Es war ein Lebenstraum, den sie mit Energie und Ausdauer verfolgten. Doch jetzt, nach gut 15 Jahren, müssen Oliver Schmidt (34) und Thomas König (36) einsehen, dass sie ihre großen Pläne, genau genommen verfehlt haben. 1992 beschlossen wir: «Als 30-Jährige setzen wir uns große Zylinder auf und genießen ein komfortables Dasein als Museumsdirektoren», erzählt Oliver Schmidt. Tatsächlich brauchten die beiden Liebhaber historischer Automobile aus Hamburgs Elbvororten fünf Jahre länger – und korrigierten ihr Berufsziel während dieser Zeit grundlegend. Zum Glück.
«Statische Exponate, ängstlich abgesperrt, technische Daten auf nüchternen Erklärungstafeln, gar noch mit zeitgemäß bekleideten Schaufensterpuppen garniert:
Diese langweilige Art der Präsentation haben unsere technischen Kunstwerke nicht verdient
und das Publikum schon gar nicht», sagen die Initiatoren heute und betonen: «Wir fühlen uns inzwischen dazu verpflichtet, nicht nur Siegerfahrzeuge legendärer Rennen zu zeigen, sondern auch Personen vor der Vergessenheit zu bewahren und die unvergleichliche Atmosphäre jener Tage zu vermitteln.»
Ein Perfektionsdrang, der sich erst allmählich entwickelte. «Den Anfang machten wir mit einem völlig vergammelten VW Kübelwagen für 500 Mark – und allen Fehlern und Sünden, die 18-Jährige mit ihrem ersten Auto begehen», weiß Thomas König heute. Es folgte das Wrack eines Porsche 356 von 1960, das sich die Freunde durch Studentenjobs erarbeiteten, «und damit der erste Schritt zur automobilen Reife.»
Ehrensache, dass Oliver Schmidt und Thomas König den geschundenen Klassiker eigenhändig wiederbelebten. Und dass er heute, zur Perfektion restauriert, einen besonderen Platz in der jungen Sammlung automobiler Preziosen einnimmt. Mit dem wachsenden Bestand historischer Renn- und Sportwagen – darunter einige Unikate – wandelte sich die Sichtweise der Sammler: Erst empfanden sie jede ihrer Erwerbungen als ästhetisch verfeinertes Zweckgerät seiner Ära, heute verstehen sie sie im Kontext mit ihrer teils einzigartigen Vita als Unikate der Technikgeschichte, ja, auch der Kunstgeschichte. Seit 1998 ergänzt ein offizielles Verwandtschaftsverhältnis die Freundschaft beider Partner – Thomas König heiratete Schmidts Schwester. «Mittlerweile fühlen wir uns selbst schon wie ein altes Ehepaar», ulken die verschwägerten Sammler. Damit meinen sie die Arrangements bei kontroversen Kleinigkeiten genauso wie ihren langjährigen Paarlauf in Richtung des großen Ziels Prototyp.
Heute leiten Diplomkaufmann Oliver Schmidt und der diplomierte Architekt Thomas König das Unternehmen König Haus, das sich schwerpunktmäßig mit Projektentwicklung befasst. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Der Schwerpunkt ist die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude. Und im sanierten Gebäude in der HafenCity bietet sich dem Besucher eine phonetische Melange aus Streckensprecher und Motorengebrüll, durchsetzt mit dem Odeur von Rhizinusöl und Reifenabrieb.
Ein «Museum» in einem ganz strengen Sinne? Nun ja – die Direktoren tragen ja auch keine Zylinder.