Schönheitskuren für hochwertige Mobile


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Schönheitskuren sind teuer. Das gilt auch für Automobile. In der Regel machen solche «Generalüberholungen» nur Sinn, wenn das Fahrzeug einen hohen Restwert hat und die «schönheitserhaltenden Maßnahmen» diesen Restwert nochmals verbessern. Speziell bei Oldtimern etabliert sich hier die Methode der Trockeneisstrahlung.

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«Trockeneisstrahlung ist hauptsächlich für besonders hochwertige Mobile geeignet», so Bernhard Schad, Inhaber der Schad Karosserie und Lack in Bad Vilbel nahe Frankfurt. Die Preise für die Trockeneisstrahlung liegen zwar aufgrund der hohen Energiekosten über den üblichen Reinigungspreisen, aber es gibt auch Arbeiten unter den üblichen Preisen, wie die Entfernung von Kaffeeflecken auf den Polstern. Hier wird der Zeitaufwand auf ein Viertel reduziert, so Schad. Mit Trockeneisstrahlung entwickelt sich ein Markt vom Reinigen bis hin zum Ablösen von Beschichtungen an Fahrzeugen. Überall dort, wo Wert darauf gelegt wird, dass keine Feuchtigkeit entsteht, macht diese Art der Reinigung Sinn, was sich besonders bei einem hohen Elektronikanteil im Fahrzeug empfiehlt.

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Einem Jaguar MK7 aus dem Baujahr 1953 soll’s an den Lack gehen. Der bekommt eine Komplettsanierung spendiert. Per Trockeneisstrahlung wird er in drei bis vier Tagen bis aufs Blech entkleidet. Mit eiskalten minus 79 Grad Celsius fliegen die Eispellets bei circa 10 bis 12 bar mit einer Geschwindigkeit von 300 Metern pro Sekunde aus der Strahldüse der IceTech-Maschine. Diese gewaltigen Drücke gehen – je nach Einstellung – dem Schmutz oder auch dem Lack an den Kragen. Die Pellets schieben sich sozusagen zwischen Blech und Lack und sprengen regelrecht den alten Lack weg. Durch die Schockfrostung der oberen Schicht und durch weiteres Eindringen wird die Fläche geradezu explosionsartig abgetragen. Der Unterschied zur normalen Reinigung besteht darin, dass keine Feuchtigkeit oder sonstige Rückstände zurückbleiben. Das wiederum bedeutet, dass bei einer Motorreinigung die Elektronik nicht beeinträchtigt wird, da keine Leitfähigkeit vorliegt. Die Pellets gehen vom festen direkt in den gasförmigen Zustand über.

Für eine Motorreinigung werden circa 20 bis 30 kg Trockeneis benötigt. 100 kg Trockeneis kosten rund 70 Euro, aber das Trockeneis muss auch aufbewahrt – sprich gekühlt werden. Hierfür benötigt man geeignete Kühlmittel. Viel wichtiger jedoch ist die Druckluftgewinnung für das IceTech-Gerät. Hier werden immense Kräfte benötigt. Abhilfe schafft da ein entsprechender Kompressor mit extremer Luftmengenproduktion. Er muss Drücke bis zu 20 bar produzieren können und eine Luftmenge von 16 bis 18 Kubikmeter pro Minute, was einer ungewöhnlich hohen Luftmenge entspricht.

Zurück zur Jaguar-Restauration: In Windeseile lösen sich die einzelnen Lackpartikel und darunter erscheint das nackte Blech. Sobald bereits Rost unter dem Lack schlummert, springen ganze Lackpartien von der Karosse ab und dieser wird sichtbar. Das Entfernen des gesamten Lacks und Unterbodenschutzes des Jaguars mittels Trockeneisstrahlung kommt auf ca. 3.500 Euro. Mit der herkömmlichen Methode, die die drei- bis vierfache Zeit in Anspruch nehmen würde, lägen die Kosten für den Jaguar-Eigner bei satten 8.000 bis 9.000 Euro. Durch die unterschiedliche Druckeinstellung bei der Trockeneisstrahlungs-Behandlung ist von der Reinigung bis hin zu hartnäckigen Unterbodenschutz-Entfernung alles möglich.

