Kollege Laster: Chance oder Schreckgespenst?


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Wer hat in Zukunft das Sagen auf unseren Straßen und Autobahnen, das Fahrzeug oder dessen Führer? Das Thema „automatisiertes Fahren“ ist längst kein Hirngespinst mehr. Forschung und Entwicklung sind der Umsetzung der Theorie in die Praxis bereits heute sehr weit gekommen. Besonders deutlich wurde diese Annahme bei einem Seminar des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) zum Thema „automatisiertes Fahren“.

Mercedes-Benz Future Truck 2025

Referent Markus Kirschbaum erweckt nicht den Eindruck, als sei er einer der Geschichten aus 1001 Nacht entsprungen. Sein Bericht ist ganz nah dran am „ganz normalen Wahnsinn“ dessen, was sich auf unseren Verkehrsströmen abspielt. Kirschbaum ist „Leiter Vorentwicklung autonomes Fahren Daimler Trucks“. Der Mann, das ist schnell klar, denkt in anderen technischen Kategorien und Zeitsprüngen.

Der Mercedes-Benz Future Truck 2025, den Kirschbaum uns an diesem Tage vorstellt, ist das Produkt einer langen Entwicklungsphase. Ein Wunderwerk der Konnektivität von Fahrzeugen untereinander, aber auch mit ihrer Umwelt. Und das Wichtigste: Das „Ding“ fährt. Im Juli des vergangenen Jahres wurde der Hightech-Laster als „Highway-Pilot“ in Magdeburg vorgestellt. Die Bilder, die Kirschbaum präsentierte, waren beeindruckend. Während der Fahrer entspannt in seinem drehbaren Sessel saß, via Laptop mit Freunden oder Kollegen kommunizierte , oder sich dem „zweiten Frühstück“ hingab, kutschierte ihn „Kollege Laster“ bei 80 km/h unter Ausnutzung aller möglichen Funktionen und mit einer Rundumsicht von 360 Grad geradewegs von Punkt A nach B. Und das Wichtigste: unfallfrei. Versteht sich. Der Fahrer, so sieht es das Projekt vor, greift nur nach Bedarf ein.

Hinter diesem Fahrzeug, dessen Front futuristisch anmutet, steckt intensive Forschungsarbeit. Entwickelt wurde er im Rahmen der Daimler Trucks Initiative „Shaping Future Transportation.“ Zu dem ganzheitlichen Ansatz des Programms gehöre, so Daimler, Ressourcenschonung, Senkung von Verbrauch und Emissionen, aber auch höchste Verkehrssicherheit.

Dieser Lkw der 2020er-Jahren mit all seinen digitalen Assistenzsystemen und Vernetzungen ist aber nicht nur eine Revolution auf dem Gebiet der Nutzfahrzeug-Entwicklung. Er ist auch ein Quantensprung für das gesamte Speditionsgewerbe. In nicht allzu ferner Zukunft werden die großen Speditionen ihre Mitarbeiter im Führerhaus nicht mehr ausschließlich als Fahrer, sondern als Transport- und Logistikmanager einsetzen. Mit der schönen alten Trucker-Romantik dürfte es wohl schnell vorbei sein.

Die technische Entwicklung eines großen Nutzfahrzeuges hin zum autonom handelnden Betriebskapital geht auch einher mit der Entwicklung des Güterkraftverkehrs auf unseren Fernstraßen. Allen Bemühungen zum Trotz, Schiene und Wasser mehr denn je in die Distribution von Gütern einzubinden, wird der Warentransport auf dem Asphalt zunehmen. Das Bundesverkehrsministerium rechnet alleine in Deutschland mit fast 40 Prozent mehr Verkehrsleistung bis zum Jahr 2030. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte sich die Nachfrage nach gewerblichen Transportleistungen im Vergleich zur heutigen Auslastung verdoppelt haben.

Mag sein, dass es da ein beruhigendes Gefühl ist, zu wissen, dass autonomes Fahren mit der aktuellen Technik bereits heute machbar ist. Vielleicht wird es ja doch – frei nach Aldous Huxleys Zukunftsroman aus den 1930er-Jahren – eine „schöne neue Welt…“

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