Sind wir schon in Deutschland, im Westmünsterland? Oder noch im niederländischen Achterhoek? Wer mit dem Fahrrad oder als Wanderer auf dem Kommiesenpatt bei Winterswijk unterwegs ist, kann mitunter ins Grübeln kommen. Ob Deutschland, oder Niederlande – der Grenzverlauf ist kaum mehr zu erkennen.
Als 18 Kilometer lange Route schlängelt sich der Kommiesenpatt zwischen Winterswijk und Oeding, mal in Deutschland, mal in den Niederlanden. Benannt wurde der Weg nach den „Kommiezen“, den niederländischen Grenzpolizisten. „Heute kann sich kaum jemand vorstellen, in welchem Umfang hier in der Vergangenheit geschmuggelt wurde“, blickt die Winterswijkerin Betty Wassink zurück. Vor allem Kaffee und Zigaretten waren während der 1950er- und 1960er-Jahre in den Niederlanden viel preiswerter und lockten dementsprechend zum Schmuggeln an. An der grünen Grenze galten Landstraßen als heißes Pflaster.
An diese Zeiten erinnert die Route, die wandernd oder per Fahrrad ab dem münsterländischen Klosterdorf Burlo zurückgelegt werden kann. Am besten parkt man dort das Auto, Wanderer lassen sich am Ende der Tour abholen und zum Startplatz zurückbringen. Betty Wassink vom Tourismusbüro Winterswijk: „Das kann man zuvor mit dem Hotelier oder Zimmervermieter absprechen.“ Busverbindungen gibt es nämlich in der einsamen Landschaft nicht. Und Fahrradtouristen? Die fahren von Burlo nordwärts und dann auf Nebenwegen zurück zum Startpunkt. Das gut gekennnzeichnete Fahrradwegenetz in Winterswijk ist mehr als 500 Kilometer lang.
Wer kürzer wandern möchte, findet ebenfalls seine Favoriten: Vier Rundstrecken – zwischen fünf und 13 Kilometer lang – führen als Schleifentouren an der Grenze her- und hinüber. Betty Wassinks Ratschlag: „Immer Proviant und Getränke mitführen, eine genaue Landkarte oder das Smartphone mit GPS.“
„8-er de grens“ heißen zwei andere Rad-Rundstrecken, die vom abgelegenen Flecken Oldenkott über jeweils knapp 40 Kilometer auf ruhigen Landstraßen und schmalen Pfaden verlaufen. Zum ersten Mal überhaupt kombinieren die Strecken das deutsche mit dem niederländischen Fahrradroutennetz, das mit Ziffern von Knotenpunkt zu Knotenpunkt weiterleitet – Holländer radeln nach Zahlen.
Auf der Südroute geht es nach Zwillbrock, wo Kultur und Natur Nachbarn sind: Aus dem 18. Jahrhundert stammt die Barockkirche St. Franziskus, deren üppiges Inneres im Originalzustand erhalten blieb und daher im Münsterland einzigartig ist. Wenige hundert Meter entfernt geht es über sandige Pfade zum Naturschutzgebiet Zwillbrocker Venn, in dem über 100 Vogelarten leben. Der Moorsee ist mit bis zu 8.000 Brutpaaren eine der größten Lachmöwenkolonien im Binnenland.