Ganz klein. Und wieder ganz groß im Kommen.


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Mit seinen knapp zwei Metern Körpergröße schien Curd Jürgens kaum in das Auto zu passen, aus dem er werbewirksam ausstieg. Die Isetta von BMW, 1955 vorgestellt, war nur 2,29 Meter bzw. 2,36 Meter lang (je nach Version), 1,38 Meter breit und 1,34 hoch. Und sollte dabei tauglich sein, um einen Menschen wie den „normannischen Kleiderschrank“ zu transportieren. Das war seinerzeit der Beiname des überaus populären Schauspielers.

Vor allem aber war die Isetta das Symbol des deutschen Wirtschaftswunders schlechthin: Das Mittelding zwischen Auto und Motorrad, von 12 oder 13 PS befeuert, signalisierte: Man konnte sich wieder etwas leisten. Im Kino lieferten sich Paul Hubschmid, Liselotte Pulver und Bernhard Wicki in „Die Zürcher Verlobung“ 1957 amüsante Wortgefechte. Auf den Plattentellern drehte sich, ebenfalls 1957, Billy Vaughns „Sail Along Silvery Moon“, ein Nummer-1-Hit in Deutschland. Und mit der Isetta konnte man zwar nicht wegsegeln, aber auf drei Rädern der Nachkriegs-Tristesse entfliehen. Wenigstens zeitweise.
Später nahmen Modelle wie der Renault 4, der Citroën 2 CV, der Fiat 500, der Mini Cooper und natürlich der VW Käfer die Rolle der Isetta ein. Sie hatten vier statt nur drei Räder, boten mehr Platz und mehr Komfort. Und auch sie waren in ihrer Preisgestaltung erschwinglich gehalten.
Ausgerechnet heute, 2023, sind die ganz Kleinen wieder groß im Kommen. Die Erfolgsstory des smart hat seit 1998 deren Vorzüge schon fast ostentativ gezeigt: In die noch so kleine Parklücke passen, was innerstädtisch einige „Ehrenrunden“ erspart. Und dabei schnell genug vorankommen, ohne dass unter der Motorhaube ein PS-Protz verbaut sein muss. Für den aktuell angebotenen Citroën Ami und seinen Opel-Zwilling Rocks-e genügt sogar eine Zweirad-Fahrerlaubnis.
Und so nimmt sich das neueste Exemplar ausdrücklich und sowieso unschwer erkennbar eben die Isetta zum Vorbild: Der Microlino, seit 2023 angeboten, wirkt wie ein Zwilling des Wirtschaftswundermobils. Natürlich nicht technisch – da ist er, wie Ami und Rocks, mit einem Elektoantrieb ausgestattet. In der Praxis: Drei unterschiedlich große Akkus werden angeboten, zwischen 90 und 230 Kilometern Reichweite sollen möglich sein. Ein klein wenig länger als sein Vorbild (genau 2,52 Meter) ist der Microlino auch. Und natürlich sind die Sicherheitsvorschriften 2023 strenger als vor fast 70 Jahren. Da darf es keine faulen Kompromisse geben. In puncto Ausstattung macht man eher Abstriche. Dem Fahranfänger ist die mit dem Wägelchen verbundene Freiheit das Wichtigste.
Andere werden Microlino & Co eh als Zweitwagen nutzen. Für mehr Komfort und PS steht dann noch was Größeres in der Garage.

Fotos BMW, Microlino

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