Unterwegs im Donkervoort D8 GTO-JD70


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Es ist zum verrückt werden! In welche Richtung man aus Lelystad auch hinausfährt, nirgendwo findet man eine Kurve. Und auch keine Steigung. Und erst recht nicht beides zusammen. Denn Lelystad liegt in der Provinz Flevoland, jenem Teil der Niederlande, den die Holländer komplett dem Meer abgerungen haben. Deshalb ist die Landschaft dort noch flacher und die Straßen sind noch gerader, als sie es bei unseren nordwestlichen Nachbarn ohnehin schon sind.

Die Landstraße ist das Revier des Sportwagens

Und ausgerechnet hier baut Donkervoort einen Sportwagen, der sehnsüchtiger nach Kurven und Kuppen giert als jedes andere Auto. Der auf 70 Exemplare limitierte Donkervoort D8 GTO-JD70 ist exklusiver als die meisten Italiener und Engländer – und kostet doch mit einem Grundpreis von 198.000 Euro weniger. Firmenchef Joop Donkervoort hat das Auto zu seinem 70. Geburtstag auf die Räder gestellt.
Der GTO-JD70 ist aber nicht nur ein Geburtstagsgeschenk des Firmengründers an sich selbst bzw. an Automobilisten mit entsprechenden finanziellen Mitteln. In den Niederlanden ist Donkervoort der »last man standing« in Sachen Automobilbau. Die Niederlande sind keine ganz große Automobilnation, es auch nie gewesen. DAF gibt es nicht mehr und Spyker ist pleite. Nur in Lelystad bauen sie jetzt seit mehr als 40 Jahren tapfer weiter Autos, und kommen dabei immerhin auf etwa einen Wagen pro Woche.
Wo andere Sportwagen für solche Querkräfte Flügel groß wie die Theken für die in Holland so beliebten Fritten brauchen, reichen dem Donkervoort der mechanische Grip eines extrem satten Fahrwerks und die Klebekraft der Nankang-Reifen. Ja, auch er hat einen voll verkleideten Unterboden. Und jetzt, wo sich die Niederländer wieder Sidepipes für den Auspuff erlauben, ist hinten noch Platz für einen großen Diffusor. Doch ansonsten ist der gefährlich nach Eidechse ausschauende Einbaum nackt, reckt seinen Bug flügellos in den Wind, sieht mit seinen freistehenden Rädern genauso aus wie immer.
Warum das für den JD70 trotzdem ein Leichtes ist? Weil das Auto ein leichtes ist. Keine 700 Kilo bringt es auf die Waage, es besteht aus nicht viel mehr als einem 60 Kilo leichten Gitterohr-Rahmen, auf den ein paar Carbon-Paneele geklebt sind.

Jeder Fiat 500
ist schwerer.

Aber der Leichtbau hilft ja Gott sei Dank nicht nur bei der Querbeschleunigung, sondern macht den Holländer auch zum perfekten Sprinter. Und das mit einem vergleichsweise bescheidenen Motor. Denn unter der langen Haube – das einzige Karosserieteil aus Alu statt Carbon – steckt der legendäre 2,5-Liter von Audi, den die Bayern in RS3 oder TT RS einbauen. Es gibt Heckantrieb und sonst nichts – außer dem vorgeschriebenen ABS. Und wo Audi eine Doppelkupplung einbaut, bändigt man den Motor im Donkervoort mit einem extrem knackigen und ultrakurz geführten Fünfgang-Getriebe.
Obwohl der JD70 leichter ist als alle anderen Autos, puristisch und radikal, ist er kein frugales Verzichtsauto im Stil eines Caterham oder einer Lotus Elise.
Es gibt feines Leder, es gibt schmuckes Sichtcarbon und es gibt ein liebevolles Cockpit, das eher an einen alten Kampfflieger erinnert als an einen Rennwagen. Aber spätestens wenn das Dach runter ist und das Tempo rauf, fühlt man sich auch eher wie ein Pilot denn ein Fahrer. Willkommen im fliegenden Holländer.
Zwar ist der JD70 eben ein puristisches Auto, bei dem keine lange Optionsliste den Anschaffungspreis erhöht. Deshalb gibt es außer einem ABS auch keinerlei elektrische Helfer. Doch überrascht der Donkervoort nicht nur mit erstaunlich viel Restkomfort, der ihn sogar zum Reiseauto macht. Nicht umsonst passen hinter die Sitze zwei große Reisetaschen.
Joop Donkervoort gewährt Interessenten immerhin dabei sogar die Option auf eine Servolenkung. Er selbst fährt natürlich weiter ohne. Sicher auch, nachdem er die Leitung des 1978 von ihm gegründeten Unternehmens zum 1. Januar 2021 an Sohn Denis übergeben hat. Vom klassischen Ruhestand will der 71-Jährige ohnehin nichts wissen.

Fotos Donkervoort, Luuk von Kaathoven

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