Sonntag Abend ist die Stimmung im Schnabel angespannt. Im Stammlokal der Seibi-Clique trifft Lukas Minder die letzten Vorbereitungen für den Auftakt der drei Fasnachtstage am nächsten Morgen. Das ganze Wochenende hat es geregnet, doch der Cliquenchef ist zuversichtlich: „Petrus ist ein Basler“, sagt er schmunzelnd. In den letzten zehn Jahren sei das Wetter immer gut gewesen. „Nur einmal hat´s den ganzen Tag vor dem Morgenstraich geschneit“, erzählt der 32-jährige Cliquenobmann, der sonst als Projektmanager eines Handelsunternehmens arbeitet. Rechtzeitig vor dem großen Countdown hätten die Basler Räumfahrzeuge damals ganze Arbeit geleistet. „Damit lag dem Morgenstraich nichts mehr im Weg“, freut sich Lukas Minder noch heute.
Die schaurig schönen Masken, die in Basel Larven heißen, sind Roman Peters´ Passion. Sein Atelier „Charivari“ ist voll mit bunten Larven. Darunter die „Gryte“, die mit ihren knallroten Lippen und Zigarette im Mundwinkel ein verruchtes Frauenzimmer verkörpert. Die Graasaff-Larve soll vor Eitelkeit und Hochmut abschrecken. Dagegen kommt der Wäggis mit seinem Leiterwägelchen und den strubbeligen Haaren wie ein „Hobby-Strubelpeter“ daher. Und was hat es mit dem pausbackigen „Aenishänsli“ auf sich? „Das steht als Stadtoriginal für Freundlichkeit“, sagt der Larven-Meister. Zwischen Farb- und Leimtöpfen, Perückenteilen und allerlei Zierrat verwandelt er derweil eine Larve in den Charakterkopf eines Politikers aus dem Kantonsparlament. Wer ist gemeint? „Die Einheimischen wissen, wer hinter der Karikatur steckt“, sagt Roman Peter augenzwinkernd. Für ihn sind die Figuren „s zwaite Gsicht“. Eine Fasnachtsmaske dürfe zwar überzeichnet, aber nicht grotesk verfälscht sein. „Dann wär´s nicht mehr lustig“, ist Peter überzeugt.
Viele Geschichten zu Herkunft und Bedeutung der Larven könnte der Experte erzählen, doch vor dem letzten Fasnachts-Wochenende hat er alle Hände voll zu tun. Eines gibt Peter seiner Besucherin aber noch mit auf den Weg: „Auf der Basler Fasnacht kostümieren sich nur die Einheimischen. Schon mit einer Pappnase machen sich Zuschauer bei uns ziemlich unbeliebt!“
Rote Nasen bekommt man bei den frostigen Temperaturen am Morgenstraich ganz von selbst. Die Cliquen lassen sich von den Minusgraden keineswegs abschrecken. Bis zum Morgengrauen marschieren sie mit ihren riesigen Laternen pfeifend und trommelnd durch die Altstadt. In den gelichteten Zuschauerreihen sind die aufwendig gestalteten Sujets, mit denen oft lokale und andere Promis auf´s Korn genommen werden, gut zu erkennen. Am frühen Morgen öffnen allmählich die traditionellen Lokale und der Duft nach heißer Zwiebelwähe und Mehlsuppe breitet sich aus. Nicht nur zum Aufwärmen lockt das traditionelle Frühstück nach dem Morgenstraich in die behaglichen Gaststuben. Etwas später haben die „Schnitzelbänkler“ hier ihren Auftritt. „Dr. Bangg“ nennen die Basler ihre Fasnachtspoeten, die in oft bissigen Versen aktuelle Ereignisse innerhalb und außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen zum Besten geben. Ein Lustgewinn für Einheimische. Wer kein Baseldütsch versteht, kann indessen kaum folgen.
Am frühen Nachmittag setzt sich das Treiben auf den Straßen fort. Die Montag- und Mittwochnachmittage stehen im Zeichen der großen Umzüge, die hier Cortège heißen. Und: Ob in den Stammlokalen oder auf der Straße, gefeiert wird überall was das Zeug hält und alle sind sich einig: „Unsere Fasnacht sind die drey scheenste Dääg im ganzen Jahr.“
Information
Unterkunft
Hotel Euler (4 Sterne), direkt am Hauptbahnhof gelegenes Hotel in
historischem Gebäude · www.hoteleuler.ch
Motel One Basel, mitten in Basel · www.motel-one.com
Traditionelle Lokale
Schlüsselzunft · www.schluesselzunft.ch
Zum Isaak · www.zum-isaak.ch
Restaurant zur Harmonie · www.harmonie-basel.ch
Weitere Infos
Basel Tourismus · Tel.: 0041 61 268 6868 · www.basel.com
Schweiz Tourismus · Tel.: (00800) 100 200 30 (kostenfrei)