Hannibal war damals von Spanien aus aufgebrochen, um die verhassten Römer an ihrer empfindlichsten Stelle zu bekriegen und zu besiegen: in deren eigenem Land.
Durch das Rhône-Tal, dann ins enge Tal der Durance wechselnd, suchte sich der ideenreiche und besessene Feldherr trickreich seine Pfade, die nicht nur bis an die 3.000 Höhenmeter reichten, sondern auch mit Eis und Schnee bedeckt waren. Etwa bei Briançon, einer ehemaligen Garnisonstadt in den letzten beiden Weltkriegen, überquerte der Tross den Mont-Genèvre-Pass auf 1.850 Metern.
Dort begann auch unsere Spurensuche am südlichen Sockel des mächtigen Mont Chaberton (3.131 m). Ins Tal der Dora Riparia ging es östlich weiter, weniger anstrengend bis kurz vor Susa.
Stets war Hannibal darauf bedacht, nicht vorzeitig von den römischen Spähern entdeckt zu werden.
Das aber erforderte eine Wegeplanung, die wesentlich heikler war, als es die geographischen Gegebenheiten ermöglicht hätten. Unser mit Allradantrieb, Untersetzung und kräftigem Diesel ausgestatteter Pickup brachte alle benötigten Kletterfähigkeiten mit, um ziemlich exakt auf einigen historisch belegten, sehr naturbelassenen Streckenabschnitten Hannibals Spuren folgen zu können. Sein Weg führte dann wenige Kilometer vor dem heutigen Susa ins immer enger und steiler werdende Val Clarea hinauf zum Col de Clapier (2.488 m), der vom Feldherrn als nächstes Ziel ausgemacht war.
Die Überquerung hinüber zum damals schon als Handelspass bekannten Mont Cenis (2.084 m) war ein hartes Stück Arbeit für Menschen und Tiere. Hannibal wählte die heutige „Route des Grandes Alpes“ die in zahlreichen Kehren und Anstiegen hinauf zum schnee- und eisbedeckten Col de l‘Iseran (2.764 m) führt, ein strapazenreicher Weg.
Unser Turbodiesel hingegen hatte überhaupt keine Leistungseinbußen in dieser Höhe, schnurrte genussvoll hinauf und hinab, im Gegensatz zu den Herzen und Lungen der Soldaten, Pferde und Dickhäuter damals. Einer nach dem anderen der nordafrikanischen Waldelefanten starb dahin, war Höhe, Eis und Schnee nicht mehr gewachsen, die scharfkantigen Felssteine waren für die Dickhäuter einfach zu viel. Nur noch etwa ein Dutzend war bis hierher dabei. Unsere A/T-Reifen hingegen überstanden die Marter ohne Blessuren.
Der lange Abstieg ins heutige Val d‘Isère verschaffte dann dem Tross aus Mensch und Tier Linderung, die Ruhezeiten wurden länger, aber auch das Ziel kam näher. Hannibal wollte die Römer am Ende des Aosta-Tales bei Ivrea angreifen.
Ein einziger Pass musste noch bezwungen werden: Der Kleine Sankt Bernhard (2.188 m). Die Kräfte konnten auf den gut 130 Kilometern, die auch heute noch Forts und Festungen in Serie aufweisen, langsam wieder regeneriert und gebündelt werden.
Hannibals Rechnung ging auf: mit leicht dezimiertem Heer, das mit in Norditalien lebenden Kelten aufgefüllt wurde, aber nur noch mit „Suru“, dem letzten der Elefanten, erreichte er die völlig überraschten Truppenverbände des römischen Reiches und zerrieb diese in einer verheerenden Schlacht bei Ivrea in der nordwestlichen Po-Ebene.
Hier endete auch unsere Tour, die dem Allradler einiges abverlangt hatte. Im Gegensatz zum karthagischen Feldherren hatten wir aber keinerlei Verluste zu vermelden …