf der teilweise baulich getrennten zweispurigen Straße stellt erhöhte Anforderungen an die Umfeldwahrnehmung, die engen Straßen erfordern eine präzise Spurplanung und die dichte, urbane Bebauung erschwert dieexakte Positionsbestimmung.

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«Leonie» ist rein äußerlich ein normaler VW Passat Variant, 2.0 TDI. Der 350.000 Euro teure Wagen ist jedoch vollgestopft mit neuester Technik, die den hohen Preis ausmacht. Das Fahrzeug kann via Satellitenortung seine Position im Straßenverkehr berechnen. Die Daten der Laserscanner und Radarsensoren gehen an einen großen Rechner im Kofferraum. Hochsensible Technik sorgt dafür, dass «Leonie» ihr Umfeld in jedem Moment wahrnehmen und dann im Rechner weiterverarbeiten kann. Nach jeder Versuchsfahrt werden die Daten intensiv ausgewertet und neue Betriebssysteme geschrieben. «Das wiederholt sich alle sechs Wochen», betont Wille. Die neue Programmierung kommt erst in den Simulator, dann auf das Testgelände und erst danach fährt «Leonie» wieder auf der Straße.

Gegenwärtig sitzt zur Sicherheit noch ein Fahrer im Wagen, der im Notfall eingreifen kann. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher den Fahrer auf die Rückbank verbannen und irgendwann vollständig durch Technik ersetzen. Oberstes Ziel des wissenschaftlichen Projektes sei es, das Fahren im Straßenverkehr sicherer zu machen.

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