Gut zu lesen. Gut zu hören.


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Lars Mytting: Fyksens Tankstelle. Piper Verlag; 17,90 €.

Frauenversteher sind gefragt, und an entsprechender Literatur mangelt es im Ratgeberregal nicht mehr. Aber wer schreibt uns denn ein Männerverstehbuch? Lars Mytting hat es getan und mit «Fyksens Tankstelle» in seinem Heimatland Norwegen Kultstatus erreicht. Denn er erklärt Männern und Frauen, was die Symbiose zwischen Auto und Mann ausmacht «Du hast keine Kunden, du hast einen Fanklub», sagt Åge Rudi über die Tankstelle seines Freundes Erik Fyksen. Klar, es gibt weder ein Bistro noch eine gigantische Waschanlage wie bei der Konkurrenz, und das Sechzigerjahre-Design, in dem Eriks Freundin die alte Tankstelle stilecht renoviert hat, bevor sie ihn verließ, ist auch nicht jedermanns Sache. Dafür weiß Erik alles über die Autos, die er liebevoll repariert, und kann für das ungewöhnlichste Modell Ersatzteile besorgen. Nur dumm, dass die Landstraße begradigt werden soll und bald nicht mehr an seiner Tankstelle vorbeiführen wird. Und schon wird’s spannend?

Cover Fyksens Tankstelle

Frank Jöricke: Mein liebestoller Onkel, mein kleinkrimineller Vetter und der Rest der Bagage. Solibro Verlag; 19,90 Euro.

Was muss man nicht alles aushalten als Heranwachsender! Bei Frank Jöricke fing das mit einem mimosengelben Mercedes an, den einer aus der im Titel erwähnten «Bagage» besaß. Unter der Haube dieselten relativ gemächlich 55 PS. Das war in den späten Sechzigerjahren? Fast vierzig Jahre deutscher Geschichte haut Frank Jöricke uns hier um die Ohren, fährt Pointe um Pointe auf. Und auch für ihn selbst hält das Leben den ein oder anderen Fallstrick bereit. Sympathisch: Der da erzählt, lacht über sich selbst mindestens so wie über diejenigen, die er da gnadenlos durch den Kakao zieht.

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Clemens Niedenthal: Unfall. Porträt eines automobilen Moments. Jonas Verlag; 15 €.

Bei der Idee stutzt man: Ein Ereignis, das am besten überhaupt nicht erst eintritt, wird in seiner vielfachen Wirkung auf Menschen in einem Buch verarbeitet. Texte und Fotos wirken – naturgemäß – erschreckend: James Dean kollidiert mit dem Ford eines Collegestudenten; sein früher Tod trägt zur Legendenbildung bei. Literaten wie Robert Musil oder Hermann Hesse haben den Autounfall zum Motiv gewählt. All dies verarbeitet Clemens Niedenthal in seinem Buch, und das Ergebnis kann man eigentlich gar nicht oft genug betonen: Oberstes Ziel einer Autofahrt ist nicht nur, dass man sein Ziel erreicht, sondern das Bemühen, es unfallfrei zu erreichen.

Cover Niedenthal UNFALL

L’art de Passage: Im Fluss der Zeit – 20 Jahre. (Buschfunk)

«Vor mir fuhr ein Oldtimer – kein gewöhnlicher, sondern ein Relikt aus den Anfängen des Automobils; vollkommen offen, der Fahrer mit Schutzbrille und Lederkappe. Ich war begeistert und fühlte mich in eine andere Zeit versetzt. Mir wurde klar, um welche geniale Erfindung es sich bei einem Auto handelt und welche atemberaubende Entwicklung seitdem stattgefunden hat.» – So wird aus einer Alltagsbeobachtung Instrumentalmusik, deren Hintergrund das Booklet originell erklärt. Thomas Rühmann bescheinigt seinen Kollegen von L’art de Passage «eine Explosion der Stile und individuellen Handschriften zwischen Tango, Jazz, Latin mit klassischen Momenten». Dem Publikum gefällt das Spiel jenseits von allem Kommerz. Seit 20 Jahren. (Silversonic/ Phoenix; H’Art Musik-Vertrieb)

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I Muvrini

stehen mit beiden Beinen fest auf der Erde und zwar der korsischen, welche sie früher sogar symbolisch bei Konzerten verteilt haben. Dies hat die Band jedoch nie davon abgehalten, ihre Musik mit internationalen Einflüssen zu verbinden. Das gilt auch für «I Muvrini e les 500 Choristes». Das Album besticht unter anderem durch Duette mit herausragenden Stimmen wie Sarah Brightman, Tina Arena und der javanesischen Sängerin Anggun und ganz besonders aber die Einbindung eines 500 Köpfe starken Chors, der überwiegend aus Amateursängern besteht. Herausragend sind je eine Interpretation von Jacques Brels «Amsterdam» und des Gipsy Kings Hits «Tú quieres volver».

Cover I Muvrini

Ringo Starr: Liverpool 8. (EMI/Capitol)

2008 ist Liverpool, Geburtsstadt der Beatles, eine der ausgewählten Kulturhauptstädte Europas. Deren Schlagzeuger Ringo Starr liefert zu dem kulturellen Großereignis einen ganz eigenen künstlerischen Beitrag, ein durch und durch persönliches Album, co-produziert von Dave Stewart. Von der persönlichen Prägung zeugt schon der Opener «Liverpool 8», vital vibrierend, der sich «auf die Gegend bezieht, in der ich früher gelebt habe», wie Ringo Starr selbst betont. «Der Song war eigentlich Dave Stewarts Idee, gedacht als eine Art autobiographischer Reisebericht. ‚I was a sailor first…‘ heißt es da, und dann ‚Liverpool I left you‘ – was ich ja auch getan habe. ‚But I never let you down‘, was wirklich wahr ist.» Ein junger Mann hat, einem Seemann gleich, seine Stadt verlassen, aber nie vergessen. Mit «Liverpool 8» als einer Mischung aus Frohsinn, Lebenserfahrung und weiser Einsicht beweist Ringo Starr, dass er über viele Jahre als Musiker reichlich unterschätzt wurde.

Cover CD Ringo Starr

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