Bei dieser Frage kann Jürgen Book, Leiter Kundenservice für Autoreparaturlacke bei BASF-Coatings in Münster-Hiltrup, nur milde lächeln. Sein Unternehmen mit der Lackmarke «Glasurit» verfügt über das größte Farbtonarchiv der Welt. 600.000 Rezepturen sind dort gelistet, davon gehören 60.000 zu Fahrzeugen, die älter als 20 Jahre alt sind. «Bei Porsche gibt es bis heute 782 Farbtöne, und die haben wir komplett», erläutert Book. Und nach ein paar Klicks im Internet – für jedermann unter www.classiccarcolors.com zugänglich – steht die Farbton-Nr. 524 «Erdbeerrot» fest.
Das Archiv wächst ständig: Durch die eigenen zwölf vernetzen Farbtonlabore weltweit und durch die Zusammenarbeit mit Oldtimerclubs, Museen und auch den Herstellern. Wobei letztere in der Vorkriegszeit zwar alles Mögliche über die von ihnen gebauten Fahrzeuge artig aufgelistet haben, in den seltensten Fällen aber die Farbe. Vielleicht lag es am Zeitgeist, bei dem Automobilfarben keine große Rolle spielten. Man denke nur an Henry Ford, dem der Satz zugeschrieben wird «Jeder Kunde kann sein Auto in jeder Farbe lackiert bekommen, solange sie schwarz ist.»
Schwarz waren aber auch damals bei weitem nicht alle, und so gibt es zwei weitere Möglichkeiten, den richtigen Farbton für den Oldtimer zu finden. Speziell wenn nur eine Teillackierung nötig ist, müssen ja auch Witterungseinflüsse auf den alten Lack berücksichtigt werden. Das Glasurit-Color-Profi-System besteht aus 11.000 original lackierten Farbtafeln, mit denen man den Fahrzeuglack vergleichen kann. Wobei «man» ein Profi sein sollte und auch das Licht stimmen muss – am besten in einer Neutrallichtkammer, deren Leuchtstoffröhren genormt sind. «Die beiden Tafeln sind doch identisch», zweifelt der vorlaute Redakteur angesichts von 50 weinroten Kärtchen eines der über 200 Farbfächer. «Falsch», erwidert Global-Trainer Herbert Kortwinkel, «der linke ist heller und milchiger».
Hochmodern sind Farbmessgeräte, deren Scanner die Farbe erfassen und bei denen anschließend ein Computer die Messung mit den 600.000 Rezepturen der Datenbank vergleicht. Steht das Ergebnis fest, kann mit dem Mischen der Farbe aus 57 Basisfarben und eventuell noch Effektstoffen begonnen werden. Die Farbanteile werden ausgewogen. «Es gibt bei uns keine speziellen Lacke für Oldtimer», betont Book. Zum Einsatz kommen moderne Wasserbasislacke. Sie enthalten keine Lösungsmittel und quillen daher alte Farbschichten nicht an – denn davon kann ein Oldtimer im Laufe seiner bewegten Geschichte einige bekommen haben.