Jochen Sommer: Spezialist für hochkarätige Motorräder


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Jochen Sommer ist 45 Jahre jung, Diplom-Ingenieur Maschinenbau und seit beruflichem Start selbstständig. Nahezu ein Jahr hat er bei der Schweizer Motorrad-Legende Fritz W. Egli im aargauischen Bettwil verbracht, um sich in die diffizile Technik hochkarätiger Motorräder einzuarbeiten. Egli importierte schon damals auch «Enfield»-Motorräder aus dem südindischen Madras. Das führte auch zum Thema von Sommers Diplomarbeit: «Homologation der Enfield 500».

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Sommer tat es ihm gleich und wurde zur Deutschland-Station jener urigen schnörkellosen Bikes, die ihren Ursprung als «Royal Enfield» selbstverständlich in Großbritannien hatten. «Sie waren derart lust- und lieblos zusammengenagelt, dass ich tagelang arbeiten musste, um jede Einzelne für eine Straßenzulassung konform und sicher aufzuarbeiten», so Sommer über die Anfänge. Da er schon aus frühen Jugendjahren ein Liebhaber italienischer Fabrikate war (und auch heute noch ist), überraschten ihn dann auch die indischen Mängel nicht übermäßig. Heute verlassen sie seine Motorrad-Manufaktur im hessischen Städtchen Eppstein-Vockenhausen nur noch als«Sommer-finished». Auch das hatte er bei Fritz Egli gelernt. Dann packte ihn nach der letzten Jahrtausendwende der Diesel-Bazillus. «Vorher ging das nicht, weil der Diesel als laut, träge, schwer und dreckig galt», so Sommer im Gespräch. Dann setzten sich neue Technologien auch im Diesel-Serienbau durch und nahezu alle bis dahin negativen Seiten des Dieselmotors gehörten der Vergangenheit an. Zeit zum Handeln also. Auf der Suche nach einem passenden Selbstzünder fand Sommer dann die Firma Hatz in Niederbayern, die einen geeigneten Industriemotor im Angebot hatte. Der Deal war beschlossene Sache und hat sich bewährt. Da es Lieferprobleme mit den Enfields aus Indien gab, war auch die Idee, einen eigenen Rahmen zu entwickeln und zu bauen, zügig in die Tat umgesetzt.

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Mit diesem Schritt mutierte Jochen Sommer vom «Schrauber-Ingenieur» zum Hersteller.

Weitere Ideen wurden ausgetüftelt, verworfen, neu konzipiert. Und umgesetzt. Der Einzylinder-Triebling sollte seine «Kraft» von 8 kW (11 PS) und sein Drehmoment von 26 Newtonmetern nicht über Kette, sondern via Zahnriemen auf die Hinterhand übertragen. Klare Ansage: «Kette hält nur 10–25.000, Zahnriemen 60–85.000 Kilometer. Kette frisst Leistung, Zahnriemen nur unbedeutend.» Die Gabel ist mit einer 2-Kolben-Scheibenbremse bestückt, hinten reicht eine einfache Trommelbremse. Kein Kickstarter malträtiert bei gut 20 bar Kompressionsdruck das Schienbein, eine elektrische Starteinrichtung regelt das alles ganz easy. Und wenn dann das Leben im dieseligen Eintopf erwacht ist, geht es zwischen 70 und 95 km/h nervenschonend dahin. Endgeschwindigkeit: 99 km/h. Gleich, ob solo oder mit Sozia, der Verbrauch bleibt ziemlich konstant bei 2 Litern für 100 Kilometer Fahrstrecke. Das spart gehörig am Urlaubsbudget. Ebenfalls die Versicherungsquote, die bei etwa 50 Euro und Kfz-Steuer, die bei derzeit 36 Euro per annum liegt. Eine EU-Betriebserlaubnis liegt vor.

Im Augenblick beträgt die Lieferzeit noch 6–8 Monate, aber ab Spätherbst 2011 geht es zügiger mit der Auslieferung. Wer 8.600 Euro auszugeben bereit ist, hat dann nicht nur ein Motorrad, das quasi ewig hält, sondern gratis dazu ein recht reines ökonomisches und ökologisches Gewissen. Eine neue Zweirad-Zukunft hat begonnen und Jochen Sommer steckt mitten drin …

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