Städtereise: Bilbao


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Bilbao hat sich von einer grauen Industriestadt zur glanzvollen Kulturmetropole des Baskenlandes gewandelt.

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Zum Nieselregen weht ein feuchtwarmer Wind von der Biskaya herüber. Die Bewohner der baskischen Provinzhauptstadt Bilbao sind Regen gewohnt. Seit die mächtige alte Kelter mitten in der Stadt kunstvoll zum neuen Begegnungszentrum umgestaltet wurde, steht der attraktive Treffpunkt mit Bar, Bibliothek und Schwimmbad Jung und Alt offen. In der Roofbar lässt man den Tag bei einem Glas Bier oder Wein ausklingen und genießt den Blick über die Stadt, die sich an der Ria de Bilbao aufreiht.

Entlang der Uferpromenade geht es zum Restaurant Etxanobe. In der obersten Etage des Palacio Euskalduna, dem Palast für Kongresse und Konzerte, sind die Tische des Sterne-Lokals festlich gedeckt. Gambastatar mit Zitronengras gefolgt von Anchovis-Lasagne eröffnen das Menü der Feinschmeckerküche von Fernando Canales. Die einheimische Küche, kreativ zubereitet, ist das Credo des prominenten Küchenmeisters. Der Kongress-Palast auf dem Terrain der ehemaligen Euskalduna-Werft zählt zu den bedeutenden architektonischen Sehenswürdigkeiten der einstigen Industriestadt. Spektakulärer ist nur noch die Architektur des Guggenheim-Museums, das nur einen Steinwurf flussaufwärts liegt. Mit seiner eindrucksvollen Planung löste Frank O. Gehry 1997 in der baskischen Metropole aus, was Bürgermeister Inaki Azkuna den „Guggenheim-Effekt“ nennt. Davor wurde die Stadt „El Botxo“, „das Loch“ genannt. Es war der Qualm und Gestank, der Dreck und Lärm vom metallischen Rhythmus der Werften und Fabriken, die Bilbao zum Bottrop Spaniens machten.

Doch dann kam die Krise über Europa. Damit tat sich ein wirtschaftliches Loch auf, das die Stadtväter mit Kunst und Kultur zu füllen verstanden. Das clevere Stadtoberhaupt wurde dafür jüngst zum weltbesten Bürgermeister gekürt. Maßgeblich hat der kanadisch-amerikanische Architekt Gehry an der gelungenen Überführung von der grauen Industrie- in eine glanzvolle Kulturstadt mitgewirkt. Sein Museumsgebilde lockt jährlich gut eine Million Besucher und sichert damit etwa 5.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze.

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Gehry ist nur einer der weltbekannten Architekten, die aus der alten Industriemeile einen Themenpark zeitgenössischer Architektur gemacht haben. Ob schwungvolle Brücke (Santiago Calatrava), eigenwillige U-Bahn-Eingänge (Norman Foster) oder kreative Hotelbauten (Ricardo Legorreta), in jedem Fall galt als Prämisse, durch Materialien wie Glas, Metall, Beton oder Rost den industriellen Charakter weiterleben zu lassen. Die meisten Besucher kommen zwar wegen des Guggenheim-Museums, doch wer sich über die Calatrava-Brücke zum historischen Kern aufmacht, wechselt die Kulissen. Tapas-Bars, auf baskisch Pintxos und Krämerläden, die wie in Kolonialzeiten Ultramarinos heißen, in denen sich der Stockfisch stapelt.

Mit den Besuchern kehrt auch das Selbstbewusstsein der Einheimischen zurück und sie begreifen, wie schön ihre zwischen sieben grüne Hügel eingebettete Stadt ist. An Wochenenden, wenn durch den blassblauen Atlantikhimmel doch die Sonne dringt, geht es zur Naherholung in die Vororte. Schon im vorletzten Jahrhundert reisten Touristen nach Portugalete und Getxo zum Baden. Der Nervión, der hier in den Golf von Biskaya mündet, trennte die beiden Orte voneinander. Mit der 1893 eröffneten Hochbrücke Puente de Vizcaya samt schwebender Transportbarke, hatte der geniale Architekt Alberto Palacio, Schüler von Gustave Eiffel, eine einzigartige Verbindung geschaffen, die inzwischen als weltweit älteste betriebene Schwebefähre auf der Unesco Weltkulturerbeliste verzeichnet ist.

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