Kabarettist Georg Schramm zum DVD-Comeback der „Wutzkes“


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Er sieht fürchterlich aus – und ist es auch: Wutzke wurde in den frühen Neunzigern von den Folgen der deutsch-deutschen Wiedervereinigung förmlich überrannt. Heute ist die Comedy-Serie „Hühnerfieber“ um das spießige Oberhaupt einer familiären Chaos-Combo längst Geschichte. Zur Veröffentlichung der DVD sprach KÜSmagazin mit dem Kabarettisten Georg Schramm, der seinerzeit den Familienvater Wutzke gab.

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Fast fünf Stunden „Hühnerfieber“: Die Episoden um die Chaos-Familie Wutzke haben heute zeitgeschichtlichen Charakter. (DVD: Bear Family)

Herr Schramm, wie ist die Serie seinerzeit entstanden?

Es war im Anschluss an ein Satirefest in Berlin. Wir saßen in einer frohen Runde, waren richtig gut drauf, unter uns Uwe Römhild, der nicht nur aus der DDR kam, sondern auch Erfahrung hatte im Drehbuchschreiben. Plötzlich war die Idee da: Lasst uns doch mal so was versuchen, und der SFB hat uns tatsächlich einfach mal machen lassen.


Wie kamen die Wutzkes zum Seriennamen „Hühnerfieber“?

Ein Freund von mir, der bei der dpa arbeitete, gab uns einen entscheidenden Tipp: Solch ein Name muss für den Zuschauenden gut klingen, erst einen Lacher erzeugen und danach stutzig machen im Sinne von „Was soll denn der Blödsinn?“ So kamen wir zum „Hühnerfieber“. Inspiriert hat das meiner Erinnerung nach eine Karikatur von Friedrich Karl Waechter, in der ein Huhn fiebert.


Die Wutzkes werden manchmal mit den legendären Tetzlaffs verglichen. Wie sehen Sie selbst den Vergleich?

Ich bin selbst immer ein Fan der Tetzlaffs gewesen, bis heute. Wie „Ein Herz und eine Seele“ ist auch „Hühnerfieber“ politisch völlig inkorrekt. Aber bei Tetzlaff geht es um das politisch nach rechts orientierte Spießertum, und Tetzlaff ist Vater einer ganz klassischen Familie. Wutzke hingegen wird von den Folgen der Wiedervereinigung total überrannt, das Ministerium, in dem er arbeitete, wird überflüssig, dadurch wird er auch beruflich überflüssig und gewissermaßen arbeitslos, auch wenn er im Frührentner-Alter ist und es dadurch nicht so genannt wird. Wutzke hat auch keine klassische Familie, zum Beispiel kommt der Haushälterin eine große Bedeutung zu.

Gibt es eine Anekdote aus den Dreharbeiten, an die Sie sich besonders gerne erinnern?
Spontan sogar zwei. Erwin Grosche sollte mal in einer Szene auf dem Klo einen Achtzeiler rezitieren. Das ging nicht durch. Und dann hatte ich die Idee, den Wutzke überwiegend im Schlafanzug zu spielen, in einem, den man quasi bis zu den Achseln hochziehen konnte. Dazu wollte ich ihn auch schon etwas inkontinent erscheinen lassen, mit einem speziell platzierten Teefleck. Da war dann für Uwe Römhild die Obergrenze des Schrägen erreicht. Trotzdem wollte ich das mal über seinen Kopf hinweg so machen, er hat es allerdings sofort bemerkt und gestoppt.


Wie sehen Sie „Hühnerfieber“ selbst im Rückblick?
Meine Idee war, Wutzke von Folge zu Folge systematisch zu demontieren. Die Serie, so schräg, wie sie war, kam allerdings zehn Jahre zu früh.

Herr Schramm, vielen Dank für das Gespräch.

Digipack H.hnerfieber Test

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