Roboter: Mensch, Maschine und Verantwortung


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Robotherethik

„Das autonome Auto der Zukunft tötet nicht im Affekt, sondern planvoll“,

sagt Prof. Dr. Oliver Bendel. Der Philosoph und Wirtschaftsinformatiker an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Windisch ist Spezialist in den Schwerpunkten Wissensmanagement, Social Media, Informations- und Maschinenethik. Seiner Ansicht nach hat der Mensch in den Sekunden vor dem Aufprall so gut wie keine Chance zum bewussten Reagieren. Anders dagegen das Roboterauto: Es nimmt in dieser Zeit mehrere Millionen Berechnungen vor und wählt aus verschiedenen Handlungsoptionen. Rast es vor die Wand und tötet seinen Insassen oder fährt es in die Menschenmenge? Um das zu entscheiden, so Bendel, braucht die Maschine ein höheres Gewissen, einen moralischen Kodex. Dafür ist der Mensch zuständig, er muss die Systeme einprogrammieren.

Wie auch immer, in der Automobilindustrie steht die Maschinenethik auf dem Programm, eine in den USA und in der Schweiz betriebene Disziplin, die sich mit der Moral von Maschinen befasst. Es geht um sehr viel! Ob man den Tod einer Person in Kauf nehmen oder herbeiführen darf, um das Leben von anderen Menschen zu retten. Also, zuerst philosophiert und dann programmiert. Bendel ist sich sicher: Autonome Autos sollten nicht zu komplexen moralischen Maschinen werden. Sie sollten nur in einfachen Situationen über Alternativen entscheiden; so Vollbremsungen bei Menschen und größeren Tieren einleiten, wenn kein Hintermann vorhanden ist. Einfache moralische Maschinen als einfache Lösung.

Eine moralische Maschine sollte in Bezug auf sämtliche Lebewesen in angemessener Weise reagieren können, sofern es in ihrer Macht steht, was aber bei Kleinstlebewesen wie Insekten nicht der Fall ist. Assistenzsysteme sind gefragt, die entsprechende Entscheidungen schnell treffen und fehlerfrei umsetzen. Notbremsassistenten müssen auch ohne menschliches Zutun angemessen auf unmittelbare Gefahren reagieren können. Sie müssten in Kooperation mit Notbremsassistenten moralisch gute und richtige Entscheidungen treffen.

Dass sie bei einem Crash die eine Person bevorzugen und die andere benachteiligen, würde für intensive Diskussionen über Technik- und Informationsethik hinaus sorgen.

Wichtig in diesem Kontext ist die Maschine-Maschine-Kommunikation. Das bezieht sich insbesondere zwischen Fahrzeugen, aber auch zwischen Fahrzeugen und dem Internet sowie Informationssystemen. Die Fahrzeuge regeln untereinander ihre Geschwindigkeit, ihren Abstand und ihren Vortritt, um einen reibungslosen Verkehrsfluss zu erzielen. Eine andere Variante: Sie tauschen sich künftig untereinander und mit Datenbanken sowie Netzwerken aus, um logisch und moralisch adäquate Entscheidungen zu treffen.

Die verschiedenen Ethikkonzepte können Anstöße vermitteln, welche moralischen Konsequenzen bestehen und wie die Systeme zu verbessern sind. Aus Sicht der Ethik ist vor allem zu verbessern: die Weiterentwicklung der Sensorik sowie der Bild- und Mustererkennung, der Verkehrszeichen-
erkennung, Notbrems- und Spurwechselassistenten sowie von Funktionen von selbstständig fahrenden Autos.

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