„X2Safe“– so nennt sich der digitale Schutzengel – ist ein selbst lernendes Sicherheitssystem. Eines, das in der Lage ist, Fußgänger oder Radfahrer in unmittelbarer Nähe eines herannahenden Fahrzeugs zu erkennen, dessen Fahrer aber gar nicht ahnt, was auf beide Parteien in kürzester Zeit zukommen wird. Ein ziemlich heftiger Crash nämlich, der böse enden kann.
Wie funktioniert so etwas?
Wie kann man die so unterschiedlich agierenden Verkehrsteilnehmer nicht nur digital miteinander vernetzen, sondern sogar deren denken und handeln prognostizieren? Ist das ein Fall von „Big Brother ist watching you“ im positiven Sinne? In dem cloud-basierten System sind die Daten vieler Verkehrsteilnehmer gespeichert. Kurz vor einer möglichen oder gar wahrscheinlichen Kollision werden sowohl der Autofahrer wie auch die „Schwachstelle Mensch“, zu Fuß oder auf dem Rad, gewarnt. Das geschieht entweder akustisch, grafisch oder auch durch Vibration.
Dank sogenannter Schwarm-Intelligenz lernt X2Safe bestimmte Bewegungsmuster vorauszuahnen.
Der von den Friedrichshafener Spezialisten entwickelte Algorithmus errechnet anhand von Paramatern wie Geschwindigkeit, Position und Richtung beider Parteien ob mit einem Zusammenstoß gerechnet werden muss. Gleichzeitig werden alle Nutzer des ZF-Systems, die davon betroffen sein könnten, über ihr Smartphone oder ein anderes Endgerät davon – durch lautes piepen, blinken oder vibrieren – in Kenntnis gesetzt. Beim Autofahrer geschieht dies über das Display eines Onboard-Systems.
Da längst die meisten Menschen über ein Smartphone oder ein Tablet verfügen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass möglichst viele Verkehrsteilnehmer miteinander vernetzt sind, damit das System auch effektiv sein kann. Es muss übrigens nicht das ultraneue Handy sein. Im Zweifelsfall genügt schon ein unscheinbarer Chip, den der Fußgänger oder Radfahrer bei sich tragen muss, um in dieses System integriert zu werden.
Die ZF-Spezialisten haben dafür ein komplexes Programm berechnet, das die Bewegungsmuster der betreffenden Verkehrsteilnehmer erstellt. Daraus ergibt sich der möglichst genaue Zeitpunkt des Zusammenstoßes. Etwa einen Wimpernschlag, so Malgorzata Wiklinska, die Leiterin der ZF-Denkfabrik, dauere die Zeit vom Auslösen bis zur Ankunft der Warnung: „Die Latenzzeit beträgt bei einem 3G-Internet 100 bis 150 Millisekunden. Bis Mitte des Jahres könne mit der Serienreife des Systems gerechnet werden“, sagt sie optimistisch voraus.
Auf der Fachmesse „CES“ im Spielerparadies Las Vegas hat ZF seine neueste Kreation in Sachen Unfallverhütung weltweit erstmals vorgestellt. Dabei klang auch schon, X2-Safe zu einem späteren Zeitpunkt dahin zu bringen, dass ein technisches eingreifen, entweder durch ein Ausweichmanöver oder eine Vollbremsung, möglich sein könnte.