Die wesentliche Neuerung dabei ist der elektromechanische Gurtstraffer ACR. Er kann, so verspricht ZF, auch Gurtlose aufnehmen (also den nicht anliegenden Teil des Sicherheitsgurts), durch Vibrationen am Gurtband den Fahrer alarmieren und auf diese Weise bis zu einer Sekunde Reaktionszeit herausholen.
Der neue Ansatz sieht die Sicherheitssysteme Gurt und Airbag Hand in Hand arbeitend. Der Sicherheitsgurt hält den Körper zunächst zurück, gibt ihn aber in den Sekundenbruchteilen nach einem Aufprall frei, bis das Luftkissen den Insassen auffängt. Wenn dem Gurt genau diese Reserven fehlen, etwa, weil der Oberkörper beim Umfall schon zu weit nach vorne positioniert war, kann das die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen erhöhen. Hier setzt ZF mit der Repositionierung an, d. h. der Körper wird im Ernstfall aktiv in die richtige Sitzposition gebracht.
Der Sicherheitsgurt als solcher geht auf den Volvo-Ingenieur Nils Bohlin (1920-2002) zurück. Bohlin erkannte, dass Ober- und Unterkörper der angeschnallten Person mit jeweils einem Brust- und einem Hüftgurt separat gesichert werden müssen. Seine Lösung war der schließlich patentierte Dreipunkt-Sicherheitsgurt, 1959 in den Volvo-Modellen Amazon (120) und PV 544 – dem »Buckelvolvo« – in den nordeuropäischen Märkten eingeführt.
Mit seiner Idee einer eigenen Sicherung der Insassen lief Bohlin gegen den Zeitgeist. Denn seinerzeit herrschte die Überzeugung vor, dass bereits der Aufenthalt im Fahrzeugfond vor den Folgen eines Aufpralls Schutz biete. Diese Auffassung sah nur Fahrer und Beifahrer überhaupt in Gefahr. Eine aus heutiger Sicht recht skurril anmutende Überzeugung – ist doch die Gurtpflicht in vielen Ländern längst eine Selbstverständlichkeit.
Quelle ZF
Fotos Volvo, ZF