Im „Deutschen Fahrradmuseum“ in Bad Brückenau wird die Geschichte wieder lebendig: Gut 200 Exponate dokumentieren eine nahtlose Entwicklungszeit, die auch vor Kriegen und Notlagen nicht zurückschreckte. Im Gegenteil: So wurden Fahrräder mit Gewehrhalterungen ebenso entwickelt wie auch äußerst unterschiedliche Materialien eingesetzt.
Als Stahl für Rahmen und Gabeln zeitweise rar wurde, setzten kreative Tüftler Kunststoffe, Leichtmetalle, Reste aus Aluminium-Flugzeugteilen und sogar Bambus (1904) ein. Die einen Räder erwiesen sich als zu weich und biegsam, die anderen erforderten zu hohen technischen Aufwand. Keine dieser Alternativen setzte sich folglich durch. Aus den 1870er- und 1880er-Jahren stammen die Hochräder mit einem Riesen-Vorderrad und einem kleineren Hinterrad. Sie erforderten eine besondere Fahrtechnik. Es folgten Antriebe mittels Kette, später auch Zahnriemen, sogar die Kraftübertragung via Kardan wurde eine Zeitlang gebaut, erwies sich aber als zu schwer, überdies traten zu hohe Reibungsverluste auf. Aus eisenbereiften Holzrädern wurden Reifen aus Vollgummi bis sich dann der luftgefüllte „Pneu“ durchsetzte.
Gefederte Sättel und Sitze trugen in der Folge zu mehr Wohlbefinden bei, wie auch schrauben- und spiralgefederte Vorderradgabeln. Fahrräder mit 3 Einzelrädern wurden ebenso entwickelt wie Tandem- und Triplet-Räder für zwei bzw. drei Personen. Rennmaschinen für den Straßen- und Bahnsport oder gar die futuristisch anmutenden „Zeitfahr-Maschinen“ bilden im Museum quasi den Abschluss der Entwicklung. Detailliebe zeigen die ersten Lampen und Leuchten, die für den öffentlichen Verkehr erst empfohlen, dann später zur Pflicht gemacht wurden. Auch Hupen, Tuten oder Klingeln zeigen die Vielfalt aus Ideenreichtum, handwerklicher Liebe und technischer Machbarkeit. Eine kleine Sonderausstellung zeigt die unterschiedlichsten Fahrrad-Hilfsmotoren, wobei auch skurrile Kreationen zu bewundern sind.
Eine hübsche Villa mit all ihren Räumen und Nischen über zwei Etagen ist prallvoll gefüllt mit lebendiger Fahrrad-Geschichte aus 200 Jahren. Faszination pur. Nicht nur für Technik-Freaks …
weitere Informationen:
www.deutsches-fahrradmuseum.de