Alfred Biolek


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In seinen 53 Jahren im Showbusiness sei er in noch keiner so einzigartigen Show wie dieser aufgetreten. Wenn ein weltberühmter amerikanischer Entertainer ein solches Kompliment macht, dann ist das sicher weit mehr als die typisch amerikanische Höflichkeit, die alles und jedes erst mal »great« findet. Nein, Sammy Davis jr. meinte seinen Enthusiasmus völlig ernst, als er am 18. März 1982 in »Bio’s Bahnhof« auftrat. Das Kompliment ist heute fast so legendär wie die Show selbst.

Weltstars bei „Bio“: Der Moderator Alfred Biolek (r) präsentiert 1982 in seiner Unterhaltungssendung „Bio’s Bahnhof“ den weltberühmten Entertainer Sammy Davis jr. Am 10.7.1999 feiert „Bio“, der zu den beliebtesten Moderatoren im deutschen Fernsehen zählt, seinen 65. Geburtstag. Der promovierte Jurist startete seine Karriere 1963 in der Rechtsabteilung des ZDF, wo er sich jedoch schon bald auch der redaktionellen Tätigkeit widmete. Bekannt wurde er 1974 als Produzent der Sendung „Am laufenden Band“. 1978 moderierte der bekennende Homosexuelle dann seine erste Sendung.

Foto picture alliance/DPA/Horst Ossinger

Damals gab es die Sendung schon seit vier Jahren. Das Konzept war so außergewöhnlich, dass es heute vielleicht gar keine Chance mehr hätte, in einer Zeit, in der Einschaltquoten, Zielgruppen und Mainstream angesichts der unübersichtlichen Vielfalt von TV-Kanälen nahezu das gesamte Programm diktieren.
Alfred Biolek hatte für seine Show ein stillgelegtes Eisenbahngelände in Köln gewählt. Keine Musikrichtung sollte tabu sein, erst recht nicht – wie anderswo oft gehandhabt – E(rnste) und U(nterhaltungs)-Musik unvereinbare Gegensätze. So kamen Größen wie Karlheinz Stockhausen und Eberhard Schoener in die Show. Schoener trat zusammen mit Sting auf, für den das der erste Auftritt in Deutschland war – ungeachtet seiner großen Erfolge mit »The Police«!
Mindestens zwei weitere Stars hatten durch Bio’s Bahnhof hierzulande ihren Durchbruch: Kate Bush, deren Single aus »The Kick Inside« sich 1978 nach dem Roman der Schriftstellerin Emily Brontë benannte, stellte »Wuthering Heights« in der ersten Ausgabe von Bio’s Bahnhof vor. Das war am 9. Februar 1978. In der Folgesendung bewies Helen Schneider, dass ihr Repertoire ein deutsches Publikum begeistern konnte. Kaum zu glauben: Die Entertainerin mit dem so deutsch klingenden Namen war bis zum Auftritt bei Bio noch nie in Deutschland gewesen. Später machte sich die »Rock’n’Roll Gypsy« einen Namen als Schauspielerin im Theater ebenso wie im Fernsehen. Und verlegte ihren Wohnsitz nach Deutschland.
Zu Bio’s Bahnhof gehörte es auch, dass etablierte Stars unbekannte Facetten ihres Könnens zeigten. Unvergessen ist Nana Mouskouri, wie sie gemeinsam mit Udo Lindenberg die »Andrea Doria« darbot.
Vor seinem »Bahnhof« wirkte Alfred Biolek als Unterhaltungsmensch im Hintergrund. Mit Rudi Carrell konzipierte er dessen erfolgreichstes Format »Am laufenden Band«, eine klassische Samstagabendshow. Und entdeckte Monty Phyton fürs deutsche Publikum. Nach 30 Sendungen war Schluss und für Alfred Biolek die Zeit für Neues gekommen, etwa die Talkshow »Bei Bio«.
In Erinnerung wird er, 87-jährig 2021 verstorben, vor allem als Gourmet, Kochbuchautor und Fernsehkoch bleiben. Das ist nicht falsch. Bios Verdienste um die Unterhaltung in den deutschen Medien trifft diese Wahrnehmung aber tatsächlich nur ansatzweise.

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