Dass beide einen Abend lang gut 300 Besucher im Bernhard-Theater mit ihrer Musik begeisterten, war lange vergessen. Hier, im Souterrain des Zürcher Opernhauses, gab Eugen Cicero seit seiner Übersiedlung in die Schweiz 1982 jährlich im Herbst ein Konzert. Er lud sich jeweils einen Gast ein, 1992 war das Paul Kuhn. In dessen SFB-Bigband hatte Cicero zeitweilig mitgewirkt.
Eine Aufnahme des Konzerts, noch auf Musikkassette, wanderte in einen Karton, der dem Plattenproduzenten Frank Kleinschmidt gehörte. Der Inhaber des 1989 gegründeten Jazz-Labels IN + OUT Records vergaß das Band schlichtweg. Bis zur Wiederentdeckung vergingen fast 30 Jahre. Den Anstoß dafür gab Paul Kuhns Witwe Ute, die eine Kopie der Aufnahme besaß: „Ich kramte in meinem Archiv, fand die Originalkassette und war total begeistert“, erklärt Frank Kleinschmidt kurz und bündig die jetzt wiederveröffentlichte Aufnahme auf CD. Dass die „Auferstehung“ des zunächst verschollenen Jazz-Duetts jetzt tontechnisch up to date verfügbar ist, versteht sich von selbst.
Das Repertoire reicht von Standards wie „My Funny Valentine“ und „How High The Moon“ bis zu Chopins „Prélude in E-Minor“. So haben Cicero und Kuhn auch hier ihre große Stärke ausgespielt, indem sie Brücken zwischen E- und U-Musik schlagen.
Fotos in+out Records, Rafael Toussaint