immer wieder Neues ausprobiert
Wenn über Neil Diamond geschrieben wird, der 2021 seinen 80. Geburtstag feierte, ist ziemlich sicher irgendwann die Rede von seiner Melancholie. Die bezeichnet der Mann, der im Laufe von fast 60 Jahren stolze 125 Millionen Tonträger verkaufte, tatsächlich als Triebfeder fürs Schreiben und Singen. Was man seinen erfolgreichsten Titeln wie »Song Sung Blue« und »I Am, I Said« auch anhört. Und doch: Neil Diamond nur als Meister der Melancholie zu sehen – das greift zu kurz.
Denn immer wieder hat er Neues ausprobiert und dabei auch Flops riskiert: Sein Beitrag zur Blütezeit des Disco etwa wurde vom Publikum nicht sonderlich goutiert. »The Dancing Bumble Bee« als Variante von Rimsky-Korsakovs Hummelflug ging schlicht unter. »You Don’t Bring Me Flowers« mit Barbra Streisand aus demselben Jahr (1978) ist dagegen längst ein Evergreen. Der Film »The Jazz Singer« mit ihm in einer Hauptrolle floppte zwei Jahre später, aber dessen Titelsong »America« reiht sich in Neil Diamonds Liste der Songs für die Ewigkeit ein. Dagegen dürfte sein Soundtrack zu »Jonathan Livingston Seagull« nicht nur zum Erfolg des Films, sondern auch der Buchvorlage (Richard Bach, deutsch: Die Möwe Jonathan) beigetragen haben.
Und wer die Vielseitigkeit des Künstlers kompakt hören will, gönne sich das Live-Album »Hot August Night« von 1972 als Doppel-CD. Die Außentemperaturen in dieser Sommernacht waren zwar tatsächlich hoch. Aber der damals 30-Jährige brachte parallel die Konzerthalle gleichsam zum Kochen.
Und wie geht’s weiter? Von der Bühne hat er sich schon 2012 zurückgezogen, allerdings weiterhin Studioalben produziert. Von Ruhestand jedenfalls hat er auch zum 80. nichts verlauten lassen. Die Fans wird’s freuen.