Ruhpolding: Die Glockenschmiede


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Da passt so vieles zusammen: ein kleiner, rauschender Bach in einer Waldlichtung, ein ruhiges, etwas abgelegenes Tal in den Bergen und 5 alte Häuser. Hier liegt die »Glockenschmiede«, aus der eigentlich mehr nutzvolle geschmiedete Handwerkzeuge kamen als Glocken. Aber auch diese wurden hier gefertigt, dennoch eher Schellen als Glocken.

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1646 fand die erste Erwähnung in der Pfarrmatrikel über den »Gloghenschmidt« Sebastian Präßberger statt. Es wurde das Waffen-, Huf- und Glockenschmiederecht erteilt. Der Platz war klug gewählt: fließendes Wasser vom Bergbach, reichlicher Baumbestand, um Holzkohle und Brennholz für die Schmiede zu gewinnen. Später wurden dann mehr Stein- und Anthrazitkohle verwendet. Sieben Gebäude, inklusive der Wohnungen für den Schmied und die Gesellen waren es ehemals, fünf stehen heute noch, ein Teil davon dient als lebendiges Museum einer Fertigungskunst, die dann langsam ausstarb. Von ehemals 13 Schmieden in und um Ruhpolding war die »Glockenschmiede« die letzte, die ihren Betrieb einstellte. Das war 1958. Der letzte Schmied, Fritz Grübl, war Hammerschmiedemeister. Seine Tochter, Tyrena Ullrich, führt heute die alte Schmiede als Museum.

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Wasser wurde für den Antrieb des riesigen Blasebalgs ebenso benötigt wie für den Betrieb der drei mächtigen „Schwanzhämmer“ und für die gewaltigen kreisrunden Schleifsteine. Auch das immer noch vorhandene Originalwerkzeug legt beredt Zeugnis ab, wie und unter welchen Erschwernissen damals geschmiedet wurde.

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Gefertigt wurden überwiegend Strohmesser, Maurerhämmer, Zimmermannsbeile, Rindenschäler, Kartoffel- und Hopfenhauen, Sand- und Grabschaufeln. 1937 bekam Fritz Grübl dann den ehrenvollen Auftrag, für die deutsch-österreichische Nanga-Parbat-Expedition die Eispickel zu schmieden. Natürlich wurden auch Glocken (Schellen) für Kühe geschmiedet: aus Stahl-blech als „Kuagloggn“, das an den Seiten dann genietet oder gelötet, anschließend oftmals sogar noch bemalt wurde: vor allem für die jeweilige Leitkuh, die die Herde beim Almabtrieb anführte. In späteren Jahren wurden diese Klangkörper dann meist industriell hergestellt, auch, um sie an Touristen als Souvenir zu verkaufen.

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www.museum-glockenschmiede.de

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