Frau Gehrmann, was macht für Sie den besonderen Reiz dieses Landes aus?
Island lebt gewissermaßen von Spontaneität. Man plant nicht lange im Voraus, sondern kurzfristig, sowohl private als auch geschäftliche Termine. Daher auch meine Empfehlung an den Besucher und die Besucherin – nicht zu viel planen, sich nicht zu viel vornehmen, sondern sich ein Stück weit einfach mal treiben und überraschen lassen. Es ist auch völlig üblich, dass man zwei oder drei Jobs parallel ausübt – da arbeitet der Banker schon mal gleichzeitig als Busfahrer. Auch die Patchwork-Familie ist hier sehr weit verbreitet.
Wie erklären Sie sich die ausgeprägte Spontaneität?
Island ist ein sehr ursprüngliches Land und zu einem guten Teil den Naturgewalten einfach unterworfen. Man kann zum Beispiel zu Fuß unterwegs sein und auf mehrere Kilometer ist kein Haus und kein Spaziergänger in Sicht. Das ist dort völlig normal. Und wenn ein Unwetter mal eben hereinbricht und die Pläne für die nächsten Tage umwirft, dann kann man nicht einfach an den Plänen festhalten, sondern muss umdenken und schlichtweg abwarten.
Gibt es Verhaltensweisen, die Sie einem Touristen definitiv nicht empfehlen?
Ja. Die Isländer sind genervt, wenn deutsche Touristen sie ständig darauf ansprechen, ob sie denn wirklich an Elfen glauben (das Gerücht hält sich hartnäckig). Deshalb sage ich zum Spaß: Man sollte nicht im Wanderoutfit in eine Bar gehen und Isländer fragen, ob sie an Elfen glauben.
Welche Besonderheiten müssen Autoreisende beachten?
Es passieren jedes Jahr viele Unfälle, weil Touristen die isländische Natur unterschätzen. Das Wetter kann schnell umschlagen und da muss man sich auch als Autofahrer darauf einstellen. Außerdem müssen immer wieder Flüsse durchfurtet werden, bei denen viele Autofahrer nicht wissen, an welcher Stelle sie gut zu überqueren sind und wo es zu gefährlich wird. Der Künstler Olafur Elíasson hat sogar eine Arbeit «Cars in Rivers» gemacht, in der er all die gestrandete Jeeps und Busse zeigt: www.olafureliasson.net und dies schließlich als Buch veröffentlicht.
Stichwort Kunst: Eine weltweit bekannte Künstlerin ist Björk, als Autor lässt sich der Nobelpreisträger Halldór Laxness oder der noch recht junge Hallgrimur Helgason nennen. Kennen Sie weniger bekannte Künstler(innen), deren Werk Sie empfehlen?
Neben Björk ist Sigurd Rós bekannt, der aber gleichermaßen als recht speziell empfunden werden mag. Persönlich mag ich auch die Band Hjaltalín, die meist auf Englisch singt, aber auch einen Song auf Isländisch performt, Retro Stefson (gerade sehr angesagt) und Valgeir. Einen guten Überblick gibt die Internetseite www.icelandmusic.is.
Alva Gehrmann, vielen Dank für den Zwischenstopp.
Mit Alva Gehrmann sprach