Das fast unglaubliche Comeback


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Andeutungen hatte es immer wieder gegeben, aber am 2. September 2021 war es wirklich soweit: ABBA kündigten zwei neue Songs an, präsentierten sie auch gleich und verwiesen dabei auf ein komplettes Album: »Voyage«. Die Internetklicks und Vorbestellungen gingen prompt durch die Decke.

Rückblick: 1982 hatten sie ihre letzte Single veröffentlicht: »The Day Before You Came«. Offiziell hatte das Quartett seine Auflösung nie gemacht, aber aus persönlichen Spannungen und unterschiedlichen musikalischen Vorstellungen auch keinen Hehl. Nach 400 Millionen verkaufter Tonträger wurde es mit den Jahren immer unwahrscheinlicher, ABBA jemals wieder gemeinsam zu erleben. Finanziell nötig hatten sie’s eh nicht.
Das alles ist so lange her, dass jüngere Musikfans völlig logisch fragen werden: ABBA – wer war das?
Anni-Frid (kurz Frida), Benny, Björn und Agnetha haben seinerzeit erstmals bewiesen, dass aus Schweden nicht nur vorzüglicher Fisch und exzellente Kinderbücher kommen. Sondern eben auch Pop-Musik, wie man sie bis dahin allenfalls aus Großbritannien kannte, vor allem aus London als DEM Pop-Epizentrum schlechthin. Und dann kamen vier junge Leute aus Schweden, alle um die 30, und zeigten der ganzen Welt, wie man’s macht.
Beim Grand Prix Eurovision in Brighton legten sie 1974 mit »Waterloo« einen der beim Wettbewerb seltenen Start-Ziel-Siege hin. In der zweiten Hälfte der Siebziger gehörten die Spitzenplätze der Charts ihnen. Zu den fröhlichen Songs (I Do, I Do…, Mamma Mia) kamen mit der Zeit Balladen (Chiquitita), sogar auf die Disco-Welle sprangen sie mit Erfolg auf. Das gelang längst nicht jedem.
Dass das alles perfekt produziert und akribisch vorbereitet war, merkte man beim Hören nicht. Es klang alles so wunderbar »easy listening«. Aber vor allem Benny und Björn als Texter und Komponisten hatten quasi nie eine Pause. Oft, so sagten sie später, kam von irgendwoher eine Inspiration – die allerdings musste dann mit größter Sorgfalt umgesetzt werden. Musikalische Leichtigkeit, die erst durch Schwerstarbeit möglich wurde. Ihre Langspielplatten? Oft schon vor Erscheinen durch Vorbestellungen reif für Gold und Platin. Live-Auftritte, Fernsehpräsenz? Selten – da haben sie sich immer rar gemacht.
Und heute? »Voyage« klingt wunderbar entspannt. Sie verstehen sich wieder, als Freunde, sie müssen niemandem mehr was beweisen. Solo waren sie ohnehin nie ganz weg vom Showbiz. Sie sind alle über 70, was sie auch nicht verbergen. Aber für den Ruhestand haben sie erst mal keine Zeit: Für 2022 zeigen sie sich auch wieder in Konzerten – digital, ganz up to date. In puncto Verkaufszahlen ist es freilich wie in den Siebzigern.

Foto Industrial Light & Magic, Baillie Walsh

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