Die Schweizer »Fête des Vignerons«


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Über dem Nordostufer des Genfer Sees erheben sich zwischen Lausanne und Vevey die sagenhaften Weinterrassen des Lavaux. Alle 20 – 25 Jahre steigt die »Fête des Vignerons« in Vevey, die mit einer Krönungszeremonie für die besten Winzer eröffnet wird.

Die Zahnradbahn bringt uns hinunter nach Vevey – hinein ins pulsierende Leben der Genfer-See-Riviera.Die blumengeschmückte Promenade und die malerische Seenlandschaft vor den Savoyer Alpen lockte schon im 19. Jahrhundert Promis, darunter Charlie Chaplin, der hier seinen Lebensabend verbrachte. Viel früher waren die Mönche aus Burgund gekommen, um zu bleiben. Sie haben den Weinanbau an den Genfer See gebracht und mit ihm den Brauch, alle Jubeljahre (zuletzt im Sommer 2019), besonders verdiente Winzer auszuzeichnen. Nach der Krönungszeremonie wird die ganze Stadt zur Bühne für Musik, Tanz und Festspiele, die den Jahreszyklus im Weinberg darstellen. Dazu fließt der Chardonne, der Dézaley, der St. Saphorin und nicht zuletzt der Chasselas. Das weltweit wahrlich einzigartige Winzerfest mit langer Tradition gehört zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Tonträger mit Aufnahmen früherer Jahrgänge sind echte Raritäten.

Im Vergleich zu alledem wirkt der Lavaux-Winzerberg wie ein stilles Kontrastprogramm: Monsieur Chappius erhebt sein Glas. Er hat ein paar Flaschen aus seinem Keller geholt, wo die Weine in Holzfässern reifen. In seinem Dorf Rivaz mitten in den Weinbergen des Lavaux ist er der einzige Winzer, der nicht viel von Stahltanks hält. Er fühlt sich der Tradition seines Familienbetriebs verpflichtet, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Das mache zwar mehr Arbeit, aber als Lavaux-Winzer nimmt man schließlich auch die mühsame Arbeit in den steilen Weinbergterrassen in Kauf. Stufe um Stufe neigen sich die Rebhänge steil abwärts bis hinunter zum Genfer See. Von der obersten Stufe sind die Häuser von Vevey zu erkennen und die Palmen gesäumte Uferpromenade von Montreux, Sinnbild für die Schweizer Riviera. Aber der einmalige Blick entschädigt nicht immer für die mühevolle Arbeit im Weinberg. An warmen Tagen treibt schon die Wanderung durch die sonnenverwöhnten Weingärten den Schweiß auf die Stirn, obwohl die markierten Wege nicht annähernd so steil sind wie die Rebhänge. „Die Trauben gedeihen hier bei dreifacher Erwärmung!“ ruft Chappius begeistert. „Sonne von oben und von unten“, ergänzt er und meint die direkten und die vom See reflektierten Sonnenstrahlen. Außerdem sei die von den Stützmauern gespeicherte Wärme auch nicht zu unterschätzen. 

Entsprechend süffig ist der Wein. Vorwiegend die Chasselas-Rebe (vergleichbar mit dem deutschen Gutedel) wächst auf den insgesamt 830 Hektar Anbaufläche, die sich rund 300 Winzer teilen. Dank der besonderen Bodenbeschaffenheit gleicht jedoch keine Lage der anderen. Der Boden, der sich aus Lehm- und Kalkgestein zusammensetzt, spiegelt sich im Charakter der Reben wider. 

Allein die Stützmauern zu erhalten, beansprucht enorm viel Zeit, dies verbessert die Qualität der Weine nicht direkt, aber sie muss in den Preis eingehen. Eine Flasche Chasselas kostet deshalb mindestens 12 Franken. Abends im „Café de Bon Vin“, einem dörflichen Winzerlokal in Chardonne, dampfen Schüsseln mit Lauch und Kartoffeln auf dem Tisch. Die Wirtstochter stellt einen großen Teller mit Waadtländer Würsten hin, der Spezialität der Gegend. Der süffige Chasselas passt gut zum deftigen „Papet Vaudois“. Und der Preis, na ja, immerhin weiß man jetzt, dass der seine Berechtigung hat. 

Lavaux, UNESCO-Welterbe. Rebberge bei St-Saphorin im Kanton Waadt. Blick ueber den Genfersee.
Copyright by: Switzerland Tourism – BAFU By-Line: swiss-image.ch / Marcus Gyger

INFO
Montreux-Vevey Tourisme (deutschsprachig)
Tel.: 0041 21-962 84 18
www.montreuxriviera.com
www.fetedesvignerons.ch

Schweiz Tourismus Frankfurt
Tel.: 00800 100 200 30 (gebührenfrei)
www.MySwitzerland.com

Fotos Julie Masson, Charlotte Wolf

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