50 Jahre »Aktenzeichen xy … ungelöst«


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Eine Studentin, Mitte 20, verschwand 1984. Es wurde von einem Tötungsdelikt ausgegangen, es gab sogar ein Geständnis. 2015 klärte sich durch eine Verkettung von Ereignissen das Ganze auf: Die junge Frau war untergetaucht, hatte ein neues Leben begonnen und achtete sorgfältig darauf, dass ihre Spur nicht verfolgt werden konnte. Inzwischen Mitte 50, gab sie zu, ihr Verschwinden seinerzeit so geplant zu haben, dass alles auf ihre Tötung hindeutete. Warum sie diesen extremen Lebensweg wählte und auch nach der Aufklärung ihres Verschwindens keinen Kontakt zu ihrer Familie wollte, erklärte sie nicht.

Der Kriminalfall, der keiner war, ist der vielleicht spektakulärste, weil eigenartigste, der in 50 Jahren „Aktenzeichen xy … ungelöst“ gezeigt und schließlich geklärt werden konnte. 1985 war in der Sendung nach der jungen Frau gesucht worden.

Die erste Ausgabe 2017 lenkte den Blick nicht nur auf die ungelösten Kriminalfälle, sondern auch auf den runden Geburtstag: In 50 Jahren ist „Aktenzeichen xy … ungelöst“ zu einem Markenzeichen deutscher Fernsehkultur geworden, hat an Fallbeispielen gezeigt, dass Menschen zu den unglaublichsten Dingen imstande sind – und tatsächlich jenes Ziel erreicht, das Moderator Eduard Zimmermann in der ersten Sendung formulierte: Den Fernsehbildschirm – das damals noch sehr junge Medium – zur Verbrechensbekämpfung zu nutzen.

Eduard Zimmermann und seine Sendung – eine über Jahrzehnte geradezu symbiotische Verbindung. „Ganoven-Ede“ taufte ihn bald die Fangemeinde. Der Mann mit der Hornbrille hielt an seinem Kleidungsstil jenseits aller Moden unbeirrbar fest, mit einem nicht zu widerlegenden Argument: Eine so ernste Sendung könne man – so Zimmermann sinngemäß – nicht mit schriller Mode präsentieren. Wie ernst er seine Sendung nahm, zeigt der WEISSE RING: An der Gründung der Organisation, die sich für Opfer einsetzt, war er maßgeblich beteiligt.

Tötungsdelikte, Einbrüche, Entführungsfälle … was da über den Bildschirm kam, war nichts für schwache Nerven.

Die Fälle waren und sind tatsächlich ernst genug, die Fernsehfahndung griff, wenn konventionelle Fahndungsmethoden nicht erfolgreich waren. Natürlich entsprechend in Szene gesetzt mit dem Effekt: Man wusste, man würde sich fürchten – und wollte als Fan dennoch keine Sendung verpassen. Seit 2002 ist Rudi Cerne das Gesicht der Sendung. Die Ähnlichkeit seines Stils mit dem von Eduard Zimmermann ist frappant. Aber Cerne imitiert nicht: Die Sendung wurde behutsam modernisiert, die Filmfälle sind weniger gruselig. Aber nach wie vor werden Schauspieler eingesetzt, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen: Unter anderem hatten Rolf Schimpf (später „Der Alte“), Heiner Lauterbach, Otto Sander und Miroslav Nemec Auftritte. Für Menschen, die in einer prekären Alltagssituation Zivilcourage bewiesen, wurde der XY-Preis eingeführt. Und die früher zu später Stunde in einer Extrasendung bekannt gegebenen Zuschauerreaktionen gab es schließlich nur noch per Videotext. Manchmal schon mit einer ersten spektakulären Festnahme. Ein Ende des Dauerbrenners, der mittwochs (früher freitags) mittlerweile 90 statt 60 Minuten läuft und ist nicht abzusehen.

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