Keine Chance für Kriechströme und Korrosion

Außen hui – innen pfui: Sobald sich die Woche dem Ende neigt, ist es zu beobachten: An den Tankstellen heißt es Schlange stehen, da die Waschstraßen-Rallye beginnt. Frisch gewaschen, gewachst und geföhnt geht es dann mit dem sauberen Mobil in die neue Woche. Aber auch der Motorraum sollte nicht vernachlässigt werden. Das Entfernen von Laub, das den Kühler und Innenraumfilter verstopfen kann, ist einfach, hier kann der Staubsauger Abhilfe schaffen. Früher wurde meist der gute, alte Dampfstrahler eingesetzt. Eine Motorreinigung mit Wasser birgt jedoch auch Tücken. Bei der Reinigungsmethode mit Wasser können Kontaktprobleme in der Elektrik und Elektronik durch Feuchtigkeit auftreten. Durch die Feuchtigkeit kann sich auch Korrosion am Blech und Oxydation an den Steckverbindungen entwickeln. Die möglichen Folgen davon sind, dass der Motor entweder gar nicht mehr anspringt oder nicht rund läuft.

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Die Alternative zum Dampfstrahler ist die Trockeneisreinigung, die hartnäckigem Schmutz wie jahrelang angesetzten und durchgetrockneten Verkrustungen, die sich mit Öldämpfen verbunden haben, an den Kragen geht. Die Vorteile des Trockeneistrahlens liegen auf der Hand. Es bleibt kein Strahlgut zurück, da die Pellets sofort beim Auftreffen auf die Oberfläche in den gasförmigen Zustand übergehen. Diese Reinigungsmethode kommt ohne Wasser- und Chemieeinsatz aus und schont dazu noch das Material. Komplikationen durch Feuchtigkeit in Problemzonen wie der Zündanlage sind ausgeschlossen, da Trockeneis weder elektrische Leitfähigkeit besitzt, noch Korrosion verursacht. Außerdem ist Trockeneis umwelt-unbedenklich, da weder Lösungsmittel benötigt werden noch Abwasser entsteht. Das Zusammenwirken von kinetischer und thermischer Energie löst schonend die Verunreinigungen vom Untergrund.

«Einige Hersteller warnen sogar vor einer Motorreinigung mit Wasser wegen Elektronikproblemen», weiß Bernhard Schad. Da fragt man sich, was war vor dem Trockeneis? Immer mehr Motoren verschmutzten, da die Besitzer die Finger vom Dampfstrahler lassen wegen schlechter Erfahrungen. Bei Motorverschmutzungen ist jedoch das Risiko groß, dass Kriechströme entstehen, welche wiederum die Funktionsstörungen des Motors zur Folge haben. Außerdem werden kleine Undichtigkeiten bei einem verschmutzten Motorraum leicht übersehen und somit auch nicht gleich behoben. Besonders bei hochpreisigen Fahrzeugen wie dem rund zehn Jahre alten Ferrari F 456 GT ein Ärgernis. Bisher wurde die Ferrari-Motorreinigung zum «Wochenendvergnügen» und in mühsamer Handarbeit durchgeführt. Bei dem Motor des silberfarbenen Flitzers wäre eine Dampfreinigung mit Wasser undenkbar. Die Folgeschäden durch eine «Wasserstrahlenbehandlung» könnten immens sein. Für Trockeneis hingegen spricht einiges: kein Wasser, keine elektrische Leitfähigkeit. Aber auch keine Beschädigungen durch den hohen, heißen und messerscharfen Wasserstrahl, hier gehen bei einer Reinigung mit dem Dampfstrahler oftmals Gummiteile wie Schläuche für Wasser, Öl und Luft kaputt.
Erfreulicher ist auch die Umweltfreundlichkeit, da kein Schmutzwasser anfällt. Es lösen sich nur die schmutzigen, festen Teile in trockenem Zustand vom Motorraum ab. Vom Trockeneis selbst bleiben keine Rückstände, da es aus gekühltem Kohlendioxid besteht. Die Pellets sind in festem Aggregatzustand: beim Kontakt mit dem Gegenstand und der Außenluft werden sie gasförmig.

Die Trockeneisreinigung für den Ferrari-Motor kostete 280 Euro. Hier wurde nicht nur der obere Bereich des Ferrari-Motors gereinigt, sondern es wurde eine Rundumreinigung durchgeführt. Das heißt, dass die Säuberung auch von unten, inklusive Demontage aller Verkleidungen wie die oben- und untenliegenden Motorverkleidungen, durchgeführt wurde. Da nicht jedermann Besitzer eines Ferraris ist, zum Vergleich: Eine Motor-Oberreinigung mit Trockeneis für einen VW Golf gibt es ab 70 Euro.

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