100 Jahre Technik vom Pflug bis zum Flugzeug


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Dort, wo die „Idyllische Straße“ in der Ostalb ihren südlichen Wendepunkt markiert, ist die Besiedlung karg, auf den flachen Höhenzügen bläst ein kalter Wind im Winter, die Dörfer liegen weit auseinander, gut ausgebaute Straßen verbinden sie. Hier in Eschach-Seifertshofen wohnt die Familie Kiemele seit Generationen. Landwirte ursprünglich allesamt.

Eugen Kiemele, geboren 1937, war auch Landwirt aus Tradition. Er kennt sich folglich mit Technik und Mechanik bestens aus, reparierte nicht nur sein eigenes landwirtschaftliches Gerät samt Traktoren, sondern auch das anderer Bauern im ganzen Umkreis.

Er hat ein großes Herz für alles, was sich auf Land, Schiene und in der Luft bewegt, sieht auch heute noch nach dem Rechten, das ansonsten sein Sohn Hans verwaltet, pflegt und sogar erweitert. Auf fast 3 Hektar
Gesamtfläche sind unter freiem Himmel und in neuen Hallen Hunderte, ja Tausende Exponate mal enger, mal mit mehr Raum untergebracht.

Eugen Kiemele schraubte und sammelte nicht nur, er fuhr auch viele Autorennen.

Die Sammelleidenschaft ergänzte er nach dem Krieg, als die Besatzungsmächte viel Kriegsgerät zurückließen, was fast zwangsläufig auf Kiemeles Interesse stieß. So kamen an die 70 Panzer und Kanonen zusammen, die überwiegend in der „Panzerhalle“ friedlich vor sich hin ruhen, ihrer ursprünglichen Gefährlichkeit mit unsichtbaren Maßnahmen beraubt.

Dennoch läuft dem Besucher ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er vor einem über 70 Tonnen schweren „Centurion“-Panzer der Engländer steht, mit einem 12-Zylinder Rolls-Royce-Motor, der trotz seines Gewichts einer gewissen optischen Leichtigkeit und Eleganz nicht entbehrt.

Vater Kiemele handelte also mit ausrangierten Armeefahrzeugen, Traktoren und anderen Mobilen, sammelte Werkstatt- und Zimmereinrichtungen der Landwirte, Spielsachen und sogar Kampfflugzeuge. Ob deren Größe sind sie im Originalzustand unter freiem Himmel auf dem privaten Areal ausgestellt, bei einigen nagt der Zahn der Zeit sichtbar. Dennoch: Alleine die Panzerhalle mit ihren tonnenschweren Exponaten lädt zum stundenlangen faszinierten Betrachten ein.

Kiemeles Traktorenkollektion ist so bunt wie auch umfangreich: Schon die Sammlung an Lanz-Traktoren ist äußerst vielfältig. Wer sich von der Militärsammlung quasi etwas erholen möchte, schaut sich die nachgebauten Arbeitsplätze der Schmiede, Wagenmacher und Schreiner an mit Originalwerkzeug, natürlich. Wenn man die Technik generell verlassen möchte, wandert man zu den Kollektionen aus dem ländlichen Familienleben. Da wird es richtig bunt mit Schlaf- und Kinderzimmerausstattungen, Spielsachen und sogar Nippes der schrillen Art. Das rein automobile Angebot ist mit einem Dutzend Exponaten sehr übersichtlich, wird von einem Goggomobil-Winzling angeführt und reicht bis zum Leistungs-Ballermann Chevrolet Corvette, ein paar betagtere Opels dämmern noch im Halbdunkel dahin, vielmehr nicht. Eine gigantische Schnellzug-Lokomotive der Dampfgeneration dürfte wohl, neben einem Militärflugzeug, das schwerste Ausstellungsobjekt sein. Und, wer sich dann ausruhen möchte, findet in der kleinen urigen Museumsbeize genügend Schmackhaftes aus der Region. Hans Kiemele – Miteigentümer, Kurator, Sammler und „Museumsmotor“ – ist im permanenten  Un-Ruhestand.

In den Sommermonaten schließt sich auf dem riesigen Freigelände ein Event dem anderen an.

Vom Traktor-Pulling bis zu Helikopterflügen, von der Panzer-Mitfahrt bis zum Besuch in einem Kampfhubschrauber… Weit über 220.000 Besucher haben sich die kunterbunte Kiemele-Sammlung bislang mit großem Vergnügen angesehen.

Schwäbisches Bauern- und Technik-Museum Seifertshofen

Hans Kiemele
Marktstraße 5
73569 Eschbach-Seifertshofen

Tel. 0171 – 519 90 09

Ganzjährig täglich geöffnet.

www.museum-kiemele.de

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