Wilfried Schmickler: Kabarettist und Autor


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wilfried_schmicklerHerr Schmickler, wie sind Sie zum Kabarett gekommen?
Ich habe 1973 Abitur gemacht und dann Zivildienst in einem Jugendhaus. Dort gab es eine Theatergruppe, das waren die Anfänge. Geplant war das nicht.

Bei der Jahreszahl fällt mir spontan Dieter Hildebrandt mit seinen „Notizen aus der Provinz“ ein. War das ein fruchtbares gesellschaftliches Umfeld für Kabarett?
Auf jeden Fall. Es galt: Das Leben macht nur Sinn, wenn man sich kreativ verwirklicht. Dieter Hildebrandt war natürlich ein „traditioneller“ Kabarettist, später haben dann andere Kabarettisten neue Formen gefunden, etwa Matthias Beltz mit seinem Vorläufigen Frankfurter Fronttheater.

Man findet Sie charakterisiert als Moralist oder auch Scharfrichter unter den Kabarettisten. Wie sehen Sie sich selbst?
Den Scharfrichter höre ich gar nicht gerne. Das hat sowas Martialisches. Das Plakat zu meinem ersten Programm zeigt mich mit einer Axt, daher kommt das. Beim Moralisten neige ich eher zum Tiefstapeln. Es geht um gute Unterhaltung. Aber natürlich braucht man eine eigene Moral dafür, eine Haltung, eigene Wertmaßstäbe. Ohne die gibt es kein Kabarett, ohne die gibt es überhaupt keine Kunst.

Gibt es unter Ihren Themen bestimmte, über die Sie sich ganz besonders aufregen können?
Das sind all die hässlichen Gefühle, die zu nichts Gutem führen, und das ist nicht nur politisch gemeint. Hass, Neid, Intoleranz … einfach die berühmten sieben Todsünden. Sich die zu ersparen, macht das Leben einfacher und angenehmer.

Eines Ihrer Programme heißt „Ich weiß es doch auch nicht“ – wie kam es zu dem Titel?
Ich halte es für wichtig, immer wieder Fragen zu stellen, statt so zu tun, als wisse man alles oder habe auf eine zentrale Frage „die“ Antwort.

Ihre Webseite weist eine Vielzahl von Auftritten aus. Wie sind Sie reisend unterwegs, mit welchem Verkehrsmittel?
Ich würde das Beamen bevorzugen, wie in „Raumschiff Enterprise“: Beam me up, scotty. Aber mit Technikern und mit Technik sind wir im Auto unterwegs. Das allerdings empfinde ich zunehmend als stressig – mit überhöhter Geschwindigkeit überholt werden, sogar bei Nässe auf der Fahrbahn… Man muss vernünftig fahren, das heißt defensiv. Ich halte es mit Bertolt Brecht, der sinngemäß sagte: Man muss beim Autofahren nicht nur auf den Wagen vor einem achten, sondern auch auf den Wagen vor dem Wagen. Mindestens.

Herr Schmickler, vielen Dank für das Interview.

Mit Wilfried Schmickler sprach Roland Bernd.

www.wilfriedschmickler.de

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Auf der Bühne kann er grimmig gucken und dabei pointiert formulieren, was ihn gerade ärgert und innerlich beschäftigt. Im Gespräch mit KÜSmagazin zeigt Wilfried Schmickler, u. a. bekannt aus den WDR-„Mitternachtsspitzen“, sich allerdings gleichermaßen nachdenklich und freundlich humorvoll.

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