BMW-Nachbau Chan Jiang CJ 750


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Bei der Grundüberholung in Peking wurde aus dem einstigen Fahrzeug der Chinesischen Volksarmee mit einem moderneren Motor und glänzenden Anbauteilen ein hübsches Gespann. Selbst importiert, konnte es nach Ausstattung mit Seitenwagen-Reifen von Heidenau relativ leicht in Deutschland zugelassen werden und macht jetzt als Viersitzer generationsübergreifend Spaß – mit dem Opa als Fahrer und drei Enkeln als Beifahrer.

Die Chang Jiang CJ 750 ist eine Weiterführung der sowjetischen Molotow M72, dem vor dem Krieg noch lizensierten Nachbau der BMW R 71 von 1938. Weil die Pläne später im Zuge der sozialistischen Bruderhilfe von der Sowjetunion an die Volksrepublik China weitergegeben wurden, ähnelt die Chang Jiang technisch den älteren Baumustern der russischen Dnjepr und Ural. 

Niedriger Schwerpunkt, der Sozius auf einer stabilen Gepäckbrücke, Geradeweg-Federung, Teleskop-Vordergabel, Drehstabfederung für das Beiwagenrad und das von Blattfedern abgestützte Boot sind ein traditionelles Gesamtkonzept. Die rechts montierte Kopie des deutschen Steib-Seitenwagens TR 500 wurde in China zum Zweisitzer mit Dreipunkt-Sicherheitsgurten weiterentwickelt und erlaubt mit der in der Neigung verstellbaren Rückenlehne des Vordersitzes den Transport bis zu 1,90 Meter langer Gegenstände oder eines „ruhenden“ Beifahrers.

Statt dem von der M 72 oder R 71 bekannten, seitengesteuerten Zwei-Ventil-Boxermotor (SV = Side-Valve) mit 16 kW/22 PS, gibt es seit den 90er Jahren einen moderneren OHV-Boxermotor, der mit ebenfalls 750 ccm Hubraum bis zu 24 kW/32 PS leistet. Das reicht für etwa 90 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dazu kommen eine Drehstromlichtmaschine mit 12 Volt/280 Watt, ein Verteiler mit mechanischer Zündverstellung und ein Elektrostarter. Das Vierganggetriebe kann links mit dem Fuß und rechts mit der Hand bedient werden. Zusätzlich ist im Leerlauf per kleiner Schaltwippe ein Rückwärtsgang verfügbar. Ebenso gut funktioniert über eine Kardanwelle der wartungsarme Antrieb des Hinterrades.                                   

Nach positiven Erfahrungen mit dem 4.00-18 K28, der u. a. auf der Ural Retro zum Einsatz kam, brachte das sächsische Reifenwerk Heidenau vor einem Jahr die Dimension 4.00-19 ebenfalls als Gespannreifen auf den Markt. Damit gibt es jetzt nicht nur für ältere russische Motorräder mit Beiwagen zeitgemäße Pneus aus deutscher Produktion, sondern eben auch für die Chang Jiang CJ 750. 

Weil in vielen chinesischen Städten seit Jahren Zweiräder mit Benzinmotor nicht mehr zugelassen werden, wurde die alte Chang Jiang in Shenyang nur mit Probe-Kennzeichen bewegt. Mangels Zulassung auf den deutschen Besitzer galt sie so bei der Einfuhr nicht als zoll- und steuerbefreites Umzugsgut, sondern als „Souvenir“. Entsprechend wurden über 100 Euro Zoll und fast 700 Euro Einfuhr-Umsatzsteuer fällig. 

Die Einzelabnahme erfolgte dann für rund 100 Euro mit den neuen Reifen und einem H4-Scheinwerfereinsatz problemlos – durch das Baujahr 1960 bedurfte es keiner Abgasprüfung und das Umsetzen der nachgerüsteten Blinker auf den Seitenwagen ersparte die Demontage dieser „altersgemäß nicht erforderlichen Teile“.

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2 Kommentare

  1. Martin Dittrich am

    Sehr schöner Beitrag! Eine Frage wieso wurde mir bei meiner Küs Prüfstelle mitgeteilt das sie bei meiner M72 keine Vollabnahne durchführen können… „es wurden keine Datenbläter im System gefunden“ und hier bei der Cj scheint es ja Problemlos geklappt zu haben

    Mfg Martin

    • Redaktion (ts) am

      Zum einen ist entscheidend in welcher Form, bzw. in welchem Umfang die Daten eines Fahrzeugs nachempfunden werden können. Dabei ist häufig das zur noch vorhandene Schriftwerk heranzuziehen. Außerdem ist nicht jeder unser Partner befugt, Vollabnahmen durchzuführen, da dazu eine zusätzliche Weiterbildung notwendig ist.