150 Jahre danach kehrte der «Lüttinger Knabe» für etliche Monate als Leihgabe an den Niederrhein zurück. Die römische Bronzefigur war das viel bewunderte Prachtexemplar unter den über 2.500 Ausstellungsstücken des LVR-RömerMuseums in Xanten, das im August 2008 eröffnet wurde.
Das RömerMuseum entführt seine Besucher auf eine spannende Reise in 2.000 Jahre Vergangenheit am
Niederrhein. Das moderne Ausstellungshaus im Archäologischen Park Xanten gleich neben den gut erhaltenen römischen Thermen ist spektakulär und zieht seit der Eröffnung zahlreiche Besucher aus nah und fern an. Der moderne Bau aus Stahl und Glas steht auf den Fundamenten einer gewaltigen römischen Halle, die fast 80 Meter lang und über 20 Meter breit war. Diese Basilika Thermarum war der Zugang zu den öffentlichen Thermen der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana. «Die schwimmen, die Römer», mögen Besucher des Museums denken, denn der moderne Bau wurde auf den Mauern der Eingangshalle der römischen Thermen, dem Badehaus, errichtet. In «ColoniaUlpia Traiana» lebten etwa von Christi Geburt bis in das frühe fünfte Jahrhundert zeitweise 10.000 Menschen. Damit war das «Rom am Niederrhein» eine der bedeutendsten römischen Ansiedlungen in Nordwesteuropa am Rand von Germanien.
Auf rund 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeichnet das Museum ein lebendiges Bild des römischen Alltags in Germanien. Besonders beeindruckend sind die Überreste eines römischen Schiffes, das in zwölf Metern Höhe frei schwebend im Raum hängt.
Zahlreiche Mitmach-Stationen begeistern besonders die Kinder – der Ausflug in die Römerzeit ist spannend, unterhaltsam und auch lehrreich.
Das LVR-RömerMuseum – angeschlossen istder sehenswerte, römische Archäologische Park Xanten, kurz APX genannt – ist nur eines von drei herausragenden Museen der Region. Die beiden anderen sind die Joseph-Beuys-Sammlung auf Schloss Moyland, sowie in Kleve das Museum Kurhaus mit bedeutenden Zeugnissen der Gegenwartskunst.
Zwischen römischen Scherben und Kleve liegt am linken Niederrhein nur eine gute halbe Autostunde oder – als viel bessere Alternative – die gemächliche Radtour auf der «Via Romana». Der gut gekennzeichnete Römer-Radweg führt als Rundstrecke von Xanten mit einer Distanz von insgesamt 260 Kilometern über Wardt, Kalkar, Griethausen und Kranenburg bis in die niederländische Metropole Nijmegen. Auf stillen, geteerten Feldwegen, eigenen Radpisten und verbummelten Landstraßen strampeln die Pedalritter in dem sattgrünen Landstrich durch kleine Bauerndörfer und abgelegene Weiler hinter den hohen Rheindeichen.
Wer schnell gegen den oft von vorne blasenden Wind anradelt, der schafft die nahezu ebene Route in zwei bis drei Tagen. Doch die Besucher der Museen lassen es langsamer angehen und schauen sich vor den ersten, kräftigen Tritten in die Fahrradpedale erst mal im römischen Xanten um. Ein ganzer Vormittag ist für den Rundgang durch das faszinierende Museum und den Archäologischen Park mit den Rekonstruktionen des römischen Hafentempels und der Stadttore einzuplanen.
Aus der Römerzeit wechseln die Besucher nahtlos zur «Siegfriedsage», denn der Überlieferung nach soll die Burg des Königs der Niederlande dereinst in Xanten gestanden haben. Ob das nun der Wahrheit entspricht, das weiß niemand so ganz genau. Immerhin ist es den Xantenern in ihrer historischen Innenstadt ein eigenes Museum wert mit dem trefflichen Namen «Nibelungen(h)ort Xanten». Die Besucher des Hauses tauchen ein in die Welt von Siegfried, der auszog um Ruhm und Ehre und die Liebe seines Lebens zu suchen.
Auf der etwa 20 Kilometer langen Fahrt von Xanten nach Schloss Moyland bietet sich das mittelalterliche Kalkar für einen Zwischenstopp an. Am hübschen Marktplatz glänzen Treppengiebelhäuser und das Rathaus aus dem 15. Jahrhundert, nur ein paar Schritte weiter prunkt die katholische Pfarrkirche St. Nicolai gleich mit neun wertvollen gotischen Schnitzaltären niederländischer Künstler.
