Ballon fahren mit Österreichs erster Pilotin


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Mich plagt noch immer das schlechte Gewissen. Schuld daran ist ein Riss in der nagelneuen „Schartner Bombe“. Irmgard Moser aus Kössen im Tiroler Kaiserwinkl hatte nach unserem gemeinsamen „Abheben“ vermutlich Stress, um weiterhin ihrem Hobby und Beruf nachgehen zu können. Von dem Ballon, mit dem wir unterwegs waren, „fahren“ vier Exemplare durch die Lüfte. Eines kostet 32.000 Euro, den Korb nicht mitgerechnet.

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Irmgard, die 46-jährige Pilotin, hat vor knapp zwanzig Jahren ihre Liebe zum Ballonsport entdeckt und eine einjährige Ausbildung zur ersten österreichischen Ballonfahrerin absolviert. Inzwischen arbeitet die sympathische Frau für das Ballon-Unternehmen Ballooning Tyrol. In der Männer-Domäne des Ballonsports ist die Tirolerin von der Verfolgerin im Begleitauto zur stellvertretenden Chefin aufgestiegen.

Wer in der Alpenrepublik die Laufbahn einer Ballonfahrerin anstrebt, muss mit einem ärztlichen Zeugnis seine Flugtauglichkeit beweisen und ein Führungszeugnis vorlegen, danach steht einer Ausbildung nichts mehr im Weg. Neben dem nötigen Theoriewissen über Meteorologie, Luftrecht oder Erste Hilfe sind mindestens zehn Ausbildungsfahrten nötig, um zur Ballonfahrer-Prüfung antreten zu dürfen. „Wichtig ist es, alle Jahreszeiten und Wetterbedingungen genau zu kennen, weil ein Ballon nur bei passender Wetterlage gestartet werden kann.“

„Danach braucht man jede Menge Erfahrung, um in der Luft bestehen zu können“, erzählt mir Irmgard, während wir bei strahlend blauem Himmel langsam, aber sicher abheben. Mittlerweile hat die wagemutige Pilotin mehr als tausend Stunden Ballonfahrt hinter sich und ist damit die aktivste „Frau der Lüfte“ in Österreich. „Außer mir gibt es nur vier oder fünf Pilotinnen, aber ich bin die einzige Alpenpilotin“. Die größte Herausforderung in Irmgard Mosers zweiter Karriere war die Ballonfahrt über den Alpenhauptkamm nach Venedig. „Wer sich dieser Herausforderung stellt, wird mit einem atemberaubenden Blick auf die Alpen belohnt“. Wir – eine Journalistengruppe in fünf Ballonkörben – fuhren nicht über die Alpen, sondern entlang der Nordseite.

„Wettervorhersagen, das Verhalten der Mitfahrenden und vor allem den Wind darfst du da oben nie aus den Augen verlieren“, erzählt sie mir. Wie gesagt: Vor allem der Wind ist es, der so manche Überraschungen mit sich bringt. „Früher kam er eigentlich fast nur aus dem Westen oder Norden. Inzwischen haben wir ganz oft aggressiven Ostwind“, berichtet die Pilotin über den Klimawechsel. „Da kann es dann schon mal vorkommen, dass ein angepeiltes Ziel außer Reichweite liegt. Hauptsache, die Landung gelingt. Das kann dann auf einem Golfplatz oder einem Friedhof sein“. Wir sind auf der richtigen Luftstraße unterwegs, haben jedoch später beim „Einparken“ ein kleines Problem – die elektrische Abgrenzung einer Rinderweide.

Irmgard Moser „fährt“ rund hundert Stunden pro Jahr zwischen Himmel und Erde, zudem organisiert sie Ballonfahrt-Veranstaltungen. „Das kann schon mal stressig werden.“ Wie mit mir. Die treibende Kraft für sie ist jedoch ihr Ehrgeiz – eine Eigenschaft, die für sie eine wichtige Grundlage ist, um sich in einer Männerdomäne zu behaupten.

Deshalb trägt Irmgard Moser, die Ballon-Pilotin es mit Fassung, als ich beim abschließenden Zusammenlegen mit meinem behinderten linken Bein nicht rechtzeitig von der Ballonhaut zurücktreten kann und anschließend ein halber Meter langer Triangel in der „Schartner Bombe“ kläfft. Wir waren vom Passagier wieder zur Bodencrew degradiert worden und luden Ballon und Korb in den Hänger. Dann ging es zum letzten Höhepunkt des Tages – der Ballonfahrer-Taufe.

Diese Zeremonie ist der gefährlichste Teil des Ballonfahrer-Abenteuers. Die Erhebung in den Adelsstand der Ballonfahrer ist nämlich eine brandgefährliche Angelegenheit. Mir, dem Täufling, wurden einige Haare angezündet und anschließend mit Champagner gelöscht. Nun bin ich offiziell „Erzherzog Mario, den Weidenkorb besteigender Luftpirat, den Miesberg querender Schnellabsteiger zu Walchsee“.

Tourismusverband Kaiserwinkl

Dorf 15
A-6345 Kaiserwinkl
info@kaiserwinkl.com

ballooning tyrol gesmbh

Bahnhofstraße 21
A-6380 St. Johann/Tirol

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