«Hey Boss, ich brauch mehr Power» – Truck-Grand-Prix auf dem Nürburgring


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Der «Urhahn Nordschleife» feiert in diesem Jahr bereits seinen 83. Geburtstag: Im Juni 1927 wurde der Nürburgring, der später als «Grüne Hölle» Geschichte machen sollte, eröffnet. Als die anspruchsvolle Berg- und Talbahn in der Eifel nicht mehr zeitgemäß war, und Niki Laudas schwerer Unfall dies vor mehr als drei Jahrzehnten deutlich bestätigte, wurde es Zeit für eine neue, zusätzliche Rennstrecke. Im vergangenen Jahr feierte der neue Grand-Prix-Kurs seinen 25. Geburtstag. Nur ein Jahr später wurde dort ein Rennen installiert, das heuer ebenfalls seine «silberne Hochzeit» in der Eifel feiert: Der Truck-Grand-Prix auf dem Nürburgring, der nur als «Trucker» in den jährlichen Motorsport-Kalender am «Ring» eingegangen ist.

Truck-Grand Prix 2010 001

Längst ist das «Elefanten-Treffen» im Schatten der Nürburg zu einem Spektakel der ganz besonderen Art geworden, bei dem sich nicht nur Fans mit viel Gunter-Gabriel-Romantik treffen, sondern das auch zu einem bedeutenden Fenster einer ganzen Industrie geworden ist. Wenn sich die dicken Brummer mit mehr als 1.000 PS auf der Rennstrecke in Läufen zur Truck-Europa-Meisterschaft messen, dann sind Firmen wie Freightliner, Renault, DAF, MAN oder Mercedes-Benz mit einer riesigen Marketing-Heerschar im Fahrerlager und an den Zugangsstraßen dabei. Wer etwas auf sich hält, und wer seine neuesten Produkte und deren Zuverlässigkeit vor geschätzten 150.000 Fans innerhalb weniger Tage demonstrieren möchte, für den ist Erscheinen Pflicht beim «Trucker».

Genau wie die Formel 1 oder die Rallye-Weltmeisterschaft ihre Fahrer-Ikonen wie die Herren Schumacher, Häkkinen, Loeb oder Grönholm hat und hatte, so gibt es auch im Trucksport Männer, die auf dem «heißen Sitz» im Truck zu fahrerischen Legenden wurden. Der Spanier Antonio Albacete, der deutsche Gerd Körber, oder auch Männer wie Markus Oestreich und Lokalmatador Heinz-Werner Lenz prägen seit vielen Jahren das Gesicht und die Rennen in der Truck-Europameisterschaft, zu der auch die Läufe auf dem Nürburgring zählen.

Aber nicht nur Männer haben die Geschichte einer Sportart, die eigentlich aufgrund ihres professionellen und beruflichen Hintergrundes nicht «anti-femininer» sein könnte, dominiert. Auch Deutschlands schnellste Frau auf Asphalt, die in Monaco wohnende gebürtige Rheinländerin Ellen Lohr, hat ihre erfolgreichen Spuren «auf dem Bock» eines Renntrucks hinterlassen. Die einzige Frau, die bisher (1992) einen Lauf zur Deutschen Tourenwagenmeisterschaft gewinnen konnte, fuhr Ende der Neunzigerjahre auch für ihren damaligen Partner Mercedes-Benz Lkws in der ETRC, der Truck-Racing-Europameisterschaft.

Truck-Grand-Prix

«Viele Konkurrenten sahen mich damals zunächst etwas mitleidig von der Seite an, aber ich habe mich auch da durchgesetzt. Letztendlich war die Rennerei auf den 1.000-PS-Lastwagen eine schöne Begleiterscheinung in meiner langen Karriere», sagt die heute 45-Jährige, die für Mercedes-Benz mit Rang drei beim Truck-Rennen im italienischen Misano sogar einen Podiumsplatz ergattern konnte. Ellen Lohr ist übrigens keine weibliche Einzelerscheinung in dieser vermeintlichen Männer-Domäne. Mit der jungen Französin Jennifer Janiec gibt es derzeit eine sogenannte «Race-to-Race-Pilotin», die immer mal wieder für männliche Kollegen bei EM-Rennen einspringt.

Was heißt, dass man nicht unbedingt ein Kraftprotz sein muss, um Maschinen mit weit mehr als 1.000 Pferdestärken gekonnt über den Nürburgring und andere europäische Rennstrecken zu bewegen. Im Renntempo versteht sich. Denn das ist, neben dem Herdenauftrieb der vielen Tausenden von Country-Fans in jedem Jahr, das Markenzeichen des «Trucker». Er ist jetzt zwar ein Vierteljahrhundert alt, aber längst noch nicht in die Jahre gekommen.

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