Dabei ist das Besondere dieser Fahrzeuggattung ihre Flexibilität. Denn während der Caravan in der Regel ein Minimum an Campingplatz-Infrastruktur benötigt, kann sich das Reisemobil drei bis vier Tage völlig autark bewegen. Gas, Strom und Wasser sind an Bord, meist auch eine Toilette oder sogar Dusche. Doch ist zunächst eine ordentliche Investition erforderlich. Der Durchschnittspreis für ein modernes Fahrzeug liegt bei 54.250 Euro; das Einstiegssegment startet bei knapp über 30.000 Euro.
Appartement auf Zeit
Daher lautet der erste Tipp: Lieber erst einmal ein Reisemobil in der anvisierten Klasse mieten und die eigenen Bedürfnisse besser kennen lernen. Das ist eine gute Grundlage für eine spätere Kaufentscheidung. Außerdem sind ordentlich gewartete Mietfahrzeuge technisch für die Reise bereits vorbereitet, das heißt etwa, sie sind voll getankt und Motorölstand sowie Reifendruck sind überprüft. Die Mietpreise liegen je nach Saison und Größe des Fahrzeugs zwischen 50 bis 160 Euro pro Tag. Ein überregionaler Anbieter ist etwa der ADAC, der seinen Mitgliedern auch Rabatte einräumt. Interessant könnte aber auch ein Fahrzeug eines Wohnmobil-Händlers sein, weil der die Miete eventuell mit einem späteren Kaufpreis verrechnet.
Grundsätzliche Kriterien für die richtige Wahl des Fahrzeugs sind zunächst einmal die Limits des Führerscheins. Glück hat, wer noch einen alten Führerschein der Klasse 3 besitzt. Er darf Fahrzeuge mit einer zulässigen Masse von 7,5 Tonnen bewegen. Dagegen müssen Freizeitpiloten mit dem aktuellen B-Führerschein beachten, dass ihr Reisemobil nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen darf. Doch lässt sich mit dieser Einschränkung leben, denn die weitaus größte Anzahl an aktuellen Reisemobilen unterschreitet 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.
Kontrolle ist besser
Schon die ersten Meter mit dem neuen Gefährt sind ungewohnt: hohe Sitzposition, Blick nach hinten und zur Seite nur mit Außenspiegeln, üppige Außenmaße und ausschwenkendes Heck in engen Kurven. Da hilft nur eins: Ruhe bewahren und möglichst von Anfang an einen Beifahrer mit an Bord nehmen. Der steigt im Zweifelsfall aus, hilft beim Rangieren oder beim Rückwärtsfahren. Wichtig ist hier die gute Kommunikation. Deshalb die Seitenscheibe runter, damit die Rufe auch ankommen. Außerdem sollten Sie immer den Blickkontakt entweder direkt oder über Spiegel sicherstellen.
Weniger ist mehr
Reisemobilisten sollten sich vom großen Platzangebot in den modernen Freizeitfahrzeugen nicht verführen lassen, und auch nicht zu sehr auf die Angaben zum Leergewicht des Fahrzeugs in den Papieren vertrauen. Es handelt sich dabei um Durchschnittswerte der Baureihe. Außerdem wird später eingebautes Zubehör wie Markisen oder Heckträger häufig nicht berücksichtigt. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sucht eine öffentliche Waage auf, etwa bei Kfz-Prüforganisationen, Raiffeisen-Märktenoder Mülldeponien und checkt die Fahrzeuggewichte sowie die Achslasten, unbeladen und beladen. Das kostet vielleicht eine kleine Gebühr, ist aber auf jeden Fall billiger als ein Bußgeld, das bei nur fünf Prozent Überladung schon mit zehn Euro startet.
Beim Beladen lautet das Motto: Leichtes nach oben; Schweres nach unten, möglichst in der Nähe der Achsen und in Staufächer, deren Türen sich nicht in Fahrtrichtung öffnen. Denn im Falle eines Falles, sollte bei einer Vollbremsung lieber eine Popkorn-Tüte durch das Reisemobil segeln, als etwa eine Ravioli-Dose, die dann locker eine Frontscheibe durchschlägt.
