Seine Idee: Die edelsten und exklusivsten Harleys der Welt bauen. Keine Showbikes mit lächerlichem Airbrush und kindischen Chromattrappen, sondern Unikate, die ausschließlich mit den teuersten Bauteilen aus dem Rennsport von Hand zusammengebaut werden. Bikes, kunstvoll reduziert auf das Wesentliche und ohne zierenden Schnickschnack! Der Vater war Schlosser und so schlich sich Marcus Walz oftmals sogar heimlich nachts und am Wochenende in die Fabrik, um Metall aus dem Vollen zu schnitzen. Sein Erfolg ist nicht das Geld der Eltern, sondern einzig und allein der eiserne Wille, mit eigenem Können und Energie ganz nach oben zu kommen.
Der Durchbruch kam mit der ersten Messe in Daytona/Florida/USA. Neben den technischen Kunstwerken von Walz sahen die Bikes der amerikanischen Harley-Tuner plötzlich aus wie billige Repliken. Mit Zwölfkolben-Rennbremssätteln gegen die antiquierte Trommelbremse. Wie Rolex gegen Timex. Plötzlich schauten die etablierten Harley-Tuner nicht mehr nach L.A., sondern nach Hockenheim.
Und der Run auf die Walz-Motorräder begann. Bis zu 300 Rahmen und Bauteile schickt Marcus Walz pro Jahr an seine Filiale nach Miami. Zu den berühmtesten Kunden zählen beispielsweise Schauspieler Brad Pitt und die Formel-1-Legenden David Coulthard und Kimi Räikkönen. Eines verbindet die Kunden von Marcus Walz mit seinen Kunden: Der ultimative Wunsch nach Perfektion.
Wer Marcus Walz zum ersten Mal sieht, schätzt ihn locker zehn Jahre jünger. Kantiges Gesicht, braun gebrannt, tätowiert, durchtrainierter Körper, Designerbrille. Er ist engagiert, modelt sogar als prominenter Botschafter für den Tierschutz, verzichtet auf Fleisch und Lederkleidung. Marcus Walz hat hohe Ansprüche an sich und an seine Arbeit. Mit der gleichen Akribie, mit der Walz seinen Körper stählt, baut er die teuersten Motorräder der Welt.
Unikate, die manchmal nicht einmal mit Geld zu bezahlen sind. Marcus Walz sagt:
«In jedem meiner Motorräder steckt mein ganzes Herzblut. Wenn ich weiß, dass ein Kunde meine Arbeit nicht zu schätzen weiß, lehne ich den Auftrag auch schon mal ab.»
Seine Inspirationen holt sich Vielflieger Marcus Walz oft über den Wolken: «Kein Telefon, keiner der etwas von mir will. Auf Langstreckenflügen habe ich endlich einmal Zeit zum Entspannen und kreativ zu denken.» Seine Marotte: Walz chillt dann sogar oft mehrere Sitzreihen von seiner Mannschaft getrennt. «Ich will dann absolut meine Ruhe haben, den iPod aufsetzen. Der Service weiß, dass ich während dieser Zeit auch nichts zu essen oder trinken will.»
Auf dem Flug taucht Walz dann in seine Welt ab. Er erinnert sich an seine Kindheit, als er in den 80er-Jahren jede freie Minute in den Boxengassen vom Hockenheimring verbracht hat. Als Porsche mit dem 917 in Le Mans um die Wette fuhr und die Ford Mustang V8-Boliden noch in der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft fuhren. Und so stammen viele Inspirationen für die Walz-Bikes aus dem historischen Rennsport. Wie etwa Brad Pitts Motorrad «Le Mans», das an die legendären 1969er-Ford GT mit blau-orangener Gulf-Lackierung erinnert. Marcus Walz gilt in der Szene längst als Mythos. Vielleicht auch deshalb, weil er schon lange nicht mehr um des finanziellen Überlebens Willen arbeitet. So kommt es schon mal vor, dass Walz von einer Asien-Reise zurückkommt und ein fast fertiges Motorrad, was schon für den Kunden fertig verpackt und verzollt ist, wieder auseinander bauen lässt. Mit der Kompromisslosigkeit eines Besessenen sagt er: «Es ist mir völlig egal, ob ich auf eigene Kosten noch einmal alles zerlegen lassen und neu lackieren muss. Das Ziel ist ein Gesamtkunstwerk. Und wenn irgendetwas nicht passt, dann ist es keins. Denn erst die Summe aller Details ergibt das Ganze.»
Seine Mitarbeiter, übrigens begnadete Mechaniker und Metallbauer, wahrscheinlich sogar die Besten der Besten, haben sich mit dem unkonventionellen Führungsstil des Chefs abgefunden: «Hier käme niemand auf die Idee, auch nur ansatzweise mit mir diskutieren zu wollen, wenn ich etwas ändern will. Die wissen alle: Das hat keinen Sinn mit mir.» Das Privileg eines großen Künstlers.
Noch heute entspannt sich Marcus Walz am liebsten auf der Rennstrecke. Im Sommer ist jeden Donnerstag auf dem Hockenheimring «Touristentag». Was sich harmlos anhört, ist in Wahrheit freies Training für Könner. Marcus Walz sagt: «Mich interessiert eigentlich nur das Motorradfahren auf der Rennstrecke. Ich will wissen, bis an welches Limit sich ein Motorrad bewegen lässt. Was sind die wahren Grenzen? Auf öffentlichen Straßen herumeiern finde ich eher langweilig. Ich hasse es, den Blinker setzen zu müssen.»
Marcus Walz selbst fährt privat KTM und Ducati, sammelt alte Motorräder. Erst vor kurzem hat er die Zweitmarke WalzWerk gegründet. Eine Prototypenschmiede, die sich den luftgekühlten Zweizylindern verschrieben hat. Marcus Walz sagt: «Die schönsten Motorräder kann man nur mit luftgekühlten Motoren bauen. Bei Wasserkühlung haben wir zig Leitungen und Schläuche, die uns die Optik zerstören.» Wie Marcus Walz sein Leben in zehn Jahren sieht: Vielleicht wie früher als Kind, jeden Tag auf der Rennstrecke verbringen. Oder in einem Haus auf Ibiza am Strand wohnen. Und er fügt mit einem Blitzen in den Augen hinzu, «womöglich mit einer kleinen Werkstatt, in der ich nur etwas für mich bauen kann. Sagen wir mal: Motorräder.» War ja irgendwie klar.
2 Kommentare
Marcus Walz ist kein einziges Motocross Rennen gefahren. Er kam nie über Trainingsläufe in Walldorf hinaus. Wer erzählt eigentlich so einen Müll.
Guten Tag Bernd,
danke für deinen Kommentar. Der Autor Oliver Lauter hat sich hier sicherlich auf die Angaben auf der Homepage von Herrn Walz bezogen. Dort gibt er die MX-Karriere an.
Viele Grüße aus der KÜS-Bundesgeschäftsstelle