Das Automuseum in Melle


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Der Fahrersitz befindet sich in der Mitte. Die Erklärung für diese Besonderheit am Panhard Levassor von 1936: Es müsse schließlich links und rechts vom Fahrer noch je eine Frau Platz nehmen können. Eine Anekdote, natürlich. Denn im Automuseum Melle geht es um Technik im Wandel der Automobilgeschichte, aber eben auch um die Besonderheiten, die ein Auto in seiner Zeit gekennzeichnet haben. Gilt übrigens gleichermaßen für Motorräder.

Foto: Matthias Mausolf

De Dion Bouton (F) 1903 Populaire Typ Q 6 PS Das erste von der 1. Osnabrücker Automobil Gesellschaft Wieman & Co verkaufte Automobil ist sensationell erhalten.

Zwischen 300 und 500 Exponaten finden in den Museumsräumen auf drei Stockwerken ihren Platz. Die Besonderheit: Alle sind fahrbereit. Und alle werden gefahren. Durch bloßes Herumstehen sind sie irgendwann „tot“. Maximal sechs Monate steht ein Auto hier aus, dann ist der Wechsel angesagt. Heißt: Im Automuseum Melle ist die Veränderung durchgängiges Thema. Was man heute sieht, kann in einem Folgebesuch – nur wenige Monate später – ganz anders aussehen. Darauf legen die Betreiber großen Wert. Die Ausstellungsstücke stellen die Besitzer leihweise zur Verfügung, und sie sind auch durchgängig für die Pflege verantwortlich. Das mag den monatelangen Verzicht aufs Schmuckstück ein wenig mildern. Sonderausstellungen zu bestimmten Themen, etwa zu Autos der 30er-Jahre, gehören immer zum Programm, ebenso wie Veranstaltungen.
Alle, die das seit rund 40 Jahren bestehende Museum unterstützen, arbeiten übrigens ehrenamtlich. So kann es passieren, dass man unversehens vor einem Auto von 1908 steht, dessen Namen heute wohl nur noch Insider kennen. Dürkopp? Eine Bielefelder Firma, die zu den ersten deutschen Automobilherstellern gehörte. Erhalten geblieben ist auch das erste in Osnabrück verkaufte Auto. Sechs Pferdestärken arbeiten unter der Motorhaube des De Dion Bouton Populaire Type Q von 1903.

Foto: Matthias Mausolf

Dürkopp 1908 10/20PS „Knipperdolling“ Die Bielefelder Firma gehörte zu den ersten deutschen Automobilherstellern.

Erstaunen weckt auch ein Stromlinienwagen aus der früheren Tschechoslowakei, das anno 2014 problemlos als futuristische Studie durchginge. Besonders reizvoll: Immer wieder finden sich Exponate, die zum Alltag ihrer Zeit gehörten, längst nicht nur Exoten. Der Citroën 2 CV Charleston etwa, ursprünglich ein Sondermodell, dann aufgrund hoher Nachfrage ins reguläre Programm genommen. Oder der NSU Ro 80, dessen Besitzer sich der Legende nach, wenn an Kreuzungen aufeinandertreffend, mit Handzeichen darüber verständigten, wie viele Motoren das eigene Exemplar schon benötigt habe. Denn auch das gehört zur Technik: Einem genialen Konzept fehlt noch der Feinschliff zur Alltagstauglichkeit. Was für Entwickler eher Ansporn denn Grund zur Resignation sein sollte.
Berühren darf man die Exponate übrigens nicht, auch wenn das immer reizvoller erscheint, je länger wir durchs Museum gehen, je mehr wir sehen und hören. Die Erklärung ist einfach und – anders als beim Panhard Levassor von 1936 – keine Legende: Der Schweiß, der sich auf einer Hand im Laufe eines Tages unvermeidlich bildet, schadet dem Lack. Und das gilt nicht nur für die „Urahnen“ von 1906 und 1908. So bleibt’s für den Besucher beim Betrachten – das Bewegen der Exponate müssen andere besorgen. Fachgerecht.

Foto: Matthias Mausolf

Panhard Levassor von 1936 mit dem Lenkrad in der Mitte.

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