Der Volkswagen Phaeton
2002 präsentierte Volkswagen die ultimative Oberklasse. Gefertigt in Handarbeit in der Gläsernen Manufaktur in Dresden kostete ein voll ausgestatteter Volkswagen Phaeton locker über 100.000 Euro. Kanzler Schröder fuhr so einen. Schon für knapp 5.000–10.000 € lässt sich heute ein echtes Kanzlerauto kaufen. Leider nicht ohne Nebenwirkungen.
Denn schon eine Getriebereparatur kann den Kaufpreis übertreffen. Der Phaeton 5.0 TDI mit dem 313 PS starken V10-Diesel verfügt nur über eine – ehrliche – gelbe Umweltplakette und darf also nicht mal in die Umweltzonen der Großstädte. Geniale aber aufwändige Technik wie das Airmotion-Luftfahrwerk oder die zugfreie Klimaanlage, bei der die kalte Luft aus dem Dachhimmel wabert, kollabiert gerne im Alter.
Zudem fehlt es oft an fähigen Experten, die sich mit der komplizierten Technik auskennen.
Ansonsten bietet der Volkswagen Phaeton mit seinen optionalen, riesigen Massagesitzen das Fahrgefühl, in einem der letzten großen Straßenkreuzer zu sitzen.
Der BMW 7er E39
Das Modell E38 galt als die filigrane und sportliche Oberklasse Limousine schlechthin. Bereits ab 1.500 Euro geht der 7er-Spaß los. Die Achtzylinder-Triebwerke (735i, 750i) halten ewig, regelmässige Öl- und Wasserkontrolle vorausgesetzt. Beim 728i und bei den Dieseln (725tds, 730d, 740d) sollte man beim Kauf vor allem auf das Thema Wasser achten:
Durchgeheizte Zylinderkopfdichtungen und defekte Wasserpumpen sind häufig anzutreffen.
Bei älteren Modellen ist zudem oft der Klimakompressor (2.000 Euro) defekt. Das schwere Gewicht drückt auf Fahrwerk und Lenkung. Entsprechend hoch ist der Verschleiß an Lenkern und Buchsen. Die Batterie ermüdet bei den vielen elektronischen Helferlein naturgemäß schnell und sollte gecheckt werden. Rost ist beim E38 nur bei ungepflegten Exemplaren ein Thema. Und somit empfiehlt sich der schönste 7er aller Zeiten für das tägliche Chef-Feeling auf dem Weg zur Arbeit.
Geheimtipp ist der BMW 728i. Er ist der beste Kompromiss: Der Verbrauch liegt mit 8-9 Litern auf Langstrecken deutlich unter dem V8. Vom teuren Zwölfzylinder 750i ganz zu schweigen. Gleichzeitig hat er keinen Ärger mit der Gelben Umweltplakette, nachgerüsteten Rußfiltern oder geplatzten Turboladern.
Sammler setzen natürlich auf den in kleiner Stückzahl gebauten Alpina B12 6.0 mit 316 kW und 291 km/h Spitze.
Die Mercedes S-Klasse W220
Die Mercedes S-Klasse steht eigentlich für Luxus und Unverwüstlichkeit. Das gilt für den Typ W220 (1998 bis 2005) leider nur bedingt: Fast alle Exemplare, die wir uns in der Preiskategorie 4.000-6.000 Euro angeschaut haben, waren durchweg vom Rost angefressen. Airbagleuchten flackern, die Luftfederung meldet Fehler. Dabei war der W220 die erste schöne S-Klasse nach dem kantigen W140. Mit einem Luftwiderstandswert von Cw 0,27 gehört der W220 noch heute zu den besten Aerodynamikern. Für lange Strecken sind die Sitze bequem, auch wenn sie wenig Seitenhalt bieten.
Es ist ein Fahrzeug zum Reisen, nicht zum Rasen.
Mindestens sechs Zylinder arbeiten unter der Haube, vom 2,8 Liter großen S 280 bis zum Zwölfzylinder S 63 AMG mit 326 kW/444 PS. Leistungsstärkster Antrieb ist der S 65 AMG mit 6,0-Liter-Biturbo und 450 kW/612 PS. Genügsamer sind die Diesel wie der 3,0-Liter-Sechszylinder im S 320 CDI und der 4,0-Liter-V8 im S 400 CDI. Der Achtzylinder Diesel hat wie sein Pendant von BMW mit gelber Umweltplakette zu kämpfen. Das drückt wie der Rost auf den Marktpreis. Es ist wie immer zu raten, lieber ein etwas teures, gepflegtes Exemplar zu wählen, als sich an einer Grotte tot zu reparieren. Doch selbst das ist leider nicht umsonst: Ein Kollege hat mit einem Mercedes W220 320cdi die Distanz von Tachostand 250.000 auf 350.000 Kilometer zurückgelegt. Innerhalb von drei Jahren wurden für Steuergeräte, Klimaautomatik, Luftfederung, Bremsen, Zylinderkopfdichtung, Turbolader, Achsen und Navigationssystem knapp 25.000 Euro für Reparaturen ausgegeben. Das hört sich zunächst viel an. Hätte der seine S-Klasse neu gekauft, hätte er hingegen 50.000 Euro an Wert verloren. Allerdings seine Nerven behalten. Fazit: Wer wie ein Chef fahren will, muss letztlich Chef-Gehälter ausgeben.