Rübezahls Revier


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Das Riesengebirge zählt trotz seines aufschneiderisch anmutenden Namens zu den kleineren Gebirgszügen in Europa, den sich zudem Tschechien und Polen teilen müssen.

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Es ist bitterkalt. Der eisige Wind auf dem Gebirgskamm hat aus den verschneiten Bäumen bizarre Figuren geformt. „Das sind unsere Berggeister“, sagt Petr Elias schmunzelnd. Schon als Kind ist der junge Architekt mit Eltern und Großeltern im Rübezahl-Revier und über den tschechisch-polnischen Freundschaftsweg ge-wandert. Über 50 Kilometer führt der Völker verbindende Weg durch den Nationalpark Riesengebirge. Auf dem höchsten Berg des geschützten Mittelgebirges, der 1.602 Meter hohen Schneekoppe, endet die Panoramaroute, die einen herrlichen Weitblick auf die Berglandschaft über zwei Länder hinweg eröffnet. Während der Kamm nach Norden hin zur polnischen Seite ziemlich steil abfällt, neigt er sich im tschechischen Gebiet eher sanft Richtung Tal. Wo man sonst zu Fuß oder per Fahrrad von einer Baude zur nächsten pilgert, geht es in der kalten Jahreszeit auf Langlauf-Skiern oder mit Schneeschuhen zu den Berggasthäusern.

Schon von weitem ist die Petrova bouda oder Peterbaude zu erkennen. Das älteste Gästehaus im Riesengebirge hatte über zwei Jahrhunderte eine bewegte Geschichte erlebt, bevor es 2011 den Flammen zum Opfer fiel. Für den Heimat verbundenen Elias ist das ein großer Verlust innerhalb der tschechischen Bauden-Kultur. „Das Berghotel war architektonisch einmalig“, so der Fachmann. Das Ende des Silberbergbaus im späten 16. Jahrhundert war der Beginn der Baudenwirtschaft. Wanderer kamen und Heilpflanzensammler, die sich mit den anfangs bescheidenen Unterkünften begnügten. So entwickelte sich vor über 200 Jahren allmählich der Fremdenverkehr im Riesengebirge.

Die malerische Gebirgsstadt Vrachlabi gilt als Tor zum Riesengebirge. Neben dem Fremdenverkehr habe es hier immer Industrie gegeben, erzählt Gästeführer Jaromir Seps. Bergbau, Automobil-produktion (Skoda) und die Herstellung hochwertiger Elektronik habe dem lebendigen Ort Wohlstand gebracht, sagt der ehemalige AEG-Ingenieur. Das herausgeputzte Renaissance-Schloss, in dem Stadt- und Naturparkverwaltung unter-gebracht sind, zeugt noch heute davon.

Spindlermühle hat sich dagegen zur Touristenmetropole entwickelt. Loipen und Pisten der Superlative wurden in dem einzigen 6-Sterne-Ressort Tschechiensangelegt. „Wir sind das Aspen der Tschechoslowakei“, sagt Jaromir stolz. Doch der deutsch geprägte Tscheche sieht auch die Kehrseite der Medaille. In der Promidisco „Praha“ liegen die Preise längst jenseits davon, was sich ein Einheimischer leisten kann. Tausend Einwohner seien geblieben. „Vor zehn Jahren haben hier noch 350 Leute mehr gelebt“. Dafür hat sich die Bettenkapazität auf 12.000 erhöht. Die Auswahl an schicken Restaurants und noblen Wellness-Hotels ist groß.

Bei der nobelsten Herberge, dem über Spindlermühle thronenden Hotel Harmony, kommt der Gäste führende Ingenieur geradezu ins Schwärmen. Während die reichen Russen auch heute wieder kommen, ist Jaromir eine paar Orte weiter gezogen, wo die Lebenshaltungskosten noch erschwinglich sind.

Informationen www.fti.de

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