Eigentlich hat Gusenburg nur ein paar hundert Einwohner. Durch den Ort führt eine Hauptstraße, gesäumt von einigen Nebenstraßen mit schmucken Häusern. In zwei Minuten ist man mit dem Auto hindurch durch den Ort. Alle zwei Jahre aber erwacht Gusenburg – dem Lanzclub sei Dank – zu einem ganz besonderen, bunten und lauten Örtchen. Dann sind die Wiesen, Wege und Äcker rund um die Ortseingänge mit malerischen, teils Jahrzehnte alten Traktoren zugeparkt. Ein paar Idealisten hatten den Lanzclub einst aus der Taufe gehoben.
Viel Vorbereitungszeit steckt in einem solchen Wochenende. Da ist es mit ein paar Clubabenden nicht getan. «Die Vorbereitung dauert fast ein ganzes Jahr. Auch wenn man noch so viele Erfahrungswerte hat», sagt Club-Mitglied Alfons Schreiner. Vor allem für jede Menge Platz müssen die Gusenburger dann sorgen, um Teilnehmer aus ganz Südwestdeutschland, aus Luxemburg und Frankreich, sowie die zahlreichen Besucher unter zu bringen. «Viele Gäste reisen mit dem Bauwagen oder mit Zelten an. Darin übernachten sie dann. Es geht halt urig zu bei uns.»
Wenngleich sich der Verein auch «Lanzclub» nennt, so sind die Trecker und Traktoren doch nicht nur auf diesen Hersteller beschränkt. So wie bei Oldtimertreffen eine bunte Markenvielfalt vorherrscht, ist es auch hier: Fendt, Güldner, Hanomag und andere. Was Rang und Namen hat eben.
Ein paar «Exoten» sind auch jedes Mal darunter. So wie im vergangenen Jahr, als auch der eine oder andere «Famulus» oder «Pionier» darunter war, der einst in irgendeiner Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft der DDR zum Erfüllen des Plansolls beigetragen hat.
Doch die Bulldog-Freunde lieben nicht nur ihre Fahrzeuge, sondern auch die Kulturgeschichte der Hunsrücker Landwirtschaft. Dort, wo einst der legendäre Räuberhauptmann «Schinderhannes» gegen die französische Besatzungsmacht aufgestanden war. Die Leute vom Lanzclub Gusenburg haben sich am Ortseingang ihre eigene Halle gebaut. In ihrem Refugium sind nicht nur Traktoren untergebracht. Club-Mitglied Karl Weber zeigt auf alte Dreschflegel, Dreschmaschinen, einen großen Leiterwagen mit Stroh und Heu. Auch viel «Kleinkram», der einst zum bäuerlichen Broterwerb gehörte, schmückt die Halle.
Nicht nur Menschen mit technischen Berufen sind unter den Bulldogfans. Auch Lehrer oder Finanzbeamte haben Traktoren, oder bosseln jahrelang an einem Unikat herum. Und worin liegt die Faszination? Ist es die alte Technik, das Arbeiten, das Fahren oder der Zusammenhalt im Verein? Florian Hewer, der junge Vorsitzende des Vereins, bringt es auf den Punkt. «Auf dem Bulldog», sagt er, «ist es einfach am schönsten.»