Vom eigenen Supersportwagen und der kurzen Freude an ihm


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RH-Alurad-Gründer Rüdiger Höffken gönnte sich 1994 einen eigenen Supersportwagen – doch die Freude daran währte nur kurz.

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Auf dem Zenit seines Erfolgs sollte man sich ein Denkmal setzen. Das zumindest glaubte im Jahr 1994 der RH Alurad Gründer Rüdiger Höffken aus Attendorn im Sauerland und lies bei Scala Design für rund 1,5 Millionen Mark (766.000 Euro) einen eigenen Prototyp mit Straßenzulassung bauen. Eingetragener Hersteller laut Kraftfahrtbundesamt: RH.

Der Name des Supersportwagen trägt die Initialen von Rüdiger Höffken in den Anfangsbuchstaben: RHapsody, der englische Ausdruck für Schwärmerei. Entwickelt und gebaut wurde das gute Stück von Autozulieferer Scala Design in Böblingen. Der namhafte Industriedesigner entwickelt sonst Interieurs für Autohersteller. Als Basis für den RHapsody diente eine auf 580 PS getunte Corvette ZR1-Plattform. Die ungewöhnlich lang gestreckte Karosserie besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff, der mit dem Kastenrahmen aus Stahlprofilen und -rohren aufgesetzt und verschraubt, verklebt und vernietet wurde.

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Die Doubblebubble Dachhaut erinnert dabei ein bisschen an das Zagato Design. Im Stuttgarter Windkanal soll der RHapsody sensationell niedrige Luftwiderstandswerte erreicht haben. Dafür spricht, dass der RHapsody bei Testfahrten im italienischen Nardo eine Höchstgeschwindigkeit von 355 km/h erreicht hat. Damaliger Fahrer war der Ex-Tourenwagenpilot Michael Bartels. Die Topspeed von 355 km/h ist zwar in den Papieren eingetragen, allerdings hat der Motor keine 2600 Kilometer durchgehalten, so dass der aktuell von Sportwagen Engel aus Namedy angebotene Prototyp mit 6-Gang-Schaltgetriebe nur auf 408 PS vertraut.

Scala Design hat für Höffken aus dem Vollen geschöpft: Tacho bis 400 km/h, Recaro-Schalensitze aus Karbon und eine ziemlich blaue Glanzlederausstattung sollten RH-Kunden auf Reifenmessen beeindrucken. Bestückt war der RHapsody ab Werk mit damals üppigen 19-Zoll-RH-Alurädern.

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Wo der RHapsody auftaucht, sorgt er für ungläubige Gesichter. Die Menschen auf der Straße drehen sich sofort nach ihm um: „Was ist das für ein Auto? Ich kenne das Modell gar nicht?“ Durch die groß‑dimensionierte Sportauspuffanlage faucht und brabbelt der 5,7-Liter V8 Motor. Fensterscheiben vibrieren. Die 408 PS haben mit den 1.400 Kilo leichten Supersportler leichtes Spiel. Zwar schafft er die versprochenen 4,0 Sekunden von null auf 100 km/h nicht, knapp unter fünf Sekunden sind aber ob des brachialen Schubs mehr als glaubwürdig. Kraft ist nahezu bei jedem Drehzahlbereich im Überfluss vorhanden. Manchmal stinkt der RHapsody ein bisschen nach Sprit – wie ein echter Rennwagen eben. Gut 14 Jahre konnte Höffken mit dem RHapsody angeben, dann war Schluss mit lustig.

Am 18. Oktober 2008 ging die damalige RH Alurad Höffken GmbH in die Insolvenz. Gegen den ehemaligen Star der Aluradbranche, Rüdiger Höffken, wurde wegen Steuerhinterziehung, Untreue und Bankrott im Zusammenhang mit der Insolvenz ermittelt. Im Jahr 2010 übernahm die Attendorner Unternehmerfamilie Böhmer die Marke RH ALURAD. Dem Radhersteller geht es heute wieder gut. Nur Höffkens Denkmal kam unter die Räder: Das ehemals Millionen teure Einzelstück ist heute als Gebrauchtwagen für 49.000 Euro zu haben.

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