„Als erstes habe ich an ein Ford Modell T gedacht, das ist so schwach und langsam, dass man gar nicht in die Versuchung kommt, das Tempo anzuziehen“, erzählt er in seinem schwäbischen Dialekt. Doch während er bei seiner Recherche in Spanien partout keine passende Tin-Lizzy finden konnte, ist er über ein anderes Auto gestolpert: einen Loryc.
Dass er von der Marke vorher noch nie etwas gehört hatte, ist kein Wunder. Denn außer auf Mallorca kennt kaum jemand die 1920 gegründete Firma. Und auch dort hat man sie schon fast wieder vergessen. Denn erstens hat Loryc bereits 1925 wieder pleite gemacht, und zweitens hat die Firma kaum mehr als 100 Autos gebaut, von denen nach Boschs Recherchen nicht einmal ein Dutzend überlebt haben.
All das war ihm damals allerdings noch egal. Er hatte sich einfach in den Wagen verguckt und so lange mit den störrischen Besitzern verhandelt, bis er sich als dritter Eigentümer in den Fahrzeugschein eintragen durfte. „Am Ende hat wohl den Ausschlag gegeben, dass der Wagen mit mir auf der Insel bleiben sollte und nicht in irgend einer Sammlung im Ausland verschwinden würde“, erinnert sich der Unternehmer.
Viel Freude hatte er an dem Oldtimer anfangs allerdings nicht. Denn kaum war Bosch damit ein paar Kilometer unterwegs, zeriss es ihm den antiken Vierzylinder. Und nachdem das in den ersten 200 Kilometern nochmal passiert war, hatte er genug von der alten Technik. Deshalb baute er kurzerhand einen Elektromotor ein. Obwohl nicht verwandt mit dem schwäbischen Technologie-Konzern gleichen Namens, kennt sich Bosch damit einfach besser aus und hat auf diesem Sektor ein paar Erfindungen gemacht, die ihm sein Auskommen sichern. „Vier Tage und Nächte stand ich in der Werkstatt, dann war der Loryc bereit für seine elektrische Jungfernfahrt“, erzählt Bosch und bekommt schon leuchtende Augen, wenn er nur daran denkt. 84 Kilometer währte die erste Fahrt: „Ich war so begeistert, dass ich gefahren bin, bis die Akkus leer waren“. Diese Begeisterung hat angehalten.
Soweit, so gut. Nur mit der Entschleunigung hat es nicht so recht geklappt. Zwar hat er den Oldtimer tatsächlich auf 65 km/h limitiert und Bosch genießt nichts mehr als die elektrischen Schleichfahrten runter zum Strand oder nach Palma ins Café. Doch Zeit dafür hat er eigentlich keine mehr. Denn die Idee hat in seinem Umkreis so viel Neugier geweckt, dass dem Umbau ein Neubau folgen soll. „We are back,“ hat er in großen Lettern auf seinen Oldtimer geklebt, sich die Markenrechte gesichert und eine Kleinserienfertigung angestoßen.
Technisch ist Bosch mit seinem Projekt auf einem guten Weg. Doch die Sache mit dem Vertrieb bereitet ihm noch arge Kopfschmerzen. Denn seit er sein Projekt das erste Mal öffentlich gemacht und für dieses Frühjahr den Start einer Kleinserie von mehreren hundert Autos jährlich zu Preisen um die 50.000 Euro in Aussicht gestellt hat, wird er vom Interesse überrollt. Das Telefon steht nicht mehr still, das Mailpostfach quillt über. Deshalb hat Bosch vor ein paar Wochen die Reißleine gezogen, das Projekt gestoppt und fängt jetzt im kleineren Maßstab mit dem gleichen Modell noch einmal von vorne an. Was der Wagen dann kosten wird und wann es soweit ist? Dazu will er diesmal nichts mehr sagen. Sonst ist es mit der Beschaulichkeit vielleicht bald ganz vorbei. Und dann kann er auch gleich wieder Porsche fahren.