In den sechziger und siebziger Jahren fehlten seine Veröffentlichungen in kaum einem deutschen Haushalt, und die Eltern achteten peinlich darauf, dass der Nachwuchs keine Kratzer in die sorgsam gehüteten Vinyl-Schallplatten machte. Ganze Reihen, die „Classics Up To Date“ und „Dancing à Go Go“ hießen, zeigten, was der gebürtige Bremer wollte: Unterhaltungsmusik, perfekt produziert, leichtgängig – erst später würde man sowas „Easy Listening“ nennen, was zugleich respektvoller klingt als die deutschen Übersetzungen, die einem adhoc einfallen. Einem großen Publikum gefiel‘s, und zeitweise hatte James Last, der eigentlich Hans hieß, in einem ganzen Jahr keinen freien Tag. Wobei er es auch im größten Stress fertigbrachte, ein geachteter und, ja, geliebter Orchesterchef zu sein.
So viel Erfolg mit so einem Rezept zog – wen wundert’s – auch kritische Rezensionen nach sich. Von Fahrstuhlmusik war dann schon mal zu lesen oder vom fehlenden Anspruch, was sich besonders auf Lasts Klassik-Adaptionen bezogen haben mag. Irgendwann ereilte ihn, der unter anderem jahrelang der ZDF-„Starparade“ seinen Stempel verpasst hatte, eine Durststrecke in Sachen Erfolg. Andere Sounds waren gefragter, junge Künstler drängten nach.
Und dann war James Last wieder da – allerdings! Die Jungs von „Fettes Brot“ klopften an und wollten ihn für sich gewinnen. Das ging auf: „Ruf mich an“ wurde nicht nur ein gemeinsamer Hit, sondern im Sprachgebrauch zum geflügelten Wort. Er tourte wie eh und je, und wer ihn erlebte, konnte kaum glauben, dass dieser Mann inzwischen jenseits der 70 war.
In seiner Autobiographie hat er die Höhen und Tiefen von Leben und Karriere beschrieben, auch den Verlust eines beträchtlichen Vermögens durch windige Berater, um aus eigener Kraft schließlich doch noch schuldenfrei zu werden, weibliche Versuchungen auf Tourneen, die eine Ehe schon mal erschüttern können, und bei so viel unprätentiöser Ehrlichkeit reibt man sich beim Lesen mehr als einmal dezent über die Augen.
Sicher hatten ihm jenseits der 80 manche Krankheiten zu schaffen gemacht. Trotzdem war er auch hier – typisch Last – der Stehauf-Mann geblieben. So kam sein Tod für die Öffentlichkeit sicher überraschend. Er selbst würde sich bei aller Trauer wohl mehr gewünscht haben, dass man mit seiner Musik doch darauf achtet, dass die Tristesse nicht überhand nimmt. Leichter gesagt als getan. Auf die Frage, warum er immer nur instrumental aktiv gewesen sei und nie mal – wenigstens versuchsweise – gesungen habe, hatte er eine für ihn typische, norddeutsch-trockene Antwort parat: Man verstehe ihn ob seines Nuschelns doch schon beim Reden kaum – das wollte er niemandem auch noch gesanglich zumuten.
Bleibt zu sagen: Danke, Mr. Non Stop Dancing!
CDs von James Last sind bei UNIVERSAL MUSIC erschienen.