Satelliten und andere Einschläge


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Wissen Sie noch – sofern sie nicht der Hip-Hop- oder Facebook-Generation angehören – woran man in den 50er- oder 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts den «typischen» Opel-Fahrer zu erkennen glaubte? Richtig, Wackel-Dackel, gehäkelte Klopapier-Rolle auf der Hutablage. War doch klar: Jeder Popel... Na, Sie wissen schon.

Lena für OPEL

Dass derlei nicht eben juvenile Charaktereigenschaften für den Absatz bunter, peppiger Kleinfahrzeuge beim automobilen Nachwuchs eher störend sind, wissen natürlich auch die oberen Chargen in den Rüsselsheimer Chefetagen. Was also tun? Auf der Suche nach einem/einer Markenbotschafter/-in mit Vorzeige-Eigenschaften bei der «U 30» schlug im vergangenen Jahr quasi eine Bombe, pardon ein Satellit, ein. Mit dem Titel «Satellite» trällerte eine 19-Jährige namens Lena Meyer-Landrut beim europäischen Schlagerfestival namens «Song Contest» die Konkurrenz derart aus den Ballett-Stiefelchen, dass der Sieg haushoch ausfiel.

In Rüsselsheim schaltete man schnell: Anfang Februar dieses Jahres brachte nicht nur Lena ihre neue CD, sondern auch Opel einen neuen Corsa, unter anderem eine Version namens «Corsa Satellite» heraus. Und die kleine, frische, herzige Lena war plötzlich nicht nur «unsere Lena», sondern auch das «neue Gesicht der Marke Opel», wie Marketingchef Alain Visser bei der Präsentation seines neuesten Coups mit Stolz verkündete. Opel, so Visser, stünde «vor einem Neustart mit Substanz und Emotionalität», bei der Lena dem Unternehmen helfen könne, sein angestaubtes Image loszuwerden.

Die junge Dame aus Hannover ist nicht die erste Werbe-Ikone dieser Art und wird auch nicht die letzte sein, die aufgrund ihres Erfolges lukrative Werbe-Verträge abschließt. Auch Tennis-Königin Steffi Graf und Schwimm-Star Franziska van Almsick zogen für die Rüsselsheimer in die Schlacht um König Kunde. Allerdings hatten beide da schon jede Menge sportlicher Erfolge aufzuweisen und galten als gereifte Persönlichkeiten. Wenn Lenas Titelverteidigung scheitert, kann der Satellit leicht zum verglühenden Fixstern werden.

Doch nicht nur Opel hat die Macht des sportlichen oder gesellschaftlichen Erfolges bei der Suche nach Markenbotschaftern für sich entdeckt. Dass ein Michael Schumacher früher auch das hohe Lied auf den Fiat Punto sang und sich nun im neuen Mercedes SLS werbeträchtig durchrütteln lässt, ist angesichts des Arbeitgebers nachvollziehbar.

Aber einen Franz Beckenbauer 1995 in einen Mitsubishi 3000 GT zu packen, und ihn 30 limitierte Fahrzeuge dieser besonderen Edition auch noch handschriftlich signieren zu lassen, war eine Meisterleistung der Werbestrategen.

Derzeit wirbt neben dem «Kaiser» auch ein Teil der deutschen Fußball-Nationalmannschaft (im Bild: Mats Hummels, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker und Lukas Podolski) im Fan-Outfit für die Marke mit dem Stern.

Fussball: Nationalmannschaft Werbedreh Kaiserau, 07.02.2011

Auf dem Kommandostand der Werbe-Lokomotive thront derzeit ganz eindeutig Fußball-Trainer Jürgen Klopp, den wahrscheinlich nur noch ein Meteoriten-Einschlag im Ruhrgebiet oder eine kollektive Entführung seines gesamten Spielerkaders daran hindern kann, Deutscher Fußballmeister zu werden. «Kloppo», der nicht nur Emotion, sondern auch Erfolg pur ausstrahlt, ist seit Kurzem (vermutlich nicht nur aus purer Langeweile) in der öffentlichen Wahrnehmung von Mitsubishi auf Seat umgestiegen. Und die VW-Tochter wirbt bekanntlich mit dem Schriftzug «auto emoción».

Caramba, muchachos!

Jürgen Klopp für SEAT

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