Zwischenstopp: Autor Matthias Kneip


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Genau 111 Gründe findet Autor Matthias Kneip, die eine Liebeserklärung an das Land Polen begründen. Im Gespräch mit KÜSmagazin entstand ein Blick „hinter die Kulissen“ seines ungewöhnlichen Reiseführers.

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Herr Kneip, ist Ihnen einer der 111 Gründe besonders wichtig?
Das ist ein bisschen wie mit den eigenen Kindern. Man mag sie alle gleich, und jedes aus einem anderen Grund. Natürlich war es für mich etwas wichtiger, über die Eigenschaften und Gewohnheiten der Polen zu schreiben, als über kulinarische Spezialitäten. Beim Essen sind die Geschmäcker einfach verschieden. Am schwierigsten war es für mich, die tragische Geschichte zwischen Deutschen und Polen im 20. Jahrhundert in so einem Buch unterzubringen. Darüber hinweggehen wollte ich auf keinen Fall. Grund Nr. 60 trägt die Überschrift: „Weil die Polen uns den Krieg vergeben haben“. Kein einfaches Kapitel, aber ich denke, es war angebracht. Und gerade weil es so schwierig in einer Liebeserklärung unterzubringen war, mag ich diesen Grund.

Wie viel Zeit sollte man bei einem Erstbesuch im Land einplanen, damit man auch wirklich etwas erlebt?
Das kann ich pauschal schwer beantworten. Manche Menschen erleben an einem einzigen Tag in dem Land etwas, was sie ihr ganzes Leben lang prägt. Klar, je länger man ein Land besucht, umso höher und tiefgehender ist die Begegnung mit ihm. Ich finde die persönliche Begegnung mit den Menschen in Polen immer sehr nachhaltig, doch da braucht man oft etwas mehr Zeit. Wichtiger scheint mir, dass man aus der Zeit, die man hat, etwas macht. Eine Zapiekanka probiert, einen Gottesdient in Polen besucht, einfach mit offenen Augen durch Krakau oder Warschau spaziert, auf dem Marktplatz einen Kaffee trinkt. Da bleibt immer eine Erinnerung im Kopf …

Sie sprechen die Zurückhaltung an, die manche Zeitgenossen vor einer Reise nach Polen zögern lässt – trotz Neugier aufs Land. Welche Gründe sehen Sie dafür?
Ich bekomme oft zu hören, dass die polnische Sprache so schwer sei und man sich nicht sicher sei, ob und wie man sich orientieren könne. Manche Menschen fürchten Vorbehalte gegenüber deutschen Besuchern. Ich versuche in dem Buch, diese Vorbehalte zu entkräften. Nach Indonesien reisen ja auch viele Deutsche und machen sich keine Sorgen wegen der Sprache. Und ich halte die Schwierigkeit der polnischen Sprache für etwas überschätzt.

Verraten Sie uns Ihre drei liebsten Tipps, was man in Polen sehen sollte?
Den Wawel in Krakau, das Kloster Jasna Góra in Tschenstochau und – 100 km Autofahrt über polnische Landstraßen!

Gibt es kulinarische Spezialitäten, die sich aus Ihrer Sicht unbedingt empfehlen?
Ich liebe den polnischen Barschtsch, eine klare Rote Beete-Suppe, die manchmal mit gefüllten Nudeln oder einer separaten Fleischkrokette serviert wird. Überhaupt bin ich ein Fan aller polnischen Suppen, zum Beispiel auch des polnischen Zurek. An Getränken gefällt mir die große Auswahl an Bieren, die mit süßen Säften gemixt werden, also Himbeersaft, Zitronensaft, Johannisbeersaft usw …

Aber das darf ich als Mann nicht laut sagen – weder in Polen, noch in Deutschland!!

Last but not least: Können Sie uns sagen, was man als Gast im Land besser unterlassen sollte?
Auf keinen Fall einem Besucher die Hand über die Türschwelle geben, in der Öffentlichkeit pfeifen oder der Dame des Hauses eine gerade Anzahl an Blumen überreichen. Außerdem sollte man seinen Teller nicht leer essen, wenn man nicht riskieren möchte, automatisch Nachschlag zu erhalten … einfach einen kleinen Rest übrig lassen. Dann weiß jeder Pole: der Gast ist tatsächlich satt!

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Matthias Kneip 111 Gründe, Polen zu lieben Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag; 9,99 Euro.

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