Das ist jetzt acht Jahre her. Heute sitzt Geoghegan im hübschen Clubzimmer eines Backsteinbaus am Rande von Bicester, eine Stunde nördlich von London und eine Stunde südlich von Birmingham, und lässt den Blick schweifen über ein Paradies für Petrolheads, das zum neuen Magneten der Oldtimer-Szene auf der Insel geworden ist. Denn auf dem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt der Royal Air Force sind die Baracken und Hangars, die Wohnhäuser und Werkstätten nach Jahrzehnten des Verfalls und der Abstinenz mittlerweile wieder gut gefüllt – mit Oldtimer-Spezialisten vom Motorenbauer bis zum Sattler, mit Restauratoren und Restaurants, mit Fahrschulen und Feinkostläden und sogar mit einer Brauerei und einer Gin-Destillerie. „Unsere Idee war ein Countryclub für Car-Guys, in dem sich aber die ganze Familie wohl fühlt, wo sich niemand für eine Ausfahrt aus dem Haus stehlen muss, sondern alle begeistert mitkommen“, umreißt er das Konzept und erinnert sich daran, dass das freilich nicht einfach war.
Erst musste er mit dem Verteidigungsministerium verhandeln. Und als alle Verträge in trockenen Tüchern waren, musste er das Areal in Besitz nehmen – was gar nicht so einfach ist, wenn man nur einen Korb mit Hunderten Schlüsseln bekommt und einem niemand sagt, welcher davon zu welcher Tür und welchem Bau passt, erzählt er mit einem Lachen. Ach ja, und ein paar Millionen mussten er und seine Geschäftspartner in das Projekt »Bicester Heritage« auch noch investieren.
„Doch die Arbeit hat sich gelohnt“, freut sich Geoghegan. Mit 45 Firmen ist das Areal ausgebucht und auf der Warteliste stehen noch zehnmal so viele. In der Flugmotorenwerkstatt werden jetzt Automotoren nachgebaut, in der Offiziersmesse ist der Clubsaal, die Start- und Landebahn ist die lange Gerade der Rennstrecke, die sich über das gesamte Flugfeld schlängelt. Sogar den ersten Autohersteller hat Geoghegan bereits angesiedelt – die Little Car Company. Deren Name ist gleich doppelt gerechtfertigt. Erstens, weil die Firma vergleichsweise klein ist und nie mehr als ein paar Hundert Autos im Jahr bauen wird. Und zweitens, weil auch ihre Fahrzeuge etwas kleiner sind als üblich: 75 Prozent der originalen Größe haben Bugatti Type 35, Aston Martin DB5 und Ferrari Testa Rossa, die für Kinder von 14 Jahren aufwärts gedacht sind und politisch korrekt rein elektrisch fahren. Dass sie deshalb aber alles andere als Spielsachen sind, merkt man beim Blick auf das bisweilen sechsstellige Preisschild genauso wie beim Ausflug auf die ehemalige Landebahn, wo jedes einzelne Exemplar ordentlich eingefahren wird – mit bis zu 80 km/h. Und mit ihren E-Motoren schlägt die Little Car Company zudem die Brücke zu seinen weiteren Plänen. Denn der Initiator will es nicht bei Oldtimern belassen, sondern sich der Mobilität in all ihren Facetten widmen. Schließlich hat er noch drei Quadranten auf seinem Areal zu füllen.
Zwar registriert Daniel Geoghegan ein riesiges Interesse und glaubt fest an eine große Zukunft für alte Autos, weiß aber auch, dass die Generation iPhone womöglich andere Interessen hat als Zylinderköpfe und Ledersitze. Deshalb kümmert sich Bicester Heritage auch intensiv um die Nachwuchspflege: In Kooperationen mit einer Reihe von Hochschulen haben sie bereits mehrere hundert Handwerker für alle bei ihnen relevanten Berufe ausgebildet, an ihren Publikumstagen dürfen selbst Kids mal einen Oldtimer übers Rollfeld steuern: „Wer mal zwei Wochen einen Klassiker fahren konnte, der kommt garantiert auf den Geschmack und bleibt uns auf Dauer erhalten.“ Davon ist Geoghegan überzeugt.
Fotos Bicester Heritage