Auf großer Fahrt
Wohnmobile bis 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse dürfen in Deutschland außerhalb geschlossener Ortschaften 100 km/h und auf Autobahnen schneller als 80 km/h fahren. Vorschriften für Lkw wie Durchfahrts- oder Überholverbote gelten erst für Wohnmobile über 3,5 Tonnen. Innerhalb von Europa können abweichende Regelungen gelten. Infos halten die Automobilclubs bereit.
In freier Wildbahn
In Deutschland ist das Parken von Wohnmobilen und die einmalige Zwischenübernachtung zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit im öffentlichen Straßenverkehr dort erlaubt, wo es nach der Straßenverkehrsordnung nicht ausdrücklich verboten ist. Die Ausstattung des Fahrzeugs darf genutzt, allerdings nach außen kein «Camping-ähnliches» Leben entfaltet werden, wie etwa das Herausstellen von Tischen und Stühlen. Ähnlich entspannt geht es innerhalb von Europa nur noch in Norwegen, Schweden, Spanien und der Türkei zu. Andere Länder sind deutlich rigider. Hier – wie natürlich auch in Deutschland – heißt die Alternative zum Campingplatz «Stellplatz», eine Art abgespeckter Campingplatz, überwiegend für Reisemobile ohne Schranke, aber mit Strom- und Wasserversorgung. Einschlägige Führer gibt’s im Buchhandel oder im Internet.
Gib‘ Gas
Mietmobile sind meistens mit zwei Elf-Kilo-Gasflaschen ausgestattet. Das reicht im Sommer lange, da beispielsweise der Kühlschrank im Gasbetrieb nur knapp 30 Gramm pro Stunde konsumiert. Im Wintereinsatz kann es jedoch eng werden, da die Heizung im Gasbetrieb im gleichen Zeitraum das zehn- bis zwanzigfache verbraucht. Unter Umständen reichen dann zwei Elf-Kilo-Flaschen nur zwei bis drei Tage weit. Kein Problem auf deutschen Campingplätzen, die Tauschflaschen bereithalten.
Im Ausland ist es jedoch unter Umständen etwas komplizierter, denn europaweit existieren rund 300 verschiedene Anschluss-Systeme für Gasflaschen. Deshalb empfehlen Experten zwei Europa-Sets zum Befüllen oder für den direkten Anschluss mit jeweils vier Adaptern, zusammen im Campingfachhandel für rund 30 Euro.
Wasser marsch
Die Wasserreste in Tank und Leitungen bilden im Sommer eine feucht-warme Atmosphäre, in der sich die Bakterien bestens vermehren. Bei professionell gewarteten Mietfahrzeugen sollten Sie darauf vertrauen dürfen, dass das Wassersystem hygienisch einwandfrei und frisches Nass nachgefüllt ist. Im eigenen Interesse sollten Sie aber auf der Reise für kräftigen Durchsatz sorgen und lieber kleinere Mengen Wasser häufiger nachfüllen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auch Desinfektionszusätze beimischen, die der Campingfachhandel bereithält.
Das stille Örtchen
Die Bordtoilette ist eine wichtige Voraussetzung für die Autarkie, Sanitärzusätze für Spülwasser und herausnehmbaren Tank halten Dichtungen geschmeidig und verhindern Geruchsbelästigungen. Trotz der guten Eigenschaften, sollten Sie im Sinne der Umwelt nur kläranlagenverträgliche Sanitärzusätze mit dem «Blauen Engel» verwenden, möglichst knapp dosieren und lieber häufiger leeren: selbstverständlich nie in die freie Natur oder in Straßen-Gullis. Das ist bei Strafe verboten. Sondern benutzen Sie Toiletten, die an Kläranlagen angeschlossen sind oder speziell dafür vorgesehene Entsorgungsstationen, die viele Camping- oder Stellplätze bereitstellen.
Wer diese Tipps berücksichtigt, eine technische Einweisung genossen hat und auch noch die Bedienungsanleitungen gründlich studiert, hat gute Voraussetzungen, das Experiment «mobiler Urlaub» zu genießen – und wird vielleicht zu einem Wiederholungstäter, mit einem gemieteten oder dem eigenen Fahrzeug.