«Oh, what a nice castle – welch ein schönes englisches Schloss», das mag so mancher beim ersten Anblick von Schloss Moyland im benachbarten Bedburg-Hau ausrufen. Und tatsächlich erinnert das im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil umgebaute Wasserschloss an ein Schottland-Schloss voller Geheimnisse. Doch wegen der dicken Rundtürme mit ihren Zinnen finden die allermeisten Besucher nicht den Weg nach Moyland: Dicht an dicht wird im Innern die Werke des Aktionskünstlers, Bildhauers und Zeichners Joseph Beuys gezeigt. «Moyländer Hängung» nennen Fachleute die Art der Präsentation, bei der Zeichnungen, Aquarelle oder Ölgemälde dicht an dicht platziert sind und so, ähnlich wie bei Mosaiksteinen, ein Gesamtbild abgeben. Fast 5.000 Arbeiten von Joseph Beuys werden in der weltgrößten Sammlung seiner Werke heute in dem Museum verwahrt.
Kulturtouristen radeln ein Ausstellungshaus weiter und finden im Museum Kurhaus Kleve die Werke von Ewald Mataré, bei dem Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte. Mehr als 800 Plastiken, Zeichnungen, Grafiken und Gemälde zählen zu der umfassenden Sammlung. Darüber hinaus zeigt das Museum Werke der Gegenwartskunst: Der sechs mal sechs Meter große Wandteppich «German Love» des amerikanischen Popart-Künstlers Robert Indiana ist nur ein Beispiel für die hochwertigen Präsentationen.
Ruhig und stilvoll lässt sich am unteren Niederrhein übernachten. Kleine Landhotels bieten sich ebenso an wie traditionsreiche Häuser beispielsweise in Xanten. Ungewöhnlich sind die drei Ferienwohnungen, zu denen es über die 63 Stufen einer engen Wendeltreppe hinauf geht – im Klever Stadttor aus dem 14. Jahrhundert in Xanten. Exquisit sind die Zimmer in den Schlössern und Burgen am Niederrhein, beispielsweise auf Burg Boetzelaer in Kalkar-Appeldorn, Schloss Hertefeld in Weeze, oder Schloss Ossenberg in Rheinberg, wo die herzogliche Familie morgens selbst das Frühstück serviert. Das Wasserschloss Wissen bei Weeze bietet Appartements in der früheren Gesindesiedlung und in einer ehemaligen Trafostation. Brautpaare sollen der Erzählung nach dort besonders gerne nächtigen. An der Türe warnt noch das Schild: «Vorsicht Hochspannung. Lebensgefahr!»
Kultur und Natur lassen sich in der stillen Niederrhein-Landschaft vielfältig erleben. Mehr als 3.000 Kilometer lang ist das komplette Radwegenetz der Region. Abstecher führen von der «Via Romana»-Radroute hinüber zum breiten Rheinstrom, auf dem hoch beladene Containerschiffe und riesige Schubverbände flussaufwärts in Richtung Rotterdam dieseln.
Ruhiger geht es zu an den verwunschenen Altrhein-Armen zwischen Xanten und Kleve. Mehrfach hat der Fluss im Laufe der Jahrtausende hier seinen Lauf verändert. Zurück blieben Tümpel, Seen und kurvige Gewässer wie etwa vor den Toren Kleves der Griethauser Altrhein, auf dessen Deichen die Urlauber in die ehemalige mittelalterliche Festung Schenkenschanz radeln. Nur 108 Menschen leben in dem einsamen Dörfchen, das am besten von Düffelward mit einer kleinen Autofähre erreicht werden kann. In wenigen Minuten tuckert das Schiff tagsüber über den ehemaligen Rheinarm, in der Woche bis 21.45 Uhr und an den Wochenenden eine ganze Stunde länger. Nachts legt der Fährmann eine wohlverdiente Pause ein.
Beim Rheinhochwasser – zuletzt bei der Jahrhundertflut 1995 – wird Schenkenschanz von der Außenwelt abgeschnitten und damit zur einzigen Hallig in Nordrhein-Westfalen.
Fahrrad total
«Fahrrad total» ist das Motto am Niederrhein: An 55 Stationen in der Region können Touristen die grünen Niederrhein-Räder ausleihen. Clou dabei: Die Leihräder können auch an den anderen Orten zurückgegeben werden. Rund 10 Euro kostet das Ausleihen pro Tag. Alle Informationen unter www.niederrheinrad.de.
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