Im Turm Triva im Ingolstädter Klenzepark präsentiert das Bayerische Polizeimuseum verblüffende Einblicke in das Innenleben der bayerischen Gesetzeshüter. Es beschreibt die spannende Zeit von der bayerischen Revolution von 1818/19, über den Nationalsozialismus bis hin zum Kampf um die atomare Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf. Auf derzeit 650 m² werden außerdem 450 originale Objekte und 150 Reproduktionen aus der Geschichte der Bayerischen Polizei seit 1918 gezeigt. Das Bayerische Polizeimuseum ist eine eigenständige Abteilung des Bayerischen Armeemuseums inmitten der Festungsanlagen im Ingolstädter Klenzepark.
«Recht muss Recht bleiben!» Mit diesen Worten verteidigte sich der junge Max Lagerbauer, ein Gendarmerie-Hauptmann aus Ansbach, als ihn der gefürchtete Reichsführer-SS und Polizei-Chef Heinrich Himmler zu Nazi-Zeiten nach einem Polizeieinsatz in Mittelfranken vorlud und anbrüllte. Der junge Gendarm hatte auf Bitten der Bevölkerung eine grölende und pöbelnde Gruppe von SS-Männern zur Ruhe und Rechtseinhaltung aufgefordert. Daraufhin gingen die SS-Randalierer auf den Gendarmen los, dieser wehrte sich und sorgte mit einem entschlossenen Säbelhieb für Ruhe. Diese weitgehend (noch) unbekannte Begegnung, die für den mutigen Gendarm unbehelligt ausging, kann als Sternstunde der bayerischen Polizei bezeichnet werden.
Diese und viele andere Geschichten erzählt das Bayerische Polizeimuseum in Ingolstadt, das im Baudenkmal Turm Triva im Klenzepark am Donauufer der AUDI-Stadt eröffnet wurde. Auch wenn heute die Aufgaben von Armee und Polizei strikt getrennt sind – noch im 19. Jahrhundert waren Militär und Polizei eins: Bei einem Massenprotest rückten vor gut 200 Jahren bewaffnete Soldaten an, die auf die Aufständischen schießen sollten. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war ein zig Millionen teurer Stahlzaun – jede Strebe so dick wie ein Mittelfinger – als Bollwerk des Staates gegen Tausende von Demonstranten im Einsatz. 15 Meter des knallgrünen Stahlzaunes und daneben ein Transparent: «Atompfalz nie – Wir halten durch» sind Symbole für einen der größten Polizeieinsätze in der bundesdeutschen Geschichte: Wackersdorf.
Erst seit dem 11. Oktober 1811 existiert der Gendarm, der Landpolizist mit seiner tannengrünen Uniform, mit einem roten Umschlag und Goldknöpfen. Zwischen der Jagd auf Wilderer und der «Schlacht um Wackersdorf» hat die Bayerische Polizei eine wechselvolle Geschichte erlebt. Die will das neue Museum im historischen Turm Triva, Teil des Ingolstädter Festungsrings, auf 650 Quadratmeter zeigen. Das längsovale Festungswerk, zwischen 1828 und 1841 erbaut und von 1988 bis 1992 saniert, soll mit der Eröffnung des Bayerischen Polizeimuseums dauerhaft genutzt werden.
Die Ausstellung beginnt nach dem Ersten Weltkrieg: 1919 wird Polizist zu einem Ausbildungsberuf, der Vorläufer der heutigen Bereitschaftspolizei entsteht. Die Schau blickt in die Weimarer Republik, wo die Polizisten mit Fahndungsplakaten Jagd auf Schwarzhändler, Wucherer und den Mörder von Hinterkaifeck machten, zeigt die Radikalisierung der Polizei im Dritten Reich und den modernen Polizisten in der Mitte des 20. Jahrhunderts: einen Mann (Frauen im Polizeiuniform gibt es erst seit 1990), der in den 60er Jahren in einem olivgrünen VW Käfer mit Martinshorn auf dem Dach die Streife fuhr und damit das Ende des Dorfpolizisten, der allein auf seiner kleinen Wache saß und zu Fuß umherging, einläutete.
Der Bayerische Innenminister Joachim Hermann, der zusammen mit Wissenschafts-Staatsminister Wolfgang Heubisch, Museumschef Ansgar Reiß und Landespolizeipräsident Waldemar Kindler zur Eröffnung vor dem Turm Triva ein rotes Band durchschnitt, hat schon Themenerweiterungen angekündigt: «Falschgeld, Kunstfälschungen oder Rauschgiftkriminalität werden noch Eingang in die Räumlichkeiten des Museums finden.» Jetzt hoffen Museumsfreunde, dass der nächste Schritt nicht wieder zu einer jahrelangen Hängepartie wird, weil schon 2002 die Polizeischau im sanierten Ingolstädter Festungsbau gezeigt werden sollte. Dagegen wurde in München vom Bayerischen Innenminister Joachim Hermann und dem dortigen Polizeipräsidenten Prof. Dr. Schmidbauer die erste Abteilung des Münchner Polizeimuseums eröffnet.