«Mit welchem Motor fahren wir gerade, Papa?»


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Alltägliche Erfahrungen mit einem HighTech-Fahrzeug machen Spaß, werfen aber auch eine Menge Fragen auf, darüber muss man sich im Klaren sein. Bei einer Testtour mit einem Lexus GS 450h, einem waschechten Hybriden, kommt auch noch das ungläubige Staunen dazu. Der leise Elektroantrieb hier und der beherzte Ritt in Richtung der 250 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit da machen neugierig, wie das alles funktioniert. Wissen will man auch, ob der normale Autofahrer mit einem solchen Gefährt überhaupt klar kommt, oder ob es ihn schlicht und ergreifend überfordert.

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Hybrid – das superschlaue Internetlexikon erklärt den Begriff, für die Sparte Technik versteht sich, mit der Kombination zweier Technologien. Für das Auto, das jetzt vor mir steht, gilt dies in jedem Fall. Man hat mir gesagt, unter der Haube arbeitet ein starker Benzinmotor und ein kräftiges Elektrotriebwerk, also zwei verschiedene Technologien, die für Vortrieb sorgen sollen. Bei Toyota und Lexus setzt man auf die Hybridtechnik, das habe ich auch schon erfahren. Der Chef von Toyota hat dies klar gemacht. «Ab 2010 werden wir jährlich eine Produktion von einer Million Hybridfahrzeugen erreichen», so Katsuaki Watanabe. Mit sehr viel Hochtechnologie befrachtet ist der Lexus GS 450h, das wird sehr schnell klar aus den Informationen, die Lexus mitgeliefert hat. Ob man das alles bis ins Detail verstehen muss oder ob man sich einfach reinsetzt ins Auto und fährt – das bleibt jedem überlassen. Die zweite Möglichkeit hat den Vorteil, dass man unbelastet das Auto «in Besitz» nimmt und dann nach und nach mit den Eigenheiten des Hybridantriebs konfrontiert wird. Also los!

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Der Erstkontakt

Der Lexus hat ein stufenloses Getriebe. Prima, eine feine Sache! Also, per Knopfdruck wird gestartet, Getriebewahl auf D und los geht’s. Gleich wird der stramme Sechszylinder losballern, das Auto voranbringen. Noch mal starten, der Motor läuft noch nicht! Na ja, kann ja mal passieren. Knopfdruck, kein Ton zu hören! Ob da etwa ?? Vorsichtig den Fuß vom Bremspedal, ganz moderat auf’s Gas. Man will ja nichts kaputt machen und noch viel weniger als Depp dastehen, draußen schauen ja einige Interessierte zu. Langsam rollt der Lexus los, mehr Druck auf’s Gaspedal, das Auto wird schneller. «Mit welchem Motor fahren wir gerade», kommt die Frage der technisch durchaus interessierten Tochter vom Beifahrersitz – man hat ja der Familie schon erzählt von den Besonderheiten des Testfahrzeuges. Die Antwort ist schnell gegeben, denn der Anfangsverdacht wird zur Gewissheit: Wir fahren mit dem Elektromotor. Nach einigen hundert Meter geht’s an den Straßenrand, Blinker gesetzt und die Lexus-Info raus. Aha, der permanent erregte (das heißt wirklich so) Drehstrom-Synchronmotor liefert 147 kW (200 PS) und stemmt 275 der beliebten Newtonmeter Drehmoment zum Antrieb. Damit lässt sich vortrefflich fahren, in der Stadt oder auf dem Supermarktparkplatz – oder immer wenn die Geschwindigkeit um die 50 km/h liegt. Der Drehzahlmesser am Armaturenbrett bewegt sich nicht, klar, der Benziner schläft ja noch. Raus aus dem Dorf, hin zur Landstraße geht jetzt der Weg. Leise, um nicht zu sagen völlig geräuschlos geht’s zum Ortsschild. Das Asphaltband vor dem Fahrzeug geht einige Kilometer geradeaus, also jetzt mal drauf auf’s Pedal. Na wer sagt’s denn – das Konzert der 24 Ventile im 3,5-Liter-Sechszylinder erwacht und geht sehr schnell in ein Crescendo über. Mit mächtigem Bums beschleunigt der Hybrid, das Getriebe schaltet flink und sauber, auch der Drehzahlmesser ist erwacht und gibt Auskunft über die schnellen Drehungen im Innern des Motors. Es geht ordentlich vorwärts, in Richtung sportliche Fahrweise.

