Millionen für Motoren


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Normalerweise lässt sich Aaron Weiss von seiner Frau nicht viel sagen, sondern behauptet wie jeder in einer langen Ehe gereifte Mann grundsätzlich das Gegenteil. Doch wenn seine bessere Hälfte ihn für krank erklärt, kann er ihr kaum widersprechen. „Da muss ich ihr leider recht geben“, lacht der 64-jährige Amerikaner und lässt zum Beweis den Blick schweifen. Denn um seine Krankheit zu diagnostizieren, muss man kein Arzt sein, sondern nur in seine Garage schauen: Eine riesige Halle in Pasadena, eine halbe Stunde nordöstlich von Los Angeles, in der er eine der eindrucksvollsten Sammlungen an klassischen Automobilen zusammengetragen hat, die ein Privatmann in Kalifornien sein Eigen nennt.

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Hört man ihn nur reden und blendet dabei die chromfunkelnde Kulisse aus, klingt Weiss dabei so nüchtern wie ein Anlageberater. Ganz so nüchtern wie er gerne tut, ist er dann aber doch nicht. Zum Beispiel der Chrysler Town & Country in seiner prall gefüllten Halle, die er nach dem Anfangsbuchstaben im Namen all seiner fünf Kinder „Flying A Garage“ nennt, ist das Ergebnis einer schlaflosen Nacht. „Das kommt davon, wenn dich deine altersschwache Blase aus dem Bett treibt und du danach nicht wieder einschlafen kannst“, erzählt er von seinen Streifzügen durchs Internet und der ungewöhnlich spontanen Entscheidung für einen Deal von ein paar hunderttausend Dollar.

chrysler-town-and-countryBegonnen hat seine Leidenschaft mit einem Rolls-Royce, weil den während seiner Kindheit ein Filmstar in der Nachbarschaft gefahren hat. Zwar hat er dann wie so viele Amerikaner erst einmal einen Camaro gekauft. Und wenn er dienstlich durch Los Angeles fährt, dann in einem ärmlichen GMC Yukon, damit ihn die Geschäftspartner nicht für reich halten und über den Tisch ziehen. Doch vor 20 Jahren habe es ihn plötzlich gepackt und er musste endlich selbst nach der Spirit of Ecstasy schauen. So hat er sich ein Camargue Cabrio gekauft und plötzlich die Sammelleidenschaft entdeckt.

Zwar versteckt Weiss seine Sammlung in einem schlichten Industriebau irgendwo in Pasadena, und wenn der Immobilienmagnat dort sehr zum Ärger seiner Frau mal wieder die Zeit vergisst, achtet er peinlich genau, dass alle Türen geschlossen sind, weil er sonst vor lauter Schaulustigen doch nicht zum Arbeiten kommt. Aber anders als viele europäische Sammler mauert sich Weiss nicht ein in seiner Schatzkammer, sondern nutzt sie vor allem für Wohltätigkeitsveranstaltungen. Schulklassen sind bei ihm Stammgast, und wer großzügig spendet, der darf zwischen Weiss’ Oldtimern auch seine Firmen- oder Vereinsparty feiern. Und einmal im Jahr holt er die Autos alle aus der Garage und veranstaltet mit Freunden den San Marino Motor Classic Concours – eine Art Pebble-Beach im Kleinformat, aber kaum schlechter besetzt.

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