Ich war damals gerade ein Jahr mit einem Rennfahrer verheiratet – und Feuer und Flamme. Die Fragen, die man beantworten musste, waren gar nicht so schwer, wenn man motorsportinfiziert war. Aber ich war natürlich nicht alleine, denn auch alle Ehefrauen aus meinem Motorsportclub hatten sich gemeldet. Die meisten sind über eine einzige Frage gestolpert: „Wer war die erste Führerschein-Inhaberin in Deutschland?“ Einfach für mich: „Bertha Benz“. Und gut für mich: die meisten hatten nämlich „Mercedes Benz“ geschrieben. Juchhu! Ich bin dabei! Ein tolles Auto musste her. Clubkollege Herbert Kritzler besaß einen wunderschönen blauen Renault Gordini mit gelben Felgen und negativem Sturz. Ja, das ist er! Seine Frau Marlies musste ich nicht lange überreden mitzumachen.
Dann bekamen wir das Programmheft zugeschickt. Was für eine Liste! James Last, Horst Jankovski, die Herbert-Dancers, Schirmherr Fürst Paul von Metternich sollten uns bespaßen. Und erst die Jury: John Jahr jr., Dr. Hermann Harster (Erfinder des „Goldenen Lenkrads“), Rainer Günzler, Richard von Frankenberg, Huschke von Hanstein.
Richtig schwindelig wurde mir beim Lesen der Teilnehmerinnen: Ursula von Hanstein und Prinzessin Croy, Ute Zingelmann (damals ZDF-Ansagerin), Dr. Mildred Scheel, Uschi Glas, Christa-Eva Wempe, Ruth-Maria Kubitschek, die Rennfahrerinnen Heide Utz und Hannelore Werner. Auch Heidi Hetzer, die im Augenblick mit einem Oldtimer in der Weltgeschichte herumfährt (KÜS berichtet online jeden Monat über sie).
Und mitten drin mit der Start-Nummer 31: Jutta Sein und Marlies Kritzler. Mit dem chicen Renault Gordini. Nach der technischen Prüfung durften alle Autos auf Kosten des Gruner & Jahr-Verlages auftanken. Marlies und ich sorgten sogleich für eine handfeste Überraschung, denn als wir den Tank hinten aufgefüllt hatten, blieben wir einfach stehen. „Das Auto hat zwei Tanks: vorne ist auch noch einer“, erklärte Marlies dem verdutzten Tankwart.
Alle 106 Damen (Fahrerin und Copilotin) und das gesamte Organisationsteam wohnten im Hotel Braunschweiger Hof – auf Kosten des Verlages. Freitag früh gab es noch ein Erinnerungsfoto mit allen Teilnehmerinnen. Huschke von Hanstein bat alle Damen, sich um das sportlichste Auto zu scharen. Alle stellten sich dann um den ockerfarbenen BMW von Heide Utz auf. „Nein, nein,“ sprach Huschke, „den meine ich nicht. Ich meine den wunderschönen Gordini.“ Ups, UNSER Auto! Stolz wie Oskar gingen wir auf die Reise Richtung Travemünde. Unterwegs musste man allerlei Geschicklichkeitsaufgaben erfüllen. Ein Klacks für Marlies und mich, waren wir doch motorsportlich geschult. Die Promis hatten da schon mehr Schwierigkeiten. Aber Spaß hat es trotzdem allen gemacht. Und dann war auf einmal alles aus: Peng machte es im Motor des Gordini und weißer Qualm stieg auf. Zylinderkopfdichtung im Eimer. Zufällig fuhr gerade das Fernsehteam hinter uns her, überholte uns und zückte die Kamera: „Geht mal ganz ratlos um das Auto herum.“ Witzbolde.
Glück im Unglück: Das Ganze passierte nicht weit vom Ziel entfernt. Wir fanden schnell unseren Humor wieder, denn an der Geschichte konnten wir jetzt nichts mehr ändern. Also genossen wir den herrlichen Gala-Abend im Kurhaus Travemünde und tanzten bis in den Morgen.
Was immer diese Constanze-Damen-Rallye gekostet hat – es war wohl der Todesstoß für diese Frauenzeitschrift. Denn Ende 1969 stellte sie ihr Erscheinen ein. Nachfolgerin war die BRIGITTE. Solch eine aufwändige Geschichte hat sich bis heute kein anderer Zeitschriften-Verlag mehr geleistet.