Aus dem Elektromotor wird ein Generator

Die Kurve weiter vorn in der Straße, die man wegen ihrer baulichen Gemeinheiten gut kennt, bedingt jetzt erst einmal einen Tritt auf die Bremse. Dabei fällt der Blick eher zufällig auf die einem Drehzahlmesser ähnliche Leistungsanzeige. Die Nadel fällt in Richtung null, nein, weiter darunter in den blau markierten Bereich. Was soll das jetzt, der Motor steht, also null Leistung. Lieber noch einmal in die Informationen schauen! Da steht etwas von einem regenerativen Bremssystem. Beim Bremsen, im sogenannten Schiebebetrieb und beim Anhalten erfüllt der E-Motor die Funktion eines Generators, die kinetische Energie des Fahrzeuges, normalerweise verloren als Wärme, wird in Strom umgewandelt und in der Batterie gespeichert. Am Armaturenbrett wird auch der jeweilige Betriebsmodus angezeigt. Irgendwo stand im Handbuch auch, dass der Lexus rund zwei Kilometer weit ohne Unterbrechung mit dem Elektromotor fahren kann, bei den erwähnten rund 50 Stundenkilometer. Das hatte die Euphorie etwas gebremst, das muss man zugeben. Jetzt, mit dem Wissen um die sich ständig aufladende Batterie, wird die Frage um die Reichweite des Elektromotors praktisch belanglos. Was den Konstrukteuren auch gelungen ist: Der Wechsel der Antriebsarten wird vom Fahrer nicht bemerkt, selbst der Eingriff des Sechszylinders bei Elektroantrieb erfolgt sehr sanft.

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Auf die Autobahn und dann zur Tanke

296 PS Leistung hat der Benzinmotor. Allerlei technische Raffinessen wurden dem Triebwerk mitgegeben, duale variable Ventilsteuerung etwa, Direkt- und Saugrohreinspritzung oder Ventiltrieb. Das lassen wir, die KÜS-Ingenieure mögen es verzeihen, alles mal beiseite und rollen auf die Autobahn. Pedal to the Metal, und dann sehen wir, was die Technik für die Geschwindigkeit bedeutet. Es geht ordentlich voran, unter sechs Sekunden an die 100-km/h-Marke, bei 250 wird abgeregelt. Die rund zwei Tonnen schwere Limousine hat die Gene eines Sportwagens, da ist man sich schnell einig. Wieder der Blick in die allwissenden Infos, wie viel PS waren das noch mal? 340? War da nicht was mit 296? Die Auskunft von Lexus ist eindeutig. Der E-Motor ist nicht nur gut für die langsamen Touren. Er unterstützt das Benzintriebwerk bei schnellen Beschleunigungsfahrten und starker Lastanforderung. Hierbei wird vor allem das enorme Drehmomentpotential des Elektrotriebwerks genutzt. Die stufenlose Getriebeeinheit wurde speziell für den Hybridantrieb konstruiert und managt unter allen Betriebsbedingungen den Weg zum höchstmöglichen Wirkungsgrad des Gesamtsystems. Schlaue Sätze! Die fahrerische Realität ist schnell berichtet: Die luxuriöse Oberklasselimousine macht Laune, vermittelt Fahrspaß und stellt auch den sportlichen Fahrer voll zufrieden.

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Die erste Fahrt zur Tankstelle wird mit Spannung erwartet. Das Geschoss mit den Attributen einer Familienkarosse soll sich laut Lexus mit 7,9 Litern Superbenzin für 100 Kilometer Fahrstrecke zufrieden geben. Ungeachtet der derzeitigen Diskussionen um die Genauigkeit solcher Herstellerangaben bleibt unser Fazit positiv: Knapp über 9 Liter Verbrauch registrieren wir. Demgegenüber steht eine mit allen Extras ausgestattete Limousine für die bequeme und trotzdem sportlich-dynamische Fahrt mit der ganzen Familie. Damit ist die Kosten-Nutzen-Rechnung überzeugend. Trotz der teilweise aufgeregt geführten CO2-Diskussion gibt Lexus hier ganz entspannt zum Besten, dass man mit dem GS 450h selbstverständlich für die neue Norm Euro 5 gerüstet ist und lediglich 186 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer ausstößt. Und selbstverständlich liege man auch hinsichtlich der NOx- und HC-Emissionen weit unterhalb zukünftig geforderter Werte.

Ach so, man arbeitet natürlich schon an der nächsten und übernächsten Variante des Hybridmotors bei Lexus.

Und wie sagte doch Watanabe-san: Über eine Million Hybridautos ab 2